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XMM-NEWTON
Der entfernteste und hellste Pulsar
von Stefan Deiters
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21. Februar 2017

Astronomen haben mithilfe des europäischen Röntgenteleskops XMM-Newton einen Pulsar entdeckt, der um das Tausendfache heller ist, als man dies bislang für möglich gehalten hat. Es handelt sich zudem um den entferntesten bislang entdeckten Pulsar: Er ist rund 50 Millionen Lichtjahre entfernt. Pulsare sind schnell rotierende Neutronensterne, die nach einer Supernova-Explosion zurückbleiben.

Pulsar

Die Position des in der Galaxie NGC 5907 entdeckten Pulsars und seine Lichtkurve. Bild: ESA/XMM-Newton; NASA/Chandra und SDSS [Großansicht]

Pulsare sind die kompakten Überreste von massereichen Sternen, die ihr nukleares Leben in einer gewaltigen Supernova-Explosion beendet haben. Je nach Masse des Sterns bleibt dabei entweder ein Neutronenstern oder ein Schwarzes Loch zurück. Ein schnell rotierender Neutronenstern, der seine Strahlung in zwei Lichtkegeln abgibt, wird als Pulsar bezeichnet. Die Objekte gleichen einem kosmischen Leuchtfeuer: Jedes Mal, wenn uns dessen Lichtkegel überstreicht, sieht man ein Aufblitzen des Pulsars.

Mithilfe des europäischen Röntgenteleskops XMM-Newton haben Astronomen nun den bislang hellsten Pulsar aufgespürt. Er ist zehn Mal heller als der bisherige Rekordhalter. In jeder Sekunde gibt er soviel Energie ab, wie unsere Sonne in 3,5 Jahren. Das Teleskop hat das Objekt in den vergangenen 13 Jahren mehrfach anvisiert. Der Fund war das Ergebnis einer systematischen Auswertung von Archivdaten. Die einzelnen Lichtblitze des Pulsars liegen 1,13 Sekunden auseinander. Er ist rund 50 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und befindet sich in der Galaxie NGC 5907.

"Bislang hat man angenommen, dass nur Schwarze Löcher mit mindestens der zehnfachen Masse der Sonne, die Material von einem nahen Begleiter abziehen, für so ungewöhnlich hohe Helligkeiten sorgen können", erklärt Gian Luca Israel vom INAF-Osservatorio Astronomica di Roma. "Aber die schnellen und regelmäßigen Pulse dieser Quelle sind der eindeutige Fingerabdruck eines Neutronensterns, der sich sehr deutlich von dem eines Schwarzen Lochs unterscheidet."

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Zusätzlich zu den Archivdaten von XMM-Newton wurden auch archivierte Daten des NASA-Röntgenteleskops NuSTAR ausgewertet. Die Analyse ergab, dass sich die Rotationsperiode des Pulsars in den letzten Jahren verringert hat: von 1,43 Sekunden im Jahr 2003 auf 1,13 Sekunden 2014. Hätte sich die Drehung der Erde um die eigene Achse um den gleichen Faktor beschleunigt, wären bei uns die Tage fünf Stunden kürzer geworden.

"Nur ein Neutronenstern ist kompakt genug, um so schnell rotieren zu können ohne zerstört zu werden", so Israel. Die Astronomen vermuten, dass sich diese ungewöhnlich deutliche Änderung in der Rotation durch einen Begleiter des Neutronensterns erklären könnte, von dem der schnell rotierende Stern Material abzieht. Die Forscher sprechen bei einem solchen Vorgang von Akkretion.

"Dieses Objekt ist wirklich eine Herausforderung für unser Verständnis des Akkretionsprozesses für Quellen mit einer sehr hohen Leuchtkraft", erklärt Israel. "Es ist tausend Mal leuchtkräftiger, als man sich das bislang für einen akkretierenden Neutronenstern vorstellen konnte. Irgendetwas fehlt also in unseren Modellen, um die enorme Energie erklären zu können, die dieses Objekt abgibt." Verantwortlich könnte hierfür beispielsweise ein sehr starkes und komplexes Magnetfeld sein.

Über ihre Beobachtungen berichten die Wissenschaftler in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift Science erschienen ist.

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siehe auch
Pulsare: Neutronenstern mit zwei Gesichtern - 25. Januar 2013
Links im WWW
XMM-Newton, Seite der ESA
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