Zwei Wochen wie auf dem Mars
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
22. Februar 2013
Für einen deutschen Raumfahrtingenieur beginnt am Wochenende
ein zweiwöchiger Aufenthalt auf dem Mars - zumindest soll es sich für ihn in den
kommenden 14 Tagen während seines Besuchs der Mars Desert Research Station
der Mars Society so anfühlen. Besonders interessiert den
Wissenschaftler dabei das Gewächshaus der Anlage.
Die Mars Desert
Research Station der Mars Society in der Nähe von
Hanksville im US-Bundesstaat Utah.
Foto: Mars Society / DLR |
Der Mars liegt im amerikanischen Bundesstaat Utah, ganz in der Nähe von
Hanksville - zumindest für Volker Maiwald. Morgen soll der Wissenschaftler
nämlich dort für zwei Wochen in die Mars Desert Research Station
einziehen. Maiwald arbeitet beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
am Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen und beschäftigt sich dort mit
Machbarkeit, Kosten und Nutzen von Raumfahrtsystemen und -konzepten der Zukunft,
berechnet Flugbahnen und plant Habitate für isolierte oder harsche Umgebungen.
Als Mitglied der Crew 125 wird er nun selbst erfahren, wie ein Team
aus sechs Mitgliedern auf dem Mars leben würde. Die Marsstation wird von der
Mars Society betrieben, einem Zusammenschluss von Mars-Begeisterten. Die
neue Heimat auf dem Mars ist denkbar klein: Gerade einmal zehn Meter Durchmesser
hat die "Büchse", in der sich die sechs Astronauten aufhalten werden.
"Die Zimmer bestehen nur aus einem sehr schmalen Bett, einem kleinen
Klapptisch und einem halben Meter Platz davor - alles also sehr spartanisch",
sagt Maiwald. Aber auch eine Station auf dem Mars würde den Bewohnern kaum mehr
Platz bieten. In dem zweistöckigen Marshabitat ist die obere Etage dem Wohnen,
Kochen und Essen vorbehalten, in der unteren Etage sind die Laborarbeitsplätze
und die Schleuse für den Spaziergang auf dem "Mars".
Zur Station gehören auch ein Observatorium und ein Gewächshaus. Eben dieses
Gewächshaus hat es Maiwald besonders angetan. "Für tatsächliche Missionen auf
anderen Planeten oder Leben und Arbeiten in abgelegenen Gegenden wie der
Antarktis ist ein Gewächshaus sehr wichtig." Der Wissenschaftler will sich
deshalb unter anderem ein Bild davon machen, wie effektiv die Ernten im Mars-Greenhouse
sind und ob die bisherigen Konzepte des DLR auch der Realität standhalten
würden.
Zurzeit forscht Maiwald gemeinsam mit zwei Kollegen in Bremen an
verschiedenen Möglichkeiten von geschlossenen Lebenserhaltungssystemen, bei
denen - isoliert von Einflüssen der Außenwelt - zum Beispiel Pflanzen wachsen
und geerntet werden können. Wo könnte in dem künstlichen Mars-Habitat ein so
genannter Micro-Harvester des DLR stehen, in dem Salat, Kräuter oder Tomaten
möglichst schnell gezüchtet werden können? Wie wird das Gewächshaus der Mars
Desert Research Station genutzt? Der Ingenieur für Luft- und
Raumfahrttechnik hofft auf praktisches Wissen, das er von seinem
Zwei-Wochen-Aufenthalt mitbringen wird. "Wir werden Wissen für zukünftige
Marsmissionen sammeln, aber auch für Anwendungen auf der Erde", sagt er.
Im Team selbst wird Maiwald als stellvertretender Kommandant die Crew
unterstützen und sich als Habitat-Ingenieur um die gesamte Technik der
Mars-Station kümmern. "Ich bin zum Beispiel für die Überwachung der Energie- und
der Wasserversorgung und auch für die Kommunikationswege zur Außenwelt
verantwortlich." Täglich wird er ein Protokoll an die "Bodenkontrolle" schicken,
um über den aktuellen Status zu berichten.
Zum wissenschaftlichen Programm der Crew 125, die die Europäische
Raumfahrtorganisation ESA ins Habitat schickt, werden aber auch Ausflüge in
einer Art Raumanzug auf das Außengelände gehören, bei denen biologische und
geologische Experimente durchgeführt werden. Eine Webkamera im Inneren der
Station wird rund um die Uhr mit Fotoaufnahmen dokumentieren, wie die
internationalen Crewmitglieder aus Deutschland, Japan, den Niederlanden, Ungarn
und Kanada im Team auf dem Roten Planeten leben und arbeiten.
Am 9. März 2013 wird der DLR-Wissenschaftler dann wieder vom "Mars" zur Erde
zurückkehren und das Habitat in der Wüste verlassen. "Es gibt nicht viele Orte
auf der Erde, an denen man so eine Erfahrung machen kann", ist sich Maiwald
sicher.
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