Lebensfreundliche Welt in Sonnennähe?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
4. Juni 2014
Kapteyns Stern im Sternbild Maler gehört mit zu den
sonnennächsten Sternen und ist nur rund 13 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Jetzt haben Astronomen um den roten Zwergstern zwei Planeten entdeckt, die ihn
alle 48 und 121 Tage umkreisen. Einer der Planeten befindet sich sogar in der
habitablen Zone, in der es theoretisch flüssiges Wasser geben könnte.
So könnte das
jetzt entdeckte Planetensystem um Kapteyns Stern
aussehen.
Bild: Guillem Anglada-Escudé, University
of London [Großansicht] |
Ein internationales Team von Astronomen unter Beteiligung der Universität
Göttingen hat in der Nähe eines sehr alten Sterns, der unter dem Namen Kapteyns
Stern bekannt ist, zwei Planeten entdeckt. Einer dieser Planeten befindet sich
dabei in der habitablen Zone um seinen Zentralstern. Objekte in diesem Bereich
um einen Stern weisen gerade den richtigen Abstand auf, um theoretisch die
Existenz von flüssigem Wasser auf ihrer Oberfläche zu ermöglichen. Kapteyns
Stern ist einer der 25 nächsten Sterne zu unserer Sonne und nur 13 Lichtjahre
entfernt.
"Der erste Planet des Sterns, Kapteyn b, hat eine Umlaufperiode von 48 Tagen
und könnte über flüssiges Wasser verfügen", erklärt Prof. Dr. Ansgar Reiners vom
Institut für Astrophysik der Universität Göttingen. "Er ist mindestens fünfmal
so schwer wie die Erde." Der zweite Planet, Kapteyn c, ist schwerer, dort dauert
ein Jahr 121 Tage und er ist vermutlich zu kalt für flüssiges Wasser. Von den
Planeten sind derzeit nur ihre ungefähren Massen, ihre Umlaufperioden, und der
Abstand zu ihrem Stern bekannt.
"In Zukunft wird man versuchen, die Atmosphären dieser Planeten zu studieren,
um herauszufinden, ob es dort wirklich Wasser gibt. Kapteyns Stern wurde
vermutlich außerhalb unserer Galaxie geboren, in einer anderen Zwerggalaxie, die
von unserer Milchstraße absorbiert wurde", so Reiners.
Entdeckt wurde Kapteyns Stern bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Er ist
benannt nach seinem Entdecker, dem niederländischen Astronomen Jacobus Kapteyn.
Der Stern ist Teil des sogenannten galaktischen Halo, einer ausgedehnten Wolke
von Sternen, die in elliptischen Bahnen um die Milchstraße laufen. Er gehört zur
Gruppe der roten Zwerge und hat nur etwa ein Drittel der Masse der Sonne.
Kapteyns Stern befindet sich im südlichen Sternbild Maler und kann mit kleinen
Teleskopen gesehen werden.
Die Astronomen nutzten Daten des HARPS-Spektrometers der europäischen
Südsternwarte (ESO) in La Silla (Chile) sowie Daten vom Keck-Observatorium auf
Hawaii (USA) und dem Las Campanas-Observatorium in Chile, um die periodische
Bewegung des Sterns, die durch seine umlaufenden Planeten verursacht wird, zu
messen. Mithilfe des Doppler-Effekts können dann Untergrenzen für die Massen und
Umlaufzeiten der Planeten bestimmt werden. Das Verfahren ist auch als
Radialgeschwindigkeitsmethode bekannt.
"Wir waren sehr überrascht, Planeten um diesen Stern zu finden", erklärt Dr.
Guillem Anglada-Escudé von der School of Physics and Astronomy der
University of London, der die Studie leitete. "Frühere Analysen zeigten
eine gewisse Variabilität, also haben wir nach Planeten mit sehr kurzen
Umlaufzeiten gesucht. Das Signal war dann sehr deutlich zu sehen."
Auch wenn sich Kapteyn b in der habitablen Zone um seinen Stern bewegt,
dürfte es sich bei der Welt angesichts der im Vergleich zur Erde deutlich
höheren Masse nicht um eine "zweite Erde" handeln. Wie es aber genau auf Kapteyn
b aussieht, lässt sich bislang nicht sagen, da man den Radius des Planeten und
damit seine Dichte nicht kennt. Ob Kapteyn b also tatsächlich lebensfreundlich
ist, bleibt anhand der bislang vorliegenden Daten reine Spekulation.
Über ihren Fund berichten die Astronomen in der Fachzeitschrift Monthly
Notices of the Royal Astronomical Society.
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