Ringplanet in Opposition zur Sonne
von
Stefan Deiters astronews.com
22. Mai 2015
Der zweitgrößte Planet des Sonnensystems erreicht in der
kommenden Nacht seine Oppositionsstellung zur Sonne. Der Ringplanet ist damit
die gesamte Nacht über zu sehen und geht bei Sonnenuntergang im Osten auf und
erst zum Sonnenaufgang im Westen wieder unter. Außerdem lassen sich am
nächtlichen Himmel aktuell auch noch zwei weitere Planeten
entdecken.
Am Abend ist im Südosten der Ringplanet Saturn derzeit nicht
zu übersehen. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Wer regelmäßig die Geschehnisse am nächtlichen Himmel verfolgt, weiß es
längst: Die sogenannte Oppositionsstellung eines Planeten ist immer etwas
Besonders. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich Planet, Erde und Sonne praktisch
auf einer Linie. Der Planet erscheint damit am hellsten und ist die gesamte
Nacht über am Himmel zu beobachten: Der Planet geht zu Sonnenuntergang im
Osten auf und zu Sonnenaufgang im Westen unter. Um Mitternacht steht er genau im
Süden - wobei man hier natürlich die Sommerzeit noch herausrechnen muss.
Rund um die Oppositionsstellung erreicht der Planet auch den geringsten
Abstand von der Erde. Dieser fällt wegen der elliptischen Umlaufbahnen der
Planeten nicht exakt mit der Oppositionsstellung zusammen, was aber in der
Praxis kaum etwas ausmacht. In Opposition können nur Planeten des Sonnensystems
stehen, die außerhalb der Erdbahn die Sonne umrunden. Diese Planeten zeigen auch
- anders als Venus und Merkur - keine Phasen.
Zu einer Oppositionsstellung kommt es bei einem äußeren Planeten ungefähr einmal im
Jahr. Abweichungen hiervon ergeben sich nur durch die eigene Bewegung der
Planeten um die Sonne. Diese werden jedoch mit zunehmendem
Abstand von uns immer geringer. Bei Mars liegen zwischen den einzelnen
Oppositionen noch rund zwei Jahre, bei Jupiter sind es nur noch rund 13 Monate.
Bei Saturn ist die Abweichung noch geringer: Der Planet wird im kommenden Jahr
wieder Anfang Juni seine Oppositionsstellung erreichen.
In diesem Jahr aber ist es am 23. Mai gegen 4 Uhr MESZ soweit. Mit einer
Helligkeit von 0 Magnituden wird der Ringplanet zu den hellsten Objekten am
nächtlichen Himmel zählen. Am gleichen Tag erreicht der Planet auch seinen
geringsten Abstand von der Erde. Dieser beträgt am 23. Mai 1,341 Milliarden
Kilometer. Mit einem starken Fernglas lässt sich bei Saturn auch Titan, der
größte Mond des Planeten, ausmachen.
Die Bedingungen für die Saturnbeobachtung werden sich auch in den folgenden
Tagen und Wochen kaum verschlechtern. Man sollte allerdings aufpassen, dass man
Saturn nicht mit einem der anderen Planeten verwechselt, da diese am Abendhimmel
noch etwas heller leuchten.
Saturn befindet sich im Sternbild Waage und ist
abends im Südosten zu sehen. Im Westen scheint noch immer die Venus. Der Planet ist mit
einer Helligkeit von über -4 Magnituden wesentlich auffälliger als Saturn. Auch
Jupiter ist abends im Westen auszumachen und mit rund -2 Magnituden deutlich
heller als der Ringplanet.
Die scheinbare Helligkeit von Sternen und Planeten am nächtlichen Himmel wird
in Magnituden oder Größenklassen angegeben. Dabei sind Sterne 1. Größenklasse
ungefähr 2,5-mal heller als Sterne 2. Größenklasse. Sirius, der hellste Stern am
Himmel, hat eine Helligkeit von -1,46 Magnituden, der Polarstern von etwa zwei
Magnituden.
|