Flugzeugteleskop fliegt bis mindestens 2020
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
2. Juni 2016
Noch vor rund zwei Jahren war die Zukunft der fliegenden
Sternwarte SOFIA ungewiss. Das von NASA und DLR betriebene Teleskop in einem
umgebauten Jumbojet stand kurzzeitig sogar vor dem Aus - trotz unbestrittenen
wissenschaftlichen Erfolgen. Heute nun unterzeichneten NASA und DLR eine
Vereinbarung über die Fortführung des Betriebs bis mindestens 2020.
Die fliegende Sternwarte
SOFIA mit geöffneter Teleskoptür.
Bild: NASA / C. Thomas [Großansicht] |
Die fliegende Sternwarte SOFIA, das Stratosphären Observatorium für Infrarot
Astronomie, ist ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) und der US-amerikanischen Weltraumbehörde NASA. Seit dem Jahr
2011 ist die umgerüstete Boeing 747SP 250 Mal aufgebrochen, um den nächtlichen
Sternenhimmel zu beobachten. Diese Flüge von jeweils zehn Stunden Flugdauer
waren so erfolgreich, dass das DLR und die NASA die Laufzeit für SOFIA
verlängert haben - zunächst bis Ende 2020.
Am 2. Juni 2016 haben die DLR-Vorstandsvorsitzende, Prof. Pascale
Ehrenfreund, Dr. Gerd Gruppe, DLR-Vorstand für das Raumfahrtmanagement, und Dr.
Dava Newman, stellvertretende NASA-Administratorin, das entsprechende Dokument
auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung ILA in Berlin
unterzeichnet.
"SOFIA ist ein Paradebeispiel für die langjährige, erfolgreiche Kooperation
zwischen NASA und DLR auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Erforschung des
Weltalls", kommentierte Ehrenfreund die Unterzeichnung in Berlin. "Wir freuen
uns, den Astronomen für zunächst vier weitere Jahre dieses weltweit einmalige
Observatorium für ihre Forschungen zur Verfügung zu stellen", ergänzte Gruppe.
Auch für die NASA ist die Verlängerung des Abkommens ein wichtiger Schritt:
"SOFIAs einzigartige Fähigkeiten zur Beobachtung des Universums im mittleren und
fernen Infrarot werden für viele Jahre beispiellos sein. Die bahnbrechende
Forschung dieser einzigartigen fliegenden Sternenwarte wird uns helfen, die
Rätsel unseres Kosmos zu entschlüsseln und die Entdeckungen des James Webb Space
Telescope - dem zukünftigen Weltraumobservatorium - zu ergänzen", betont Newman.
Die fliegende Sternwarte misst die vom Erdboden aus nicht sichtbare
Wärmestrahlung aus dem Weltall. Schwerpunkt der Beobachtungen ist dabei die
Entwicklung von Galaxien - insbesondere auch die unserer Milchstraße. SOFIA
erforscht dazu hauptsächlich die Molekül- und Staubwolken in den Galaxien, in
denen neue Sterne und Planetensysteme entstehen.
Die fliegende Sternwarte ist dafür gebaut und wird regelmäßig so gewartet,
dass eine Missionsdauer bis ins Jahr 2030 gewährleistet werden kann. Auch die
Messinstrumente werden kontinuierlich verbessert beziehungsweise durch modernere
und leistungsfähigere ersetzt. Abhängig von regelmäßigen Bewertungen der
wissenschaftlichen Ergebnisse werden NASA und DLR ab 2018 über eine weitere
Verlängerung entscheiden.
Die Zusammenarbeit und Aufgabenverteilung ist zwischen beiden Partnern in
einer Kooperationsvereinbarung geregelt - dem "Memorandum of Understanding" (MoU).
Das ursprüngliche MoU wurde Ende 1996 mit einer Laufzeit von zehn Jahren
geschlossen, um die Entwicklung und den Bau des Infrarotteleskops durch das DLR
und dessen Einbau in die von NASA umgerüstete Boeing 747SP zu regeln.
Ende 2006 wurde das MoU erstmals um weitere zehn Jahre verlängert. So konnten
die intensive Testphase und die ersten wissenschaftlichen Beobachtungen
abgedeckt werden. Neben der Beistellung des Teleskops beteiligt sich Deutschland
mit 20 Prozent am Betrieb des Observatoriums und kann daher auch 20 Prozent der
Beobachtungszeit für Wissenschaftler deutscher Forschungsinstitute nutzen. Dazu
stehen den Wissenschaftlern inzwischen insgesamt sieben Messinstrumente wie
Kameras und Spektrometer zur Verfügung, die in den Instituten auch mit Geldern
der NASA und des DLR finanziert werden.
Um die Zukunft von SOFIA sah es nicht immer so rosig aus: Vor etwas mehr als
zwei Jahren hatte die NASA aus finanziellen Gründen erwogen, aus dem Projekt
auszusteigen, was das Ende von SOFIA bedeutet hätte. Es gelang dann aber doch
noch, entsprechende Haushaltsmittel für den Weiterbetrieb zu sichern (astronews.com
berichtete).
|