Drei Außenbordeinsätze in acht Tagen
von Stefan Deiters astronews.com
2. März 2015
Die NASA-Astronauten Barry Wilmore und Terry Virts haben in
den vergangenen acht Tagen ein wahres Mammutprogramm im All absolviert: Drei Mal
verließen die Astronauten die Internationale Raumstation ISS, um die Station für
die Ankunft kommerzieller bemannter Raumschiffe vorzubereiten. Dazu wurden
Antennen montiert und viele Meter Kabel verlegt.
NASA-Astronaut Terry Virts beim Verlegen von
Kabeln außen an der Internationale Raumstation ISS
am vorletzten Sonnabend.
Foto: NASA [Großansicht] |
Mit den drei Außenbordeinsätzen des Expedition-42-Kommandanten Barry
Wilmore und des Flugingenieurs Terry Virts haben die umfangreichsten
Umbauarbeiten auf der Internationalen Raumstation ISS seit Außerdienststellung
der amerikanischen Space Shuttle begonnen.
Im Laufe des Jahres sollen nämlich
zwei neue Andockschleusen an das Modul Harmony der ISS montiert werden,
die dann ab 2017 von kommerziellen bemannten Raumschiffen genutzt werden können.
Zudem ist auch eine Umsetzung des Lagermoduls Permanent Multipurpose Module
(PMM) geplant.
Seit die Raumfähren der NASA außer Dienst gestellt wurden, stehen für den
ISS-Besatzungswechsel ausschließlich die russischen Sojus-Raumschiffe
zur Verfügung. Diese Abhängigkeit von Russland ist der NASA schon länger ein
Dorn im Auge. Die NASA entwickelt dennoch entsprechende Kapazitäten nicht
selbst, sondern unterstützt amerikanische Unternehmen bei der Entwicklung
kommerzieller Angebote.
Bei den unbemannten Versorgungsflügen funktioniert dies schon recht
zuverlässig: Die Dragon-Raumfrachter des Unternehmens SpaceX
steuern die ISS regelmäßig an. Mit Orbital Science hatte zudem ein
zweiter Anbieter bereits Versorgungsflüge aufgenommen, musste allerdings im
Herbst einen schweren Rückschlag hinnehmen: Die von Orbital entwickelte
Antares-Rakete explodierte beim Start (astronews.com
berichtete).
Nach Willen der NASA soll ab 2017 auch der Transfer von Besatzungsmitgliedern
zur ISS durch kommerzielle Raumschiffe erfolgen und die Abhängigkeit von
Russland damit beendet werden. Dazu hat die NASA die Firmen Boeing und
SpaceX ausgewählt. Die Raumschiffe der Unternehmen werden dabei zwei
neue Andockschleusen nutzen, die im Laufe des Jahres mit Dragon-Raumfrachtern
zur ISS gebracht werden sollen.
Zur Vorbereitung darauf wurden von Wilmore und Virts am vorletzten Sonnabend
und am letzten Mittwoch zunächst Datenkabel und Stromleitungen für die neuen
Andockschleusen verlegt. Gestern wurden dann noch einmal über 100 Meter Kabel
angebracht sowie mehrere Antennen und Laser-Reflektoren installiert, die Teil
des Systems Common Communications for Visiting Vehicles (C2V2) sind.
Dieses wird von den Raumschiffen von Boeing und SpaceX zur
Navigation und Kommunikation bei Annäherung und Verlassen der ISS genutzt
werden.
Der gestrige dritte Außenbordeinsatz war nach fünf Stunden und 38 Minuten
beendet. Die beiden Astronauten haben damit in den vergangenen acht Tagen 19
Stunden und zwei Minuten im All gearbeitet. Insgesamt wurden für Bau und Betrieb
der ISS 1.171 Stunden und 29 Minuten während 187 Außenbordeinsätzen im All
verbracht.
Während der zwei letzten Außenbordeinsätze am Mittwoch und Sonntag hatte sich
jeweils ein wenig Wasser im Helm von Virts gesammelt. Es waren allerdings keine
größeren Mengen, so dass zu keiner Zeit Gefahr für den Astronauten bestand. 2013
musste der ESA-Astronaut Luca Parmitano einen Außenbordeinsatz wegen Wassers in
seinem Helm abbrechen, weil befürchtet worden war, dass er ansonsten ertrinken
könnte.
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