Das Alter von sonnenähnlichen Sternen
von Stefan Deiters astronews.com
16. Juli 2014
Bei der Suche nach der zweiten Erde hält man gerne nach
Planeten Ausschau, die einen Stern umkreisen, der auch unserer Sonne ähnelt.
Doch wann ist ein Stern wirklich sonnenähnlich? Astronomen haben nun ein neues
Verfahren angewandt, das mehr über das Alter eines Sterns verrät. Sie
betrachteten dazu die Drehung der fernen Sonne um die eigene Achse.
Ein
hypothetischer erdähnlicher Planet umkreist einen
Stern, der unserer Sonne ähnelt.
Bild: David A. Aguilar (CfA) |
Was macht einen Stern eigentlich "sonnenähnlich"? Bei genauerer Betrachtung
ist eine Festlegung hier nicht weniger kompliziert, als etwa die Beschreibung eines Planeten mit dem Begriff "erdähnlich". So sollte der Stern
beispielsweise die gleiche Temperatur, Masse, eine vergleichbare chemische Zusammensetzung aufweisen und natürlich auch ähnlich alt sein wie
unser Zentralgestirn - nämlich rund 4,5 Milliarden Jahre. Allerdings ist die Altersbestimmung eines Sterns nicht ganz so einfach, so dass dieser Aspekt gerne
übersehen wird. Jetzt haben Astronomen jedoch eine neues Verfahren
angewandt, um mehr über das Alter eines Sterns zu erfahren: Sie nutzten dazu
die Drehung des Sterns um die eigene Achse. Die Geschwindigkeit dieser
Eigenrotation hängt nämlich vom Alter eines Sterns ab - je älter ein Stern ist,
desto langsamer rotiert er.
"Wir haben Sterne mit
Eigenschaften gefunden, die denen unserer Sonne so ähnlich sind, dass man sie
'solare Zwillinge' nennen kann", erläutert Jose Dias do Nascimento vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics im amerikanischen Cambridge.
"Mithilfe von solaren Zwillingen können wir die Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft von Sternen wie unserer Sonne erforschen und herausfinden, wie
Planetensysteme um solche Sterne von der Entwicklung ihres Zentralsterns
beeinflusst werden."
Um die Drehung eines Sterns um die eigene Achse zu
messen, halten die Astronomen nach leichten Helligkeitsschwankungen eines Sterns
Ausschau, die durch dunkle Flecken auf der Oberfläche des Sterns verursacht
werden. Sie verfolgen dann, wie lange es dauert, bis ein solcher "Sternfleck"
in unser Blickfeld wandert, den Stern so etwas dunkler erscheinen lässt und wieder verschwindet. Daraus können sie dann schließen,
wie schnell sich der Stern dreht. Natürlich sind die durch Sternflecke entstehenden
Helligkeitsänderungen außerordentlich gering. Sie betragen in der Regel maximal
wenige Prozent der Gesamthelligkeit eines Sterns. Allerdings liegen dank der
Beobachtungen des Weltraumteleskops Kepler sehr exakte Helligkeitsdaten von sehr
vielen Sternen vor. Kepler hat nach Helligkeitsänderungen gefahndet, die
nicht durch Sternflecken, sondern durch vorüberziehende Planeten verursacht
werden. Die Daten sind daher so genau, dass auch Helligkeitsänderungen durch
Sternflecken erkennbar sind. In den Kepler-Daten, die do Nascimento und
seine Kollegen genauer unter die Lupe genommen haben, hatten die sonnenähnlichen
Sterne eine durchschnittliche Rotationsdauer von 21 Tagen. Dies ist etwas
weniger als die Rotationsdauer unserer Sonne am Äquator, die etwa 25 Tage
beträgt. Die Sterne im untersuchten Datensatz sind also offenbar etwa jünger als unsere Sonne. Insgesamt haben do Nascimento und sein Team so das "Rotationsalter" von 22
sonnenähnlichen Sternen bestimmt. Sie alle besitzen zwar bislang keine bekannten Planeten, doch könnte die Methode in Zukunft auch hier wichtige Daten
liefern. Das Alter eines Planetensystems entspricht ja in der Regel dem Alter des Sterns. Die Suche nach Planeten mit potentiellem Leben ließe sich so
weiter auf die vielversprechendsten Systeme eingrenzen. Über ihre
Untersuchung berichten die Astronomen jetzt in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift The Astrophysical Journal Letters erschienen ist.
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Ferne
Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach
extrasolaren Planeten |
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