Naher Vorüberflug an Komet 67P
von Stefan Deiters astronews.com
17. Februar 2015
Die europäische Raumsonde Rosetta ist dem Kometen
67P/Churyumov-Gerasimenko am vergangenen Sonnabend näher gekommen als jemals zuvor:
Die Sonde flog in einem Abstand von nur sechs Kilometern von der Oberfläche an
dem Kometen vorüber. Jetzt wurden erste Aufnahmen der Navigationskamera
veröffentlicht, die eindrucksvolle Details zeigen.
Am vergangenen Sonnabend wagte die europäische Raumsonde Rosetta erstmals
einen sehr nahen Vorüberflug am Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Um 13.41 Uhr
MEZ war Rosetta nur noch rund sechs Kilometer von der Oberfläche des Kometen
entfernt und überflog die Imhotep-Region auf dem "Körper" des Kometen.
67P/Churyumov-Gerasimenko ähnelt einer Gummiente, man unterscheidet also grob
zwischen Kopf, Halsbereich und Körper.
Jetzt hat die ESA erste Aufnahmen des Vorüberflugs veröffentlicht, die mit
der Navigationskamera von Rosetta gemacht wurden. Im Gegensatz zu den Aufnahmen
des wissenschaftlichen Kamerasystems OSIRIS, das deutlich höher aufgelöste
Ansichten liefert, kann die ESA über die Bilder der Navigationskamera frei verfügen.
In den letzten Monaten hatte es immer wieder Kritik an der
Veröffentlichungspolitik von hochaufgelösten Bildern des Kometen gegeben. Die
Kritik stieß bei der ESA zwar auf Verständnis, doch war man in Paris und
Darmstadt nicht in der Lage, daran schnell etwas zu ändern: Die einzelnen
Instrumente an Bord von Rosetta, darunter auch das Kamerasystem OSIRIS, wurden
nämlich von verschiedenen Wissenschaftlerteams
gebaut und finanziert.
Diese haben in den Bau der Instrumente viele Jahre Arbeit investiert und
wollen nun natürlich die Ergebnisse ihrer Arbeit, auf die sie seit dem Start von
Rosetta warten, erst einmal selbst auswerten, bevor sich auch andere
Wissenschaftler damit beschäftigen. Mit einer unerwarteten Entdeckung in den
Daten könnte schließlich jede
Menge an wissenschaftlichem Renommee verbunden sein.
Um der Öffentlichkeit nun zumindest etwas anbieten zu können, veröffentlicht
das Team der Kamera OSIRIS immer wieder einige ausgewählte Bilder, dies allerdings
oft mit mehreren Wochen Verspätung. Die ESA bereitet deswegen regelmäßig
Bilder der Navigationskamera von Rosetta auf, die insbesondere bei nahen
Vorüberflügen auch schon beeindruckende Details zeigen. Die Bilder der
Navigationskamera hat die ESA zudem unter eine Creative-Commons-Lizenz
gestellt, so dass sie von jedermann verwendet
werden können.
Das oben gezeigte Bild entstand aus einer Entfernung von 8,9 Kilometern von
der Oberfläche und wurde am 14. Februar 2015 um 15.15 Uhr MEZ gemacht. Zu sehen ist ein 1,35 mal 1,37
Kilometer großer Bereich, der einige faszinierende Strukturen der Imhotep-Region
zeigt. Besonders interessant sind dabei die langgestreckten Strukturen auf der
Oberfläche, die teilweise auch geschichtet zu sein scheinen. Überall sind zudem große Felsbrocken zu sehen.
Am
oberen Rand des Bildes ist der
Cheops getaufte Brocken zu erkennen. Das Bild wurde aus vier Aufnahmen
zusammengesetzt, die Auflösung beträgt 0,76 Meter pro Bildpunkt.
Ein solcher Vorüberflug bietet den Wissenschaftlern nicht nur die Möglichkeit
Details der Oberfläche mit hoher Auflösung zu untersuchen, sondern sie bietet
auch die Chance, die Koma des Kometen in so geringem Abstand von der Oberfläche
mit anderen Instrumenten zu analysieren. Nach dem Vorüberflug am Sonnabend hat sich Rosetta
wieder deutlich von 67P/Churyumov-Gerasimenko entfernt. Heute wird der Abstand
der Sonde schon rund
255 Kilometer vom Kometenzentrum betragen.
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