Unser Zentralstern im Röntgenblick
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
10. August 2017
Gegen Ende des Jahrzehnts will die europäische
Weltraumagentur ESA die Sonde Solar Orbiter starten, die der
Wissenschaft einen ganz neuen Blick auf unseren Zentralstern ermöglichen soll.
Das Teleskop STIX wird dabei die Röntgenstrahlung der Sonne ins Visier nehmen,
die Hinweise auf die Aktivität der Sonne gibt. Kürzlich wurde das
Instrument fertiggestellt.
Die Imager-Einheit des Teleskops STIX,
welche die Röntgenstrahlung filtert, und die
Detektorbox (schwarz, im Hintergrund), die die
Röntgenstrahlung misst.
Foto: AIP/Hakan Önel [Großansicht] |
Die Sonne aus nächster Nähe erforschen und ihre Aktivität messen: Das
Teleskop STIX soll ab Februar 2019 als Teil der Weltraummission Solar Orbiter
der europäischen Weltraumagentur ESA die Röntgenstrahlung der Sonne mit bislang
noch nicht erreichtem Detailreichtum untersuchen. Ein internationales Team mit
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Astrophysik
Potsdam (AIP) hat STIX entwickelt und im vergangenen Monat fertiggestellt. Das
AIP war an dem Instrument als einziges Forschungsinstitut in Deutschland
beteiligt.
Röntgenstrahlung gibt Hinweise auf die Aktivität der Sonne und entsteht in
der Korona, der äußeren Atmosphäre. STIX (kurz für: Spectrometer/Telescope for
Imaging X-rays) soll diese Strahlung messen. Das Teleskop besteht aus
Hitzeschild-Fenstern, dem Imager und einer Detektorbox. Die Röntgenstrahlung
tritt durch die Fenster im Hitzeschild der Raumsonde hindurch, wird in der
Imager-Einheit gefiltert und von der Detektor-Einheit gemessen, um Bilder der
heißesten Regionen, in denen die Temperatur während Sonneneruptionen bis zu etwa
40 Millionen Grad Celsius beträgt, aufzunehmen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AIP haben an dem Imager maßgeblichen
Anteil: Sie entwickelten unter anderem das grundlegende Design der Einheit,
fertigten mechanische Teile und beteiligten sich am Zusammenbau des Instruments.
Außerdem beauftragten und begleiteten die AIP-Wissenschaftler Tests, bei denen
sie zum Beispiel überprüften, wie STIX auf Vibrationen und große
Temperaturschwankungen reagiert. Etwa acht Jahre lang hat es gedauert, die
Imager-Einheit von STIX fertigzustellen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt e.V. (DLR) fördert das Projekt mit etwa 1,8 Millionen Euro.
Das internationale Team unter Leitung der Fachhochschule Nordwestschweiz
(FHNW) hat STIX im Juli nun an das Unternehmen Airbus Defence and Space
übergeben, das in Großbritannien alle Instrumente in die Sonde Solar Orbiter
einbauen und diese auf den Start vorbereiten wird. Zehn Instrumente werden
sich insgesamt auf der Raumsonde befinden und die Sonne sowie ihre Umgebung
untersuchen. STIX soll ungelöste Fragen in Bezug auf unsere Sonne beantworten:
So will man besser verstehen, wie Sonneneruptionen entstehen und wie sich diese
auf die Sonne, den Raum zwischen den Planeten und sogar auf die Erde sowie
unsere technische Zivilisation auswirken können.
STIX und Solar Orbiter werden etwa zehn Jahre lang unterwegs sein, um die
Sonne aus nächster Nähe zu beobachten. Dabei erreicht die Sonde einen Abstand
von einem Viertel der Strecke zwischen der Erde und der Sonne und verlässt zudem
die Erdbahnebene, um die Sonne aus noch nie zuvor erreichten Perspektiven zu
beobachten.
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