Sterne, Planeten und
Sternschnuppen ohne Mond
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Dezember 2015
Wer die langen Dezembernächte nicht nur auf den Weihnachtsmärkten
verbringt, sondern auch etwas Zeit findet, an den
nächtlichen Himmel zu blicken, wird mit einer Vielfalt an Sternen und Planeten
belohnt: Zu den typischen Sternbildern des Winters gesellen sich der Gasriese
Jupiter, Venus und Mars. Auch Merkur ist einige Tage lang zu sehen. In der Monatsmitte erreichen die Geminiden ihr
Maximum.
Venus, die Sichel des Mondes und der Mars am Morgen des 7.
Dezember 2015 im
Südosten.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Mit den beleuchteten Innenstädten und den bunten Weihnachtsmärkten an
jeder Ecke, fällt es kaum auf, dass im Dezember die kürzesten Tage des Jahres
liegen. Und oft wartet man ja auch nur darauf, dass es dunkel wird und richtige
Weihnachtsstimmung aufkommt. Natürlich eignen sich die langen dunklen Nächte auch
bestens dazu, einmal einen Blick an den nächtlichen Himmel zu werfen - und das
kann sich lohnen. Dort
dominieren inzwischen eindeutig die Sternbilder des Winters: Schaut man Mitte
Dezember gegen Mitternacht an den süd-östlichen Sternenhimmel, kann man etwa das
sogenannte Wintersechseck [Findkarte]
in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den Sternen Prokyon im
Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier,
Rigel im Orion und Sirius im Großen Hund.
Das Sternbild Orion ist am nächtlichen Himmel kaum zu
übersehen und auch für Astronomen äußerst interessant: Im "Schwert" des Orion,
das sich unter den drei Sternen des Oriongürtels befindet, ist schon mit bloßem
Auge ein äußerst aktives Sternentstehungsgebiet erkennbar, der Orionnebel. Der
Nebel ist rund 1.350 Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von
etwa 30 Lichtjahren. Durch Beobachtungen der jungen und gerade entstandenen
Sterne können Astronomen viel über die Geburt von Sonnen und ihre frühe
Entwicklung lernen.
Das Sternbild hat aber noch mehr zu bieten: Etwa Beteigeuze,
auch Alpha Orionis genannt, den linken Schulterstern des Orion und Hauptstern
des Sternbilds. Der Name Beteigeuze entstand durch die Übertragung des aus dem
Arabischen stammenden Sternnamens ins Lateinische. Die arabische Bezeichnung
tauchte bereits im "Buch der Konstellationen der Fixsterne" des arabischen
Astronomen Abd ar-Rahman as-Sufi auf, der von 903 bis 986 lebte. Der arabische
Name bedeutet wohl so viel wie "Hand des Orion".
Beteigeuze dürfte rund 13.000-mal heller leuchten als unsere Sonne und einen
Durchmesser aufweisen, der den unserer Sonne um das 500- bis 800-Fache
übersteigt. Beteigeuze ist somit ein Riesenstern und Astronomen glauben, dass er
in nicht allzu ferner Zeit als Supernova explodieren wird. Glücklicherweise ist
Beteigeuze einige Hundert Lichtjahre von der Erde entfernt, so dass uns ein
solches Ereignis nicht gefährlich werden kann.
Freunde von Meteoren wissen, dass es auch im Dezember einen bekannten
Sternschnuppenstrom zu sehen gibt: Zwischen dem 7. und dem 17. Dezember machen
sich die sogenannten Geminiden bemerkbar. Die Geminiden haben
ihren Namen - wie alle Sternschnuppenströme - von dem Sternbild, aus dem sie zu
kommen scheinen, in diesem Fall also aus dem Sternbild Zwillinge. Wer das
Wintersechseck am Himmel schon aufgespürt hat, sollte im Sternbild Zwillinge
also vielleicht noch etwas länger verweilen, vielleicht sieht er eine
Sternschnuppe.
Die Geminiden lassen sich übrigens ausnahmsweise einmal nicht auf einen
Kometen zurückführen, sondern auf den Asteroiden 3200 Phaethon. Das Maximum der
Geminiden wird für den 14. Dezember gegen 19 Uhr erwartet und man
rechnet mit mehr als 100 Sternschnuppen pro Stunde. Die Geminiden sind die ganze
Nacht über zu sehen und in diesem Jahr stört auch kein Mond die Beobachtungen.
Am 11. Dezember war nämlich gerade Neumond. Außerdem sind in der zweiten Monatshälfte
die Ursiden aktiv, deren Radiant im Kleinen Bären liegt. Sie
gehen auf den Kometen 8P/Tuttle zurück. Ihr Maximum wird für die Nacht vom 22.
auf den 23. Dezember gegen Mitternacht erwartet.
Auch in Sachen Planeten gibt es im Dezember noch einiges zu sehen: Der
Gasriese Jupiter ist weiterhin
eines der "Highlights" am Himmel und verlagert seine Aufgänge im Laufe des
Monats in die Zeit vor Mitternacht. Er befindet sich im Sternbild Löwe. Auch die
Venus findet sich weiterhin am Morgenhimmel. Unser
Nachbarplanet wandert vom Sternbild Jungfrau in die Waage.
Unser anderer
Nachbar im All, der Mars, ist auch am morgendlichen Himmel
zu sehen und befindet sich im Sternbild Jungfrau. Der Ringplanet Saturn stand
im vergangenen Monat in Konjunktion zur Sonne und bleibt auch im Dezember
praktisch unsichtbar. Erst zum Monatsende taucht er am Morgenhimmel vor
Sonnenaufgang auf. Für geübte Beobachter kann der Merkur
im Dezember
noch einmal direkt nach Sonnenuntergang am Westhimmel zu sehen sein. Chancen
dazu bestehen ab dem ersten Weihnachtstag.
Wer übrigens von der Dunkelheit trotz der weihnachtlichen Lichter und des
eindrucksvollen Sternenhimmels schon genug hat, kann sich freuen: Mit dem
offiziellen Winteranfang am 22. Dezember um 5.48 Uhr MEZ
hat die Sonne den tiefsten Punkt
ihrer Bahn erreicht und die Nächte werden fortan wieder kürzer.
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