Weltraumlabor seit fünf Jahren im All
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
7. Februar 2013
Es ist nun genau fünf Jahre her, dass das europäische
Weltraumlabor Columbus an Bord der Raumfähre Atlantis zur
Internationalen Raumstation ISS gestartet ist. Seitdem ist das ISS-Modul zu
einer wichtigen Komponente der europäischen Forschung unter Schwerelosigkeit
geworden. Überwacht wird Columbus vom Deutschen
Raumfahrt-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen.
Der deutsche ESA-Astronaut Hans Schlegel im
Februar 2008 bei Arbeiten am Weltraumlabor
Columbus.
Foto: NASA |
Von außen sieht es aus wie eine glänzend polierte Tonne, im Inneren enthält
es hingegen jede Menge Möglichkeiten für wissenschaftliches Arbeiten in der
Schwerelosigkeit - das europäische Forschungsmodul Columbus fliegt seit
fünf Jahren als Teil der Internationalen Raumstation ISS durch das Weltall.
Betrieben und überwacht wird es aus dem Columbus-Kontrollzentrum im
Deutschen Raumfahrt-Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR).
Am 7. Februar 2008 saßen die Flugdirektoren dort besonders gespannt an ihren
Konsolen: Um 20.45 Uhr MEZ startete das Space Shuttle Atlantis vom
amerikanischen Kennedy Space Center mit dem Forschungsmodul an Bord zur
Raumstation. "Der Erwartungsdruck war enorm hoch", erinnert sich Gerd Söllner,
leitender Flugdirektor der Columbus-Mission 1E.
Bis dahin war die Geduld der Beteiligten schon arg auf eine Probe gestellt
worden: Der geplante Start am 6. Dezember 2007 wurde abgebrochen, weil nicht
alle Treibstoffsensoren des Shuttles funktionierten. Die Astronauten reisten
wieder ab und kehrten zu Training und Familien zurück.
Am 7. Februar 2008 waren dann alle technischen Probleme behoben, und das
Forschungsmodul startete zu seinem Bestimmungsort etwa 400 Kilometer über der
Erde. "Wir saßen natürlich alle schon während des Starts an unseren Konsolen",
so Söllner. "Knapp zwei Stunden nach dem Start erhielten wir dann schon die
ersten Telemetriedaten der Experimente, die an der Außenseite des
Forschungsmoduls installiert werden sollten." Diese mussten auch schon während
des Flugs zur Raumstation minimal beheizt werden, damit die empfindlichen
Instrumente den Transport überstanden. Columbus schlummerte da noch
unbeteiligt in der Ladebucht des Shuttles.
Zwei Tage später - am 9. Februar - wurde Columbus mit einem
Roboterarm aus der Ladebucht der Raumfähre gehoben und an der Raumstation
angekoppelt. Das europäische Forschungsmodul war bereit für die Inbetriebnahme.
Wie beim Einzug in ein neues Haus schalteten die Ingenieure des DLR nach und
nach die wichtigsten Funktionen ein: Strom und Heizung funktionierten. "Alles,
was für die Minimalversorgung wichtig war, war da - aber alle weiteren Kommandos
kamen nicht am Forschungsmodul an."
Im Columbus-Kontrollzentrum und in Houston startete die fieberhafte
Suche nach dem Fehler. Bereits seit 2001 hatten die Ingenieure am Ablauf der
Mission gefeilt, minutiöse Pläne aufgestellt und für mögliche Fehler konkrete
Abläufe vorgesehen. Schließlich war die Ursache gefunden: Ein Hauptcomputer der
NASA auf der ISS leitete die Kommandos aus Oberpfaffenhofen nicht an
Columbus weiter. "Dieser Fehler war einfach nicht vorhersehbar", sagt
Söllner. "Damit war unser lange vorher festgelegter Ablaufplan erst einmal
zerschossen."
Anderthalb Tage brachte das die sorgfältig erstellte Timeline in Rückstand.
Während eine Mannschaft im Kontrollraum an der Konsole die aktuellen Arbeiten
durchführte, grübelte einen Raum weiter das "Anomaly Resolution Team" über der
optimalen Umplanung. "Dafür ist ein Kontrollzentrum nun mal da." Die Crew im
Weltraum mit dem deutschen Astronauten Hans Schlegel wurde erst einmal mit dem
Einbau der Hardware beschäftigt, installierte die Experimentierracks, löste
Sicherheitsschrauben. Insgesamt 13 Tage arbeitete das Columbus-Team im
Kontrollraum rund um die Uhr in Vollbesetzung, um das Forschungsmodul und seine
Experimentanlagen in Betrieb zu nehmen.
Seit fünf Jahren laufen mittlerweile Experimente aus den verschiedensten
Bereichen in der glänzend polierten "Tonne" mit dem technischen Innenleben.
Gravitationsbiologie, Strahlen- und Astrobiologie, Humanphysiologie oder auch
Materialphysik gehören zu den Forschungsgebieten: Wie funktioniert der Knochen-
und Muskelabbau des Menschen? Wie verhalten sich Pflanzen in der
Schwerelosigkeit? Welche Eigenschaften haben Kristalle? Wie verhält sich die
Strömung im Erdinneren?
Gesteuert werden die Experimente aus verschiedenen Kontrollzentren in Europa
- wie zum Beispiel dem MUSC, dem Nutzerzentrum für Weltraumexperimente am DLR
Köln. Von dort aus führen die Wissenschaftler ihre Experimente im Biolab
an Bord des Forschungsmoduls Columbus durch. Das Kontrollzentrum in
Oberpfaffenhofen wartet das Modul und ermöglicht den Experimentbetrieb. "Wir
haben unseren Kontrollraum auch heute noch rund um die Uhr besetzt", erläutert
Söllner. "Zwar mit kleinerer Mannschaft, aber dennoch 24 Stunden und sieben Tage
in der Woche."
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