Was Mond und Vesta gemeinsam haben
von Stefan Deiters astronews.com
3. April 2013
Unser Mond und die großen Asteroiden des Sonnensystems haben
offenbar mehr gemeinsam, als Astronomen lange Zeit dachten. Eine Studie ergab
nämlich jetzt, dass der Erdtrabant vor vier Milliarden Jahren einem ganz
ähnlichen Bombardement ausgesetzt war wie Vesta und vermutlich auch andere große
Asteroiden zwischen Mars und Jupiter.
"Es ist immer faszinierend, wenn interdisziplinäre Forschung dazu führt, dass
wir unsere Ansichten über die Geschichte des Sonnensystems ändern müssen",
meint
Yvonne Pendleton, die Direktorin des NASA Lunar Science Institute (NLSI) im
kalifornischen Moffett Field. "Obwohl der Mond weit vom Asteroiden Vesta
entfernt ist, der im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter kreist, haben
beide teils eine gemeinsame Geschichte in Bezug auf Einschläge aus dem All."
Die neuen Resultate seien, so die Wissenschaftler, eine Bestätigung für die
Theorie, nach der die Riesenplaneten Jupiter und Saturn in der Frühphase des
Sonnensystems von ihrem Geburtsort an ihre heutige Position gewandert sind und
dadurch die Bahnen zahlreicher Objekte im Asteroidengürtel durcheinandergebracht
haben. Dies hat dann zu einem gewaltigen Bombardement geführt - einer
Epoche, die als "Großes Bombardement", im Englischen Late Heavy Bombardment,
bezeichnet wird.
Die Untersuchungen der Forscher liefern nun neue Hinweise auf den Beginn und
die Dauer dieses Bombardements und zeigen zudem, dass es sich nicht nur auf die
inneren Planeten des Sonnensystems beschränkt hat, sondern auch Objekte des
Asteroidengürtels selbst davon betroffen waren. Die Ergebnisse wurden in der
Fachzeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht.
Informationen über die Geschichte des Bombardements unseres Mondes lieferte die Analyse von Gesteinsproben, die die Astronauten der
Apollo-Mondmissionen zur Erde gebracht hatten. Jetzt haben die Forscher Meteoriten untersucht, die zu den Typen Howardit und
Eukrit gehören. Sie dürften vom Asteroiden
Vesta stammen. Computersimulationen ergaben, dass sie offenbar vor langer Zeit durch Einschläge mit hoher Geschwindigkeit auf Vesta
abgesprengt wurden.
Durch Verbindung der Meteoritendaten mit den Analysen der Gesteinsbrocken vom
Mond gelangte das Team schließlich zu der Schlussfolgerung, dass dieselbe
Gruppe von Objekten, die für die Entstehung der Krater und Becken auf dem
Erdtrabanten verantwortlich war, auch Vesta mit hoher Geschwindigkeit getroffen
haben muss.
Die Schlussfolgerung passt zu den Beobachtungen der Oberfläche von Vesta, die
die NASA-Sonde Dawn bei ihrem mehr als einjährigen Besuch bei dem Asteroiden
gemacht hat (astronews.com berichtete). Auch aktuelle dynamische Modelle über die frühe Entwicklung des
Asteroidengürtels deuten darauf hin, dass einige der Objekte, die Vesta
getroffen haben, sich auf Bahnen befunden haben müssen, die auch einen Einschlag
mit hoher Geschwindigkeit auf dem Erdmond ermöglichen würden.
"Es sieht danach aus, dass die Meteoriten, die sich auf Asteroiden zurückführen
lassen, Hinweise auf einen gewaltigen Massenverlust des Asteroidengürtels vor
vier Milliarden Jahren liefern und die damals entkommenen Objekte sowohl die
verbleibenden Asteroiden als auch den Mond mit hoher Geschwindigkeit bombardiert
haben", so Simone Marchi vom NLSI und dem Southwest
Research Institute. "Unsere Studie liefert nicht nur Hinweise für die
Richtigkeit der aktuellen Theorie, sondern ermöglicht ein tieferes Verständnis
der damaligen Vorgänge."
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