Sonnenmission nach neun Jahren beendet
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Fraunhofer-Gesellschaft astronews.com
14. März 2017
Die Sonnenmission SOLAR, die neun Jahr lang Daten zur auf
der Erde eintreffenden Sonnenstrahlung lieferte, wurde Mitte Februar beendet. Zu
der Mission auf der ISS gehörte auch das in Deutschland entwickelte
Sonnenspektrometer SolACES. Die Messdaten der Mission sind bislang einzigartig
und bilden eine wichtige Grundlage für komplexe Klimamodelle.
In 400 Kilometern Höhe: Die Mission SOLAR –
bestehend aus den drei Experimenten SOLSPEC,
SOVIM und SolACES – befindet sich außerhalb der
ISS, am Forschungslabor Columbus.
Foto: ESA / NASA [Großansicht] |
Im Februar 2008
flog das Sonnenspektrometer SolACES als Teil der Forschungsmission SOLAR zur
Internationalen Raumstation ISS. Geplant war eine Lebensdauer von eineinhalb
Jahren. Doch SolACES lieferte über neun Jahre lang zuverlässig Daten zum extrem
ultravioletten (EUV)-Spektrum der Sonne. Zusammen mit anderen Messdaten bilden
die SolACES-Daten heute die Basis für moderne Klimamodelle.
Als vielleicht
wichtigstes Ergebnis lieferte SolACES den Nachweis, dass der aktuelle
Sonnenzyklus für die EUV-Strahlung im Vergleich zu den vorangegangenen Zyklen
ein beträchtlich niedrigeres Energieniveau aufweist. Wenn sich diese Tendenz
fortsetzt und sich auch in den anderen Spektralbereichen zeigt, könnte dies ein
Hinweis darauf sein, dass ein niedrigeres solares Aufheizen unserer Atmosphäre
der erwarteten starken Erderwärmung wenigstens etwas entgegenwirken kann.
Die Forschungsmission SOLAR umfasst drei wissenschaftliche Experimente zum
Studium der Sonne: SOLSPEC aus Frankreich, das Schweizer SOVIM und SolACES des
Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik. Diese drei Experimente sollten –
jedes in seinem Bereich – das Sonnenspektrum erfassen. Ihre Aufgabe war es, den
gesamten Energieeintrag der Sonne in unser Klimasystem zu bestimmen und von den
von Menschen verursachten Klimaeinflüssen zu trennen. Nur auf Basis dieser sehr
genauen Messwerte zur Sonnenstrahlung lässt sich mithilfe moderner Klimamodelle
klären, wie die einzelnen Klimafaktoren zusammenwirken und zur Erderwärmung
beitragen.
SolACES wurde für die Messung extrem
ultravioletter (EUV)-Strahlung eingesetzt, die von der Atmosphäre absorbiert
wird und sich daher nicht von der Erde aus messen lässt. EUV-Strahlung steht in
direktem Zusammenhang mit der Sonnenaktivität und erlaubt damit Rückschlüsse auf
den solaren Energieeintrag in unser Klimasystem. Der stark variable EUV-Bereich
ist messtechnisch äußert schwierig zu erfassen. Die Forscher entwickelten daher
eine Methode, die es erlaubt, die weltraumtypische Degradation der Spektrometer
zu korrigieren und somit die Schwankungen der Sonnenstrahlung hochgenau zu
messen.
Erstmals gelang es somit, EUV-Spektrometer im Weltraum kontinuierlich zu
kalibrieren und so den Messfehler auf zehn Prozent zu begrenzen – eine bis dahin
unerreichte Genauigkeit. Diese Messgenauigkeit war ausschlaggebend dafür, dass
die europäische Weltraumbehörde ESA die Laufzeit des Experiments zweimal auf
insgesamt neun Jahre verlängert hat. Das Labor wird damit zum am längsten auf
der ISS operierenden Forschungsexperiment.
Genau an
seinem 9. Geburtstag, am 15. Februar 2017, wurde SOLAR im Brüsseler
Kontrollzentrum B.USOC feierlich deaktiviert. Zum Feiern gab es allen
Grund: Zum einen wurden die Leistungsfähigkeit der Messsysteme und die
Messmethode selbst kontinuierlich verbessert und an ein Optimum herangeführt.
Zum anderen besitzt die Klimaforschung dank SOLAR nun einen in Quantität und
Qualität noch nie dagewesenen Datensatz zur Sonnenaktivität.
Die Messungen
werden daher weitergehen: In Zusammenarbeit mit dem renommierten
Weltstrahlungszentrum in Davos soll dazu ein neues Messkonzept entwickelt
werden. Dieses sieht vor, SolACES-Spektrometer mit hochpräzisen Total Solar
Irradiance (TSI)-Detektoren zu kombinieren und so die etablierte Messmethode von
SolACES für den gesamten Spektralbereich nutzbar zu machen.
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