Der Große Rote Fleck im Visier
von Stefan Deiters astronews.com
7. Juli 2017
Der Große Rote Fleck ist die wohl eindrucksvollste Struktur
in der Atmosphäre des Gasriesen Jupiter. Das Sturmsystem dürfte seit mehreren hundert Jahren
existieren. Anfang nächster Woche
wird die NASA-Sonde Juno in einer Höhe von nur 9000 Kilometern über den riesigen
Wolkenwirbel fliegen. Mithilfe dieser und weiterer Daten will man hinter das Geheimnis des
Großen Roten Flecks kommen.
Der Gasriese Jupiter
mit dem Großen Roten Fleck in einer Aufnahme der
Sonde Cassini aus dem Dezember 2000.
Bild: NASA /JPL / Space Science
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"Der mysteriöse Große Rote Fleck ist vielleicht die bekannteste Struktur auf
Jupiter", so Scott Bolton vom Southwest Research Institute in San Antonio, der
verantwortliche Wissenschaftler der NASA-Mission Juno. "Dieser gewaltige Sturm
wütet auf dem größten Planeten des Sonnensystems schon seit Jahrhunderten. Nun
wird Juno, mithilfe von Instrumenten, die durch die Wolkendecke dringen
können, erforschen, wo tief im Inneren die Wurzeln dieses Sturms liegen. Das wird uns
dabei helfen zu verstehen, wie dieser Riesensturm funktioniert und was ihn so
besonders macht."
Die Raumsonde Juno wird in der Nacht von Montag auf Dienstag zum sechsten Mal
an Jupiter vorüberfliegen und sich dem Gasriesen dabei auf nur 3500 Kilometer
annähern. Vom Großen Roten Fleck wird die Sonde rund 9000 Kilometer entfernt
sein. Alle acht Instrumente an Bord der Sonde sowie die Kamera sollen während
der Passage Daten sammeln.
Der Große Rote Fleck ist ein riesiger ovaler Wolkenwirbel, der mindestens
schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Manche glauben sogar, dass
er bereits Ende des 17. Jahrhunderts erstmals beobachtet wurde, doch ist
umstritten, ob es sich bei den damaligen Beobachtungen tatsächlich um den Großen
Roten Fleck gehandelt hat. Seinen Namen trägt der Große Rote Fleck nicht zu
Unrecht: Sein Durchmesser ist beispielsweise deutlich größer als der Durchmesser
der Erde - zumindest noch, denn der Fleck wird kleiner und ändert seine Form von
einem Oval zu einem Kreis.
Dieses Phänomen kennt man bereits seit den 1930er Jahren. Ende des 19.
Jahrhunderts wies der Fleck noch einen Durchmesser von rund 41.000 Kilometern an
seiner breitesten Stelle auf, als die Voyager-Sonden 1979 und 1980 an
Jupiter vorüberflogen, waren es nur noch 23.335 Kilometer. Inzwischen ist der
Durchmesser auf deutlich unter 20.000 Kilometer geschrumpft.
Warum der Fleck zuletzt mit einer Rate von knapp 1000 Kilometern pro Jahr
kleiner wurde, wissen die Astronomen nicht. Bei dem Fleck handelt es sich um ein
Sturmsystem, in dessen Inneren Windgeschwindigkeiten von einigen hundert
Kilometern pro Stunde erreicht werden können. Die geplanten Messungen der Sonde
Juno
werden von Beobachtungen ergänzt, die in den letzten Wochen mit erdgebundenen
Teleskopen auf Hawaii in verschiedenen Wellenlängenbereichen durchgeführt
wurden.
Juno befindet sich auf einem weiten Orbit um den Gasriesen, auf dem
die Sonde 53,4 Tage für einen Umlauf benötigt und sich dem Planeten daher auch
nur in recht großen zeitlichen Abständen annähert. Eigentlich war geplant, dass
die Sonde ab Oktober 2016 einen 14-tägigen Orbit um Jupiter einnimmt. Es gab
allerdings Probleme mit Ventilen an den Treibstoffleitungen des Antriebs, so
dass man dieses Manöver erst einmal verschoben hat. Inzwischen hat die NASA
entschieden, Juno während der gesamten Mission auf diesem Orbit zu
belassen.
Juno wurde am 5. August 2011 gestartet und war in der Nacht vom 4.
auf den 5. Juli 2016 in einen Orbit um Jupiter eingeschwenkt. Von Juno
erhoffen sich die Astronomen neue Informationen über Jupiter, insbesondere über
seine Atmosphäre, seinen inneren Aufbau und sein Magnetfeld. Ein Ziel ist es
beispielsweise herauszufinden, ob der Gasriese in seinem Zentrum tatsächlich
über einen festen Kern verfügt. Dies würde dann auch wichtige Hinweise auf die
Entstehungsgeschichte des Planeten liefern, was auch Einblicke in die Frühphase
der Entstehung des Sonnensystems und der anderen Planeten erlauben würde.
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