Verkehrsüberwachung im Marsorbit
von Stefan Deiters astronews.com
5. Mai 2015
Seit dem vergangenen Jahr befinden sich fünf aktive Sonden
im Orbit um den Mars und in Zukunft könnten es noch mehr werden. Die
amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat daher die Überwachung
der eigenen Sonden und der anderer Nationen intensiviert. So
sollen Kollisionen vermieden und auch gemeinsame Beobachtungen ermöglicht
werden.
Die Bahnen der fünf aktiven Sonden im Orbit
des Mars.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Die Zahl der aktiven Sonden, die um den Mars kreisen, ist im vergangenen Jahr
deutlich gestiegen: Zu den NASA-Sonden 2001 Mars Odyssey und Mars Reconnaissance
Orbiter sowie der europäischen Sonde Mars Express gesellte sich mit MAVEN eine
weitere NASA-Sonde sowie die indische Sonde Mars Orbiter. Die amerikanische
Raumfahrtbehörde hat nun die "Verkehrsüberwachung" im Marsorbit
erweitert, um zu
verhindern, dass sich die Sonden zu nahe kommen. Dabei wird auch die ungefähre
Position der nicht mehr aktiven Sonde Mars Global Surveyor berücksichtigt.
Entscheidend für die "Verkehrslage" ist nicht nur die Anzahl der Sonden im
Marsorbit, sondern auch ihre genaue Umlaufbahn und das damit verbundene
Missionsziel. So soll beispielsweise MAVEN die äußere Atmosphäre des Roten
Planeten erforschen und umkreist den Mars daher auf einer langgestreckten Bahn,
auf der die Sonde dem Planeten
manchmal näher ist als die anderen NASA-Sonden und manchmal deutlich weiter entfernt. Auch
Mars Express und Mars Orbiter umkreisen den
Mars auf langgestreckteren Bahnen.
"Bislang haben sich zur Vermeidung von Kollisionen die Navigationsteams von
Mars Odyssey und Mars Reconnaissance Orbiter abgesprochen", erläutert Robert Shotwell
vom Jet Propulsion Laboratory der NASA, der Chefingenieur des
Marsprogramms. "Die Wahrscheinlichkeit für Probleme war relativ gering. MAVEN
mit seiner sehr elliptischen Umlaufbahn erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein Ausweichmanöver machen muss. Wir überwachen die
Sonden daher jetzt genauer. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein
Ausweichmanöver nötig ist, ist zwar noch immer gering, aber wir müssen darauf
vorbereitet sein."
Im Vergleich zur Erde, um die über 1.000 aktive Satelliten und unzählige
Teile von Weltraumschrott kreisen, ist die Verkehrslage rund um den Mars noch
sehr übersichtlich. Doch auch im Hinblick auf künftige Marsmissionen, so die
NASA, müsse man die Vorsichtsmaßnahmen erweitern. Erleichtert wird dies dadurch,
dass alle fünf aktiven Sonden das Deep Space Network der NASA zur Kommunikation
nutzen, so dass wichtige Bahninformationen an einer Stelle bereits gesammelt vorliegen.
Damit können die Ingenieure dann Berechnungen vornehmen, die etwas über die
künftigen Bahnen aussagen und auf mögliche dichte Begegnungen hinweisen. In
diesem Fall werden dann frühzeitig entsprechende Warnungen an die beteiligten
Teams hinausgeschickt. Allerdings liegt die Unsicherheit der genauen Position
einer Sonde bei einer Vorhersage über mehrere Tage noch immer im
Kilometerbereich. Je näher der Termin rückt, desto genauer werden die
Vorhersagen und desto wahrscheinlicher ist es dann auch in der Regel, dass sich
herausstellt, dass es zu keiner dichten Begegnung kommen wird.
Das neue, von der NASA entwickelte System zur Überwachung der Marssonden hat
noch einen praktischen Nebeneffekt: Wenn sich nämlich durch die Vorhersagen
herausstellt, dass sich zwei Sonden relativ nahe kommen, könnte dies auch für
gemeinsame Beobachtungen genutzt werden. Oft befinden sich an Bord der Sonden
unterschiedliche und sich ergänzende Instrumente, so dass sich hier die
Möglichkeit bieten würde, bestimmte Aspekte aus ganz verschiedenen wissenschaftlichen
Perspektiven zu betrachten.
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Mission Mars, die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten Planeten |
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