Mit dem Smartphone gegen Sonnenbrand
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
7. April 2014
Er gehört leider zum Sommer wie Eis und Badesee: der
Sonnenbrand. Und fast jeder weiß, dass es sehr gefährlich ist, seine Haut zu
lange der Sonne und der ultravioletten Strahlung auszusetzen. Das DLR hat nun
eine Smartphone-App vorgestellt, die es erlaubt, die sogenannte
UV-Eigenschutzzeit der Haut zu bestimmen. Die Grundlage der Berechnungen bilden
aktuelle Satellitendaten.
Ausgabe der UV-Check App für eine beispielhafte
Nutzeranfrage am 21.03.2014 um 10:00 Uhr in
Berlin bei wolkenlosem Himmel.
Bild: DLR |
Sonnenbrände sind eine Hauptursache für irreparable Hautschäden und die
Entstehung von Hautkrebs. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft-und
Raumfahrt (DLR) entwickelten gemeinsam mit dem Berufsverband der Deutschen
Dermatologen (BVDD) die UV-Check App für Smartphones. Über das Mobiltelefon kann
der Nutzer mit der neuen App schnell seine individuelle UV-Eigenschutzzeit zu
jeder Zeit und an jedem beliebigen Ort in Europa abrufen und sich somit vor
einer zu hohen Dosis an ultravioletter Strahlung schützen.
"Hautkrebsprävention sollte angesichts der hohen Lebenserwartung heute
übrigens jeder betreiben, ob er sich nun im Urlaub befindet, die Sonne genießen
will, oder sich notgedrungen – also etwa als Landschaftsgärtner oder Bauarbeiter
– zwangsläufig lange Zeit am Tag im Freien aufhält", erklärt Dr. Ralf
Meerkötter, Leiter der Abteilung für Fernerkundung der Atmosphäre im
DLR-Institut für Physik der Atmosphäre und Mitentwickler des UV-Check Dienstes.
Der App zugrunde liegt eine einzigartige Wertschöpfungskette: vom Empfang und
der Prozessierung von Satellitendaten, über die Weiterverarbeitung zu einem
konkreten Ergebnis- der sogenannten UV-Eigenschutzzeit - bis hin zur Verbreitung
dieses Wertes mit Hilfe moderner Kommunikationstechnik. DLR-Wissenschaftler und
Mediziner entwickelten die UV-Check-App für die Betriebssysteme iOS und Android.
Jeder Benutzer eines entsprechenden Smartphones kann die App kostenlos
herunterladen.
Die Strahlung im ultravioletten Teil des solaren Spektrums von 280 bis 400
Nanometer (nm) und insbesondere die kurzwellige UV-B Strahlung im Bereich von
280 bis 315 nm ist potentiell schädlich für Mensch, Tier und Pflanze. Aus
vielfältigen Studien der atmosphärischen Strahlungstransportprozesse im
ultravioletten Spektralbereich wurde im DLR-Institut für Physik der Atmosphäre
ein effizientes Verfahren zur Berechnung und Kartierung der aktuellen bodennahen
UV-Strahlung entwickelt und patentiert.
Es sind in erster Linie drei Einflussgrößen, die in ihrer Konstellation die
Intensität der bodennahen UV-Strahlung bei wolkenlosem Himmel bestimmen: der
lokale und von der Tages- und Jahreszeit abhängige Sonnenstand, die Gesamtmenge
des atmosphärischen Ozons in einer Säule vom Boden bis zum Oberrand der
Atmosphäre - das sogenannte Totalozon - und die Höhe des Geländes über dem
mittleren Meeresspiegel.
Ein beim DLR aus umfangreichen Computersimulationen entwickeltes und durch
unabhängige Messungen getestetes Verfahren ist in der Lage, aus der
gleichzeitigen Information dieser drei Größen die UV-Strahlung effizient zu
berechnen. Von zentraler Bedeutung sind dabei die mit dem Instrument GOME-2
(Global Ozone Monitoring Experiment -2) auf den europäischen MetOp-Satelliten
gemessenen Ozonverteilungen.
Diese Ozondaten werden beim Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum des DLR
kontinuierlich empfangen und dort mit Hilfe von Atmosphärenmodellen aufbereitet.
Alle drei Einflussgrößen, die Ozonverteilung, der Sonnenstand und die
Geländehöhe gehen dann in eine operationelle Kette zur Berechnung der
UV-Strahlung ein. Mit ihrer Hilfe wird im DLR-Institut für Physik der Atmosphäre
der tageszeitliche Verlauf der UV-Strahlung in Europa mit einer räumlichen
Auflösung von etwa zehn Kilometern täglich vorausberechnet.
Moderne Mobilfunkgeräte erkennen automatisch ihren Aufenthaltsort. Zusammen
mit der Abfragezeit kann somit die Intensität der UV-Strahlung am Aufenthaltsort
des Nutzers für den wolkenlosen Himmel ermittelt werden. Im zweiten Schritt
erfolgt die Verfeinerung des Ausgabeproduktes. Im Nutzerdialog werden nun einige
Angaben zu den Umgebungsbedingungen, wie beispielsweise zur Wolkenbedeckung, zur
Geländebeschaffenheit, wie Schneebedeckung, Geländehöhe und Wassernähe sowie zum
individuellen Hauttyp erfragt. Auch ein Lichtschutzfaktor kann vom Nutzer
vorgegeben werden.
"Sind die von der App angebotenen Optionen entsprechend ausgewählt, wird die
individuelle UV-Eigenschutzzeit des Nutzers auf das Mobiltelefon übermittelt.
Seine individuelle UV-Eigenschutzzeit erscheint in Sekundenschnelle auf dem
Display", so Meerkötter. Die UV-Eigenschutzzeit bezeichnet diejenige Zeit in
Minuten, in der die UV-Strahlung eine erste wahrnehmbare Rötung der
ungeschützten Haut bewirkt.
Die Berechnungen der Smartphone-App sind dabei vergleichsweise genau:
"Vergleiche mit unabhängigen Bodenmessungen ergaben, dass die Angabe der
UV-Eigenschutzzeit im Fall des unbewölkten Himmels eine Genauigkeit von etwa
zehn Prozent hat. Anders ausgedrückt, für eine vom UV-Check mitgeteilte
Eigenschutzzeit der ungeschützten Haut von 20 Minuten beträgt die Unsicherheit
etwa zwei Minuten bei wolkenlosem Himmel," erklärt Meerkötter.
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DLR
UV-Check, Webseite des
Berufsverbands der Deutschen Dermatologen e.V.
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