Progress-Raumfrachter über Pazifik verglüht
von Stefan Deiters astronews.com
8. Mai 2015
Der russische Progress-Raumfrachter, der kurze Zeit
nach dem Start in Schwierigkeiten geraten war, ist am frühen Morgen über dem
Südpazifik in die Erdatmosphäre eingetreten und verglüht. Noch wird die Ursache
für das Scheitern der Mission gesucht. Die Flüge der russischen Raumfrachter
waren eigentlich schon fast zur Routine geworden.
Ein russischer Raumfrachter beim Verlassen
der Internationalen Raumstation ISS im Sommer
2014.
Foto: NASA |
Nach nur eineinhalb Wochen im All ist die Mission des unbemannten russischen Progress-59-Raumfrachters
beendet: Die Kapsel verglühte am frühen Morgen über dem Südpazifik in der
Erdatmosphäre. Die Eintrittszeit lag zwischen 4 und 5 Uhr MESZ, die ESA hat den Zeitpunkt 4.20 Uhr MESZ angegeben.
Der Progress-Raumfrachter war am 28. April 2015 gestartet und sollte
eigentlich nur wenige Stunden nach dem Abheben in Baikonur an die
Internationale Raumstation ISS andocken und die Raumstation mit Lebensmitteln,
Treibstoff, Ersatzteilen und anderen Gütern versorgen.
Kurz nach dem Start sah zunächst alles noch ganz normal aus und die Anzeigen auf
den Kontrollbildschirmen unterschieden sich offenbar nicht von den Werten, die man bei
den zahlreichen Flügen zuvor beobachtet hatte.
Doch nach der Abtrennung der Oberstufe und dem Ausfahren der
Solarzellenpaneele begannen die Probleme. Zunächst erschien es nur so, als hätten
sich Antennen, die für die Navigation und das Rendezvous mit der ISS benötigt werden, nicht richtig
ausgeklappt. Dann wurde aber schnell deutlich, dass man es mit einer sehr viel
gravierenderen Störung zu tun hatte.
Der Raumfrachter ließ sich vom russischen Kontrollteam nicht steuern und
befand sich, wie Aufnahmen aus dem Inneren der Progress bald zeigten, nicht in
einer stabilen Lage, sondern drehte sich um die eigene Achse. Das
Andockmanöver an die ISS wurde zunächst verschoben, dann auf unbestimmte Zeit
abgesagt. In Russland hoffte man allerdings noch, irgendwie die Kontrolle über
den Raumfrachter zurückerlangen zu können.
Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht. Beobachtungen zeigten zudem Trümmer in
der Umgebung des Raumfrachter, was auf ein noch viel gravierenderes Problem bei
der Abtrennung der Progress 59 von der letztes Stufe der Sojus-Trägerrakete
hindeutete. Auf diese Phase der Mission konzentrieren sich aktuell auch die
Untersuchungen der russischen Raumfahrtbehörde. Ein erster Bericht dazu soll in
der kommenden Woche vorgestellt werden.
Die Besatzung der Internationalen Raumstation war die ganze Zeit über nicht in Gefahr. Die Progress
befand sich ständig in einem niedrigeren Orbit als die ISS. Auch befinden sich ausreichend Reserven für
mehrere Monate Normalbetrieb an Bord, so dass niemand auf der ISS wird hungern
müssen. Bislang soll der für Ende Mai geplante Start eines Sojus-Raumschiffs
mit neuen Besatzungsmitgliedern für die ISS wie vorgesehen stattfinden.
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