Raumfrachter Cygnus auf dem Weg zur ISS
von Stefan Deiters astronews.com
19. September 2013
Eine zweite Firma ist kurz davor, regelmäßige
Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation ISS durchzuführen. Der von
Orbital Science entwickelte Raumfrachter Cygnus ist gestern an
Bord einer Trägerrakete vom Typ Antares zu einer abschließenden
Testmission gestartet. Das Andocken an die ISS ist für Sonntag geplant.
Start der
Antares-Rakete von der Wallops Flight Facility
gestern.
Foto: NASA/Bill Ingalls |
Die Wallops Flight Facility der NASA in Virginia entwickelt sich
allmählich zu einem immer wichtigeren Weltraumbahnhof. Nach dem Start der
NASA-Mondsonde LADEE zu Beginn des Monats hob gestern ein Cygnus-Raumfrachter
an Bord einer Trägerrakete vom Typ Antares zur Internationalen
Raumstation ISS ab. Es ist die erste Rakete mit dem Ziel ISS, die von Virginia
aus gestartet ist.
Das von der Firma Orbital Science entwickelte Raumschiff Cygnus
soll die Internationale Raumstation ISS am kommenden Sonntag, dem 22. September
2013, erreichen. Es hat insgesamt 589 Kilogramm an Versorgungsgütern an Bord.
Das Raumschiff wird, so zumindest der Plan, in eine Position neben der ISS
manövriert und dann mit dem Greifarm der Station an eine Andockschleuse
bugsiert.
"Der heutige Tag stellt einen Meilenstein dar, da wir unsere Möglichkeiten,
Güter von amerikanischem Boden aus zur Internationalen Raumstation zu starten,
deutlich erweitern", so NASA-Administrator Charles Bolden nach dem erfolgreichen
Start. "Der außerordentliche Einsatz von Orbital hilft uns dabei, das
Versprechen einzulösen, dass die Innovationskraft der Amerikaner unsere
Führungsposition im Weltraum sichern wird."
Der Start gestern um 16.58 Uhr MESZ verlief wie aus dem Bilderbuch: Nach zehn
Minuten hatte die Antares-Rakete den Cygnus-Raumfrachter in
die vorgesehene Umlaufbahn gebracht. Zwanzig Minuten später bestätigten
Ingenieure von Orbital, dass die Kommunikation mit dem Raumschiff
hergestellt ist und die Solarzellen-Paneele vollständig ausgefahren sind.
Entsprechend zufrieden zeigte sich anschließend David W. Thompson, der Präsident
und CEO von Orbital, blickte aber auch auf die Aufgaben, die nun vor
dem Team seiner Firma liegen: "In den kommenden Tagen wird das Cygnus-Team
zusammen mit unseren Partnern bei der NASA umfangreiche Tests durchführen, um
die volle Funktionsfähigkeit des Raumschiffs zu überprüfen. Anschließend werden
wird dann ein Rendezvous mit der ISS und das Andockmanöver versuchen. Es liegt
noch viel Arbeit vor uns, aber die Mission hat schon einmal sehr
erfolgsversprechend begonnen."
Die Cygnus-Mission ist Teil des NASA-Programms Commercial Orbital
Transportation Services (COTS), an dem zwei private Raumfahrtunternehmen
teilnehmen: SpaceX mit seinem Dragon-Raumfrachter und
Orbital Science mit dem Raumschiff Cygnus und der selbst entwickelten
Trägerrakete Antares. SpaceX führt, nach einem erfolgreichen
Test im Frühjahr 2012, bereits reguläre Versorgungsmissionen zur ISS durch (astronews.com
berichtete). Gelingt dem Konkurrenten Orbital Science nun diese
Testmission, kann das Unternehmen mit einem Vertrag für acht
Versorgungsmissionen zur ISS rechnen, bei denen bis 2016 insgesamt 20.000
Kilogramm Material zur Raumstation geliefert werden sollen.
Für den Cygnus-Raumfrachter hat Orbital auf bewährte
Technologien gesetzt: Das Modul für Antrieb und Steuerung des Raumschiffs
basiert auf einer Eigenentwicklung von Orbital, die bereits bei von der
Firma gebauten Satelliten zum Einsatz kommt. Das eigentliche Frachtmodul basiert
auf dem Multi-Purpose Logistics Module (MPLM), also dem
Weltraumcontainer, der früher im Frachtraum der Space Shuttle zur ISS gebracht
wurde.
Update (23. September 2013): Der private Raumfrachter
Cygnus hat am Sonntag eine Datenverbindung zur Internationalen Raumstation
ISS hergestellt. Dabei stellte sich heraus, dass das Navigationssystem von
Cygnus und das der ISS offenbar ein leicht unterschiedliches Datenformat
verwenden. Ein Software-Update, um dieses Problem zu korrigieren, ist inzwischen
entwickelt. Das eigentlich geplante Andockmanöver gestern musste aber verschoben
werden. Ein neuer Versuch ist für morgen geplant.
Update (24. September 2013): Der private Raumfrachter
Cygnus wird jetzt erst nach Ankunft der Sojus-Raumkapsel, die
morgen starten soll, einen neuen Andockversuch an die ISS unternehmen.
Frühestmöglicher Termin ist nun Samstag.
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