Merkur vor bester Abendsichtbarkeit des Jahres
von
Stefan Deiters astronews.com
24. April 2015
Im Vergleich zu Venus, Jupiter oder auch Mars ist der sonnennächste Planet Merkur
nie ein wirklich auffälliges Objekt am Abendhimmel. Erschwerend kommt hinzu,
dass der kleine Planet nur kurz nach Sonnenuntergang oder kurz vor Sonnenaufgang
zu sehen ist. In den nächsten Tagen besteht nun die beste Gelegenheit des
Jahres, den Planeten am Abend zu beobachten.
Blick an den westlichen Abendhimmel am 1. Mai 2015.
Bild: Stellarium / astronews.com [Großansicht] |
Merkur ist der kleinste und sonnennächste Planet in unserem Planetensystem.
Die Welt, die in einem Abstand von im Schnitt 58 Millionen Kilometern unser
Zentralgestirn umrundet, ist sogar kleiner als die großen Monde Titan oder
Ganymed. Die Sonne umrundet Merkur in nur rund 88 Tagen. Wegen seiner Nähe zu
unserem Zentralstern können auf der Tagseite des Planeten
Temperaturen von über 420 Grad erreicht werden.
Da Merkur deutlich innerhalb der Erdbahn die Sonne umläuft und zudem nur eine
vergleichsweise geringe Entfernung zu unserem Zentralstern aufweist, ist der
Planet nicht so ohne weiteres zu beobachten. Vor allem mit bloßem Auge ist es
schwierig, die kleine Welt am Himmel auszumachen. Merkur entfernt sich nämlich - von der Erde aus
betrachtet - am Himmel nie richtig weit von unserem Zentralgestirn.
Der Planet folgt praktisch der Sonne am Himmel oder eilt ihr voraus - genau
wie die Venus, die - wegen ihrer größeren Entfernung zur Sonne - auch am Himmel
einen größeren Abstand zu ihr haben kann, so dass sie einige Stunden am Morgen
oder am Abend zu sehen ist. Merkur hingegen geht jeweils schon kurze Zeit nach
der Sonne unter oder aber nur kurz vor der Sonne auf.
Die besten Beobachtungsmöglichkeiten für die Planeten, die innerhalb der
Erdbahn um die Sonne kreisen, bieten sich rund um die Zeiten, in
denen sie - wieder von der Erde aus gesehen - einen möglichst großen
Abstand von der Sonne aufweisen. Astronomen nennen diesen Abstand die
"Elongation". Merkur erreicht seine nächste "größte Elongation" am 7. Mai 2015.
Allerdings wird sich bis dahin auch die Helligkeit des Planeten verringern, so
dass die nächsten eineinhalb Wochen einen guten "Kompromiss" aus Merkurs Höhe über dem
Horizont und seiner Helligkeit darstellen. Geübte Beobachter können den
Planeten - bei günstigen Bedingungen - bereits mit bloßem Auge erkennen.
Bei klarem Himmel lohnt sich also in den kommenden Tagen ein Blick an den
freien Westhorizont, wo Merkur etwa eine knappe halbe Stunde nach Sonnenuntergang
sichtbar werden sollte. Dabei ist ein recht freier Blick auf den Horizont nicht
unwichtig: Höher als die Breite einer Hand am ausgestreckten Arm wird der Planet
nämlich nicht über den Horizont steigen. Zu lange Zeit lassen sollte man sich
auch nicht: Der Planet verschwindet Anfang Mai bereits gegen 22.30 Uhr MESZ
hinter dem Horizont, in den Tagen davor sogar noch eher. Nach dem
ersten Maiwochenende wird die Beobachtung mit bloßem Auge dann immer schwieriger.
Selbst mit einem Fernglas ist die Merkurbeobachtung nicht einfach: Da der
Planet immer nur knapp über dem Horizont zu finden ist, muss sein Licht dichte
und oft turbulente Schichten der Erdatmosphäre durchdringen. Er erscheint daher
nur als verschwommenes Objekt, auf dem keinerlei Strukturen zu erkennen sind.
Allerdings lässt sich mit einem kleinen Teleskop oder einem guten Spektiv ein
anderes Phänomen beobachten, das nur bei den inneren Planeten zu verfolgen ist:
Wie die Venus zeigt auch der Merkur Phasen. Am 2. Mai ist die
"Halbmerkur-Phase" erreicht, anschließend wird der Planet mehr und mehr zu einer
schmalen Sichel.
Wer mit Merkur kein Glück hat, der kann sich gegenwärtig mit zwei anderen
Planeten trösten, die am Himmel kaum zu übersehen sind: Am Westhimmel ist am
Abend die strahlend helle Venus auszumachen. Der Gasriese Jupiter
steht zu dieser Zeit in etwa im Süden.
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