Kommerzielle Satelliten im Marsorbit?
von Stefan Deiters astronews.com
25. Juli 2014
Bei der Versorgung der Internationalen Raumstation ISS setzt
die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA bereits auf die Dienste kommerzieller
Anbieter. Bald sollen private Firmen auch den Transport von Astronauten
übernehmen. Nun überlegt man sogar, ob nicht kommerzielle
Kommunikationssatelliten im Marsorbit NASA-Missionen auf der Oberfläche des Roten
Planeten unterstützen könnten.
Die
Kommunikation mit Rovern und Landern auf dem Mars
wird in der Regel durch Sonden im Marsorbit
ermöglicht. Könnten diese Aufgabe auch
kommerzielle Anbieter übernehmen?
Bild: NASA / JPL [Großansicht] |
Die NASA setzt seit einigen Jahren auf eine engere Zusammenarbeit mit der
US-Wirtschaft: So hat sich die amerikanische Raumfahrtbehörde nach Einstellung
der Space-Shuttle-Flüge aus der Durchführung von Flügen in einen niedrigen
Erdorbit zurückgezogen und konzentriert sich auf die Entwicklung eines
Raumschiffs, mit dem sich Reisen zu Asteroiden oder gar zum Mars durchführen
lassen sollen.
Die Versorgung der Internationalen Raumstation ISS überlässt die NASA
gegenwärtig zwei privaten Firmen, die im Auftrag der Raumfahrtbehörde regelmäßig
unbemannte Flüge zur ISS starten. In einigen Jahren sollen auch amerikanische
Astronauten, die aktuell mit russischen Sojus-Raumschiffen zur ISS reisen, mit
privaten amerikanischen Raumschiffen an ihren Arbeitsplatz im All gelangen.
Nun überlegt man bei der NASA, ob man diese Zusammenarbeit zwischen
Raumfahrtbehörde und Privatunternehmen auch über den niedrigen Erdorbit hinaus
ausdehnen könnte. Dazu hat die NASA jetzt ein "Request for Information" (also
eine erste Ausschreibung) veröffentlicht, mit der zunächst ermittelt werden
soll, ob es sinnvoll sein könnte, kommerzielle Kommunikationssatelliten im Marsorbit zur Unterstützung
künftiger Marsmissionen auf der Oberfläche zu nutzen.
"Wir sind daran interessiert, die Erforschung des Mars auf eine breitere
Grundlage zu stellen, unter anderem durch neue Modelle für eine Zusammenarbeit
zwischen Regierung und Privatwirtschaft", erläutert John Grunsfeld, der für die
Wissenschaftsmissionen zuständige Administrator der NASA. "Abhängig vom Ergebnis,
könnte dieses neue Modell eine wichtige Komponente für künftige
wissenschaftliche Missionen zum Mars auf dem Weg zu einer bemannten Marsmission
sein."
Der NASA geht es dabei vor allem um die Aufrechterhaltung eines Netzes aus
Satelliten im Marsorbit, die die Kommunikation mit Sonden auf der Marsoberfläche
ermöglichen. Ein oder mehrere Kommunikationssatelliten im Orbit könnten dabei von einem
Privatunternehmen betrieben werden, das im Auftrag der NASA bestimmte
Kommunikationsdienstleistungen zur Verfügung stellt.
Die direkte Kommunikation mit Rovern und Sonden auf der Marsoberfläche ist durch
die Leistungsfähigkeit ihrer Sende- und Empfangsanlagen beschränkt. Die NASA
setzt daher auf Relaydienste von Marssonden im Orbit, an die die Rover ihre
Daten mit relativ niedriger Leistung senden können und die diese dann zur Erde
weiterfunken. Gegenwärtig werden dazu die Sonden Mars Reconnaissance Orbiter und
2001 Mars Odyssey genutzt. Auch die neue Sonde MAVEN, die im September den Mars
erreichen soll, wird solche Aufgaben mit übernehmen können.
Gleichzeitig sucht die NASA aber auch nach neuen und leistungsfähigeren
Verfahren zur Übertragung von Daten. Eine Möglichkeit dafür wäre etwa die
optische Datenübertragung. So wurde im Rahmen der Mondmission LADEE auch die
Datenübertragung per Laserstrahl getestet, mit der zuvor unerreichte
Übertragungsraten möglich sind.
"Die Strategie mit Relay-Satelliten im Marsorbit hat sich bewährt", so Lisa May,
die am NASA-Hauptquartier in Washington für das Marsprogramm verantwortlich ist.
Bislang hat die NASA regelmäßig neue Sonden zum Mars geschickt, doch sind nach
MAVEN zunächst keine weiteren Marsorbiter geplant. Im kommenden
Jahrzehnt könnten also entsprechende Satelliten zur Kommunikation fehlen. "Wenn wir
nach vorne schauen, müssen wir die Möglichkeit der Kommerzialisierung der
Mars-Kommunikationsdienste ernsthaft in Betracht ziehen. Dies kann sowohl für
die NASA Vorteile haben, als auch für die Anbieter ein lohnendes Geschäft sein."
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Mission Mars, die astronews.com-Berichterstattung über die Erforschung des roten Planeten |
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