Neuer Infrarotblick auf NGC 6357
von Stefan Deiters astronews.com
20. Februar 2013
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine neue
Ansicht des rund 8.000 Lichtjahre entfernten Nebels NGC 6357 veröffentlicht. Die
mit dem Infrarot-Surveyteleskop VISTA entstandene Aufnahme wirft ein ganz neues
Licht auf diese stellare Kinderstube im Sternbild Skorpion, in der sich einige
äußerst massereiche Sonnen befinden.
VISTAs Blick auf NGC 6357.
Bild: ESO / VVV
Survey / D. Minniti / Ignacio Toledo [Großansicht] |
Die Sternentstehungsregion NGC 6357 liegt rund 8.000 Lichtjahre entfernt im
Sternbild Skorpion. Es handelt sich um eine Gegend mit zahlreichen Gas- und
Staubwolken, die wegen ihres Aussehens im sichtbaren Bereich des Lichts auch als
Hummernebel (im Englischen "Lobster Nebula") bezeichnet wird. Unser
heutiges Bild des Tages zeigt den Nebel in diesem Wellenlängenbereich. Im
Inneren der Gaswolken von NGC 6357 entstehen neue Sterne, darunter auch einige
sehr massereiche Exemplare, die im sichtbaren Licht bläulich-weiß erstrahlen.
Die heute von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte Aufnahme von
NGC 6357 zeigt den Nebel allerdings im Infraroten. Sie basiert auf Daten, die
das Visible and Infrared Survey Telescope (VISTA) auf dem Gipfel des
Paranal in Chile im Rahmen des Durchmusterungsprojekts VISTA Variables in
the Vía Láctea (VVV) gesammelt hat, bei dem der Zentralbereich unserer
Milchstraße erfasst werden soll. Da man im Infraroten auch durch einen Großteil
des Staubs schauen kann, der einem im Optischen die Sicht verwehrt, liefert
VISTA einen ganz neuen Blick auf NGC 6357.
Einer der hellsten Sterne in NGC 6357 ist Pismis 24-1. Eine Zeit lang hatte
man angenommen, dass es sich bei diesem Stern um die massereichste bekannte
Sonne handelt. Dann stellte man aber fest, dass Pismis 24-1 aus insgesamt drei
massereichen Sternen besteht, die alle eine Masse von weniger als hundert
Sonnenmassen aufweisen. Auch die einzelnen Sterne gehören allerdings noch immer
zu den massereichsten Sternen der Milchstraße. Pismis 24-1 ist das hellste
Objekt eines Pismis 24 genannten Sternhaufens in NGC 6357, dessen Sterne alle
zur selben Zeit entstanden sind.
VISTA ist das größte und leistungsstärkste Teleskop, das speziell für
großflächige Himmelsdurchmusterungen im Infraroten gebaut wurde. Im Rahmen des
Projekts VVV erfassen die Astronomen weite Teile des Zentralbereichs der
Milchstraße und auch Teile der galaktischen Ebene. Die so gewonnenen Daten
sollen helfen, mehr über die Struktur unserer Heimatgalaxie und damit auch über
ihre Entstehungsgeschichte und ihre Entwicklung zu erfahren.
Teile von NGC 6357 wurden auch schon mit dem Very Large Telescope
und dem Weltraumteleskop Hubble im sichtbaren Bereich des Lichts
beobachtet (astronews.com berichtete). Ein Vergleich
dieser Aufnahmen mit dem jetzt von der ESO veröffentlichten Infrarotbild macht
wieder einmal deutlich, wie wichtig Beobachtungen in verschiedenen
Wellenlängenbereichen sein können, um die wahre Natur eines Objektes zu
erfassen. So erscheinen im Infraroten die im Optischen so dominanten rötlichen
Strukturen weitaus weniger prominent.
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