Riesengalaxie mit gewaltigem Schwarzen Loch
von Stefan Deiters astronews.com
12. Februar 2016
Die europäische Weltraumagentur ESA hat gestern eine neue
Aufnahme der elliptischen Riesengalaxie NGC 4889 veröffentlicht, die Teil des
Coma-Galaxienhaufens ist. In dem System verbirgt sich ein gewaltiges Schwarzes
Loch mit der 21-milliardenfachen Masse unserer Sonne. Das zentrale Schwarze Loch
der Milchstraße ist dagegen winzig.
Die elliptische Riesengalaxie NGC 4889 im
Coma-Galaxienhaufen.
Bild: NASA & ESA [Großansicht] |
Die elliptische Riesengalaxie NGC 4889 befindet sich rund 300 Millionen
Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Haar der Berenike (lateinisch Coma
Berenices) und ist Teil des Coma-Galaxienhaufens. Es ist die größte und hellste
Galaxie auf der gestern von der europäischen Weltraumagentur ESA
veröffentlichten Aufnahme.
Auf den ersten Blick scheint die Galaxie zwar riesig, aber nicht besonders
auffällig zu sein. Doch der Schein trügt: In ihrem Inneren befindet sich nämlich
ein gewaltiges Schwarzes Loch, dessen Masse ungefähr der 21-milliardenfachen Masse
unserer Sonne entspricht. Zum Vergleich: Das Schwarze Loch, das Astronomen im
Zentrum unserer Milchstraße vermuten, hat lediglich die rund viermillionenfache
Masse unserer Sonne.
Astronomen haben ausgerechnet, dass der Ereignishorizont des zentralen
Schwarzen Lochs von NGC 4889 so riesig ist, dass er etwa dem 15-fachen
Durchmesser der Bahn des äußersten Planeten Neptun um die Sonne entspricht. Der
Ereignishorizont ist praktisch die "Oberfläche" eines Schwarzen Lochs
-
überschreitet man ihn, gibt es kein Zurück mehr. Noch nicht einmal Licht kann
entkommen, weshalb Schwarze Löcher auch schwarz sind. Der Ereignishorizont des Schwarzen
Lochs der Milchstraße entspricht nur etwa einem Fünftel des Durchmessers der Merkurbahn.
Momentan ist das supermassereiche Schwarze Loch in NGC 4889 sehr friedlich:
In seiner unmittelbaren Umgebung entstehen Sterne aus dem Material, was sich
hier um das Schwarze Loch bewegt. Das war früher mit Sicherheit einmal anders:
Da sammelte sich das Gas, bevor es verschluckt wurde, in einer gewaltigen
Scheibe rund um das Schwarze Loch, wurde hier beschleunigt und auf Temperaturen
von mehreren Millionen Grad Celsius aufgeheizt.
Aus dieser Region dürften dann auch gewaltige Jets, also gebündelte
Teilchenströme, ins All geschossen sein. Die heiße Scheibe wird zudem extrem hell
geleuchtet und dabei vermutlich den Rest der Galaxie überstrahlt haben.
Astronomen würden ein solches Objekt dann als sogenannten Quasar klassifizieren.
Die Masse eines Schwarzen Lochs bestimmen Astrononen indem sie die Geschwindigkeit der Sterne
messen, die sich um das Schwarze Loch bewegen.
Diese Geschwindigkeit wiederum hängt von der Masse des Objekts ab, das sie
umkreisen. Die entsprechenden Beobachtungen im Fall von NGC 4889, die dann auf die gewaltige Masse des Schwarzen Lochs
hindeuteten, wurden mit den Keck-II-Teleskop
und dem Teleskop Gemini North auf Hawaii gemacht.
Die Daten für dieses Bild stammen von der
Advanced Camera for Surveys des Weltraumteleskops Hubble.
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