Venus am Abend und die Sterne des Winters
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2016
Wer dem Leuchten und Funkeln der Weihnachtsbeleuchtung
entkommen kann, wird mit einem prächtigen Winter-Sternenhimmel belohnt: Zu den
typischen Konstellationen der Jahreszeit gesellen sich am Abend unsere
Nachbarplaneten Venus und Mars. Der Gasriese Jupiter ist am Morgenhimmel zu
sehen. Von den Geminden hingegen wird man in diesem Jahr eher wenig mitbekommen.
Blick nach Südsüdwest am frühen Abend des 3. Dezember: Zur
schmalen Sichel des Mondes gesellen sich Venus (unten) und
Mars (links). Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Richtig dunkel wird es derzeit draußen kaum, auch wenn die Nächte im Dezember
eigentlich die längsten Nächte des Jahres sind: Überall leuchtet und blinkt es
weihnachtlich. Um einen ungestörten Blick an den nächtlichen Himmel zu werfen,
muss man den weihnachtlichen Trubel der Städte weit hinter sich lassen. Dann
kann sich ein Blick an den Himmel durchaus lohnen. Dort
dominieren inzwischen eindeutig die Sternbilder des Winters: Schaut man Mitte
Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen Sternenhimmel, kann man etwa das
sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1.350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Beteigeuze,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Beteigeuze entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Beteigeuze dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Beteigeuze ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 7. und dem 17. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für den 14. Dezember gegen 1 Uhr erwartet. Die Geminiden sind die ganze
Nacht über zu sehen, allerdings stört in diesem Jahr der Mond extrem.
Außerdem sind in der zweiten Monatshälfte
die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für den 23. Dezember erwartet.
Unter den Planeten ist die Venus auffälliger Abendstern über
dem Südwesthorizont. Sie wandert im Verlauf des Monats vom Schützen durch den
Steinbock in den Wassermann und ist am abendlichen Himmel auch immer länger zu
sehen. Zum Jahresende geht sie erst nach 20 Uhr unter. Auch unser anderer
Nachbar im Sonnensystem, der Rote Planet Mars, ist noch am
Abendhimmel zu sehen. Er wandert vom Steinbock in den Wassermann, macht aber der
Venus - was die Helligkeit angeht - keinerlei Konkurrenz. Noch vor 22 Uhr ist er vom Himmel verschwunden.
Der Gasriese Jupiter, der größte Planet im Sonnensystem, ist
am morgendlichen Himmel auszumachen. Er befindet sich im Sternbild Jungfrau.
Saturn hingegen ist nicht auszumachen. Zur Monatsmitte könnte
außerdem noch der sonnennächste Planet Merkur am Abendhimmel zu
sehen sein. Es bedarf aber schon optimaler Bedingungen um den kleinen Planeten
kurz nach Sonnenuntergang für wenige Minuten in der Dämmerung zu erspähen.
Wer übrigens von der Dunkelheit trotz der weihnachtlichen Lichter und des
eindrucksvollen Sternenhimmels schon genug hat, kann sich freuen: Mit dem
offiziellen Winteranfang am 21. Dezember um 11.44 Uhr MEZ
hat die Sonne den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer.
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