Elliptische Galaxie mit Besonderheiten
von Stefan Deiters astronews.com
11. Oktober 2013
Die europäische Weltraumagentur ESA hat gestern eine neue
Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble veröffentlicht, die eine
elliptische Galaxie mit einer ungewöhnlichen Struktur zeigt, die zudem noch von
einer eigentümlichen Population von Kugelsternhaufen umgeben ist. Alles deutet
darauf hin, dass das System in eine Kollision verwickelt war.
Die elliptische Galaxie PGC 6240. Bild:
ESA / Hubble & NASA / Judy Schmidt [Großansicht] |
Die gestern von der europäischen Weltraumagentur ESA veröffentlichte Aufnahme
zeigt die elliptische Galaxie PGC 6240 im südlichen Sternbild Kleine
Wasserschlange. Das System ist rund 350 Millionen Lichtjahre von der Erde
entfernt und fällt schon durch seine eigentümliche Struktur auf, die der Galaxie
ein fast blütenartiges Aussehen verleiht. Zudem finden sich rund um die Galaxie
noch zahlreiche Kugelsternhaufen, die überraschender Weise unterschiedlich alt
zu sein scheinen.
Das unregelmäßige Aussehen von PGC 6240 hat auch das Interesse der Astronomen
geweckt, die die Struktur der Galaxie gründlich untersucht haben. Ihnen waren
nämlich nicht nur die verschiedenen, unsymmetrischen Hüllen um das helle Zentrum
der Galaxie aufgefallen, sondern auch die schwächer leuchtenden Schwaden, die
schon fast nicht mehr zur Galaxie zu gehören scheinen.
Eine weitere Besonderheit sind die zahlreichen Kugelsternhaufen, die Forscher
rund um PGC 6240 aufgespürt haben. Kugelsternhaufen sind dichte Ansammlungen von
Sternen, die sich im Halo vieler Galaxien finden lassen und oft zu den ältesten
Bestandteilen der Galaxien zählen. Sie sind in der Regel alle in etwa zur
gleichen Zeit entstanden. Um unsere Milchstraße kennt man rund 150 davon.
Das System der Kugelsternhaufen um PGC 6240 allerdings ist anders: Astronomen
haben nämlich um die elliptische Galaxie nicht nur Sternhaufen mit sehr alten
Sternen entdeckt, sondern auch Haufen, die aus vergleichsweise jungen Sternen
bestehen. Die Population der Kugelsternhaufen der Galaxie ist also nicht so
einheitlich, wie man das eigentlich erwarten würde.
Die Kugelsternhaufen mit unterschiedlichem Alter und das unsymmetrische
Aussehen der Galaxie dürften eine gemeinsame Ursache haben: Die Galaxie ist in
der jüngeren Vergangenheit mit einer anderen Galaxie kollidiert und
verschmolzen. Durch die Verschmelzung wurde nicht nur die Struktur der Galaxie
gestört, sondern auch eine intensive Phase von Sternentstehung ausgelöst,
während der die jungen Sternhaufen um PGC 6240 entstanden sein dürften.
Angesichts des faszinierenden Aussehens von PGC 6240 sollte der Betrachter
aber nicht vergessen, auch einmal den Hintergrund des Bildes genauer anzusehen:
Auch hier finden sich nämlich noch zahlreiche weiter entfernte Galaxien mit ganz
verschiedenartigen Strukturen. Besonders auffällig sind die kleinen
Spiralgalaxien, die sich deutlich vor dem Dunkel des Weltraums abheben. Die
Aufnahme entstand mit der Advanced Camera for Surveys des
Weltraumteleskops Hubble.
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