Exoplaneten, Plasma oder Röntgenuniversum?
von Stefan Deiters astronews.com
4. Juni 2015
Die europäische Weltraumagentur ESA hat heute die drei
Projekte vorgestellt, von denen eines bis 2025 als vierte Mission mittlerer
Größe des ESA-Wissenschaftsprogramms Cosmic Vision realisiert werden
soll. Thema der Missionskandidaten sind die Untersuchung der Atmosphären von
Exoplaneten, die Plasmaphysik und das hochenergetische Universum.
Die Themen der drei Kandidaten für die
M4-Mission der ESA, die 2025 starten soll.
Bild: ATG medialab [Großansicht] |
Das aktuelle Wissenschaftsprogramm der europäischen Weltraumagentur ESA trägt den Namen
Cosmic Vision 2015-2025 und legt die Missionen fest, die die Agentur
bis ins kommende Jahrzehnt starten möchte. Dabei wird zwischen Vorhaben
verschiedener Größe unterschieden. Aktuell steht eine Entscheidung darüber an,
welches Projekt zur vierten mittelgroßen ESA-Mission werden könnte. Der Start
dieser M4-Mission ist für das Jahr 2025 vorgesehen.
Im letzten Jahr hatte die ESA Wissenschaftler aufgerufen,
Vorschläge für eine solche Mission einzureichen. Insgesamt 27 Projektideen waren
eingegangen, ein Expertengremium hat daraus nun drei Missionen ausgewählt: den
Atmospheric Remote-Sensing Infrared Exoplanet Large-survey (Ariel), den
Turbulence Heating ObserveR (Thor) sowie den X-ray Imaging
Polarimetry Explorer (Xipe).
"Die Auswahl dieser drei faszinierenden Missionskonzepte für die weitere Analyse
ist ein wichtiger Schritt, um die kontinuierliche Präsenz der ESA im Weltraum
aufrechtzuerhalten", so Alvaro Giménez, der ESA-Direktor für Wissenschaft und robotische Erkundung. "Alle drei Vorschläge bieten die Möglichkeit, einige der
großen noch offenen wissenschaftlichen Fragen über unseren Platz im Universum zu
beantworten."
Mit Ariel sollen die Atmosphären von etwa 500 extrasolaren
Planeten, die um vergleichsweise nahegelegene Sterne kreisen, analysiert werden,
um so mehr über deren chemische Zusammensetzung und andere Eigenschaften zu
erfahren. Ein wichtiges Ziel der Mission wäre es, die Entstehung von Planeten
besser zu verstehen und damit auch die Existenz unseres eigenen Sonnensystems
besser einordnen zu können.
Mit Thor soll ein fundamentales Problem der Plasmaphysik im Weltraum
untersucht werden, nämlich das Aufheizen von Plasma und die anschließende Abgabe
von Energie. Unter anderem würden mit der Sonde die Wechselwirkungen zwischen
dem Sonnenwind und dem Magnetfeld der Erde untersucht. Ziel wäre es, mehr über
die grundlegenden Prozesse zu lernen, die das Verhalten von Plasma unter
turbulenten Bedingungen bestimmen. Dies sollte dann auch neue Hinweise auf die
wichtigen Wechselwirkungen zwischen einem Stern und seinen Planeten liefern.
Mit Xipe schließlich würde die Röntgenstrahlung von hochenergetischen
Röntgenquellen wie Supernovae, galaktischen Jets, Schwarzen Löchern oder
Neutronensternen untersucht werden. Auf diese Weise wollen die Astronomen mehr
über das Verhalten von Materie unter extremen Umweltbedingungen herausfinden.
Xipe wäre das erste Weltraumteleskop, dessen Empfindlichkeit groß genug
ist, um hochaufgelöste Messungen über die Polarisation dieser Quellen zu machen.
Dies könnte ein ganz neues Fenster ins Hochenergie-Universum aufstoßen.
In den nächsten Monaten werden die wissenschaftlichen Konzepte der drei
ausgewählten Kandidaten wissenschaftlich und technisch weiter ausgearbeitet, bis
dann schließlich eine der drei Missionen als M4-Mission für einen Start im Jahr
2025 ausgewählt wird. Die bislang ausgewählten M-Missionen des Programms Cosmic
Vision 2015-2025 sind der Solar Orbiter, Euclid und
PLATO, die 2018, 2020 und 2024 starten sollen.
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