Ein Blick in den Kohlensack
von Stefan Deiters astronews.com
19. Oktober 2015
Die europäische Südsternwarte ESO hat in der vergangenen
Woche eine neue Detailansicht eines Bereichs am Himmel veröffentlicht, der vor
allem dadurch auffällt, dass dort an manchen Stellen nicht viel zu sehen ist: Es
handelt sich nämlich um einen Teil einer gewaltigen Dunkelwolke. Doch irgendwann wird sich
das ändern und es werden hier unzählige neue Sterne zu leuchten beginnen.
Der Blick auf einen Teilbereich der
Dunkelwolke Kohlensack.
Bild: ESO [Großansicht] |
Die Dunkelwolke, von der die europäische Südsternwarte ESO
in der vergangenen Woche eine neue Aufnahme veröffentlichte, ist Teil eines der
bekanntesten Objekte dieser Art: Es handelt sich um den "Kohlensack", der rund
600 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Kreuz des Südens liegt. Schon
mit bloßem Auge ist er am Himmel deutlich als dunkler Bereich in dem mit Sternen
übersäten Band der Milchstraße zu erkennen und ist daher den Menschen auf
der Südhalbkugel der Erde schon seit langer Zeit bekannt.
In Europa weiß man von der Existenz dieser Dunkelwolke durch den spanischen
Entdecker Vicente Yáñez Pinzón, der 1499 erstmals davon berichtete. Später wurde
die Wolke auch als "Schwarze Magellansche Wolke" bezeichnet - die beiden "Magellanschen
Wolken" sind zwei Satellitengalaxien der Milchstraße und ein helles auffälliges Objekt
am südlichen Sternenhimmel.
Beim Kohlensack handelt es sich um eine gewaltige interstellare Staubwolke,
die so dicht ist, dass sie einen großen Teil des Lichts der Sterne hinter ihr
verschluckt. Ursache sind die mit gefrorenem Wasser, Stickstoff, Kohlenmonoxid
oder einfachen organischen Verbindungen überzogenen Staubteilchen. Der finnische
Astronom Kalevi Mattila schätzte in einer 1970 publizierten Studie, dass der
Kohlensack gerade einmal zehn Prozent der Helligkeit der umgebenden Milchstraße
aufweist.
Ein geringer Teil des Lichts schafft es allerdings durch den Nebel, dies
jedoch nicht ohne Verluste: Es erscheint rötlicher als es ursprünglich war, da
die Partikel in der Dunkelwolke blaues Licht stärker absorbieren oder streuen als
rotes Licht, führt dies zu der beobachteten Farbgebung.
Der Kohlensack wird allerdings nicht immer so dunkel bleiben wie heute:
Interstellare Wolken aus Gas und Staub sind Geburtsstätten von neuen Sternen.
Und so wird sich im Laufe der Zeit - vielleicht in mehreren Millionen Jahren -
das Material des Nebels an verschiedenen Stellen so weit zusammengeballt haben,
dass daraus schließlich neue Sonnen entstehen und der Dunkelnebel durch hell
leuchtende Sterne ersetzt wird.
Das Bild basiert auf Daten, die mit dem Wide Field Imager am 2,2-Meter
MPG/ESO-Teleskop in La Silla gewonnen wurden.
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