Training mit Robotern und hüpfende Lander
Redaktion
/ Pressemitteilungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
24. Januar 2013
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat sich auf
dem Gebiet der Raumfahrt auch im Jahr 2013 einiges vorgenommen. In Berlin wurden
heute die Höhepunkte vorgestellt: Unter anderem soll ein Satellit zur
Überwachung von Schiffen gestartet und ein hüpfender Asteroiden-Lander
fertiggestellt werden. Astronauten will man mit Robotern zum Training animieren.
Mit AISat soll ab Sommer 2013 der Schiffsverkehr
verfolgt werden.
Bild: DLR |
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) will 2013 seine
internationale Vernetzung mit neuen Kooperationen zu Forschungseinrichtungen und
Universitäten weiter ausbauen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei
dabei, so das DLR heute auf der Neujahrs-Pressekonferenz in Berlin, die
Übernahme des Vorsitzes des ESA-Rates und die Leitung der "International Charter
Space and Major Desasters" im laufenden Jahr.
"Die wachsenden Anforderungen an die Forschung durch die Gesellschaft müssen
einher gehen mit Selbstbestimmung und Verantwortung für die Wissenschaft. Das
bedeutet, mehr DLR wagen, neue Denkansätze wählen, Aufgaben und Technologien
überdenken", forderte Prof. Johann-Dietrich Wörner, der Vorstandsvorsitzender
des DLR. "Es bedarf der Definition strategischer Ziele und nicht der Vorgabe
operativer Aufgaben und Maßnahmen", betonte Wörner.
Bei der deutschen Raumfahrtforschung werden auch im Jahr 2013 internationale
Kooperationen die Aktivitäten entscheidend bestimmen. So sind Flüge mit
indischen und russischen Trägerraketen, sowie eine japanisch-deutsche
Asteroidenmission geplant.
Ein DLR-Projekt dieses Jahres ist der Kleinsatellit AISat, der mit
einer vier Meter langen entfaltbare Helix-Antenne ab Sommer 2013 weltweit den
Schiffsverkehr verfolgen soll. Die empfindliche Antenne empfängt die Signale des
Automatischen Identifikationssystems der Schiffe - diese Funkdaten, die jedes
Schiff seit dem Jahr 2000 sendet, enthalten unter anderem Informationen über
Namen, Position, Größe und Geschwindigkeit des Schiffes.
Während die bisherigen terrestrischen Empfangssysteme auf Grund begrenzter
Reichweite nach kurzer Zeit den Kontakt zu den Schiffen verlieren und
kommerzielle Satelliten bisher bei dichtem Schiffsverkehr kaum eine zuverlässige
Ortung durchführen können, soll AISat hingegen vor allem in stark
befahrenen Regionen - zum Beispiel der Nordsee und dem Mittelmeer - den
Schiffsverkehr verfolgen. Durch die genaue Beobachtung mit dem Satelliten des
DLR-Instituts für Raumfahrtsysteme in Bremen können Schiffsrouten in Zukunft
optimiert und Kollisionen verhindert werden. Der Start erfolgt vom indischen
Shriharikota.
Für den Asteroidenlander Mascot beginnt der Endspurt: Anfang 2014
soll das Flugmodell an die japanische Raumfahrtagentur JAXA ausgeliefert werden,
die Mascot dann mit der Sonde Hayabusa-2 zum Asteroiden 1999
JU 3 schickt. Die zehn Kilogramm schwere Landekapsel wird aus 100 Metern Höhe
aus der Sonde katapultiert, auf dem Asteroiden landen und sich aufrichten.
Hüpfend bewegt sie sich dort fort, um mit vier Instrumenten Messungen direkt auf
der Oberfläche vorzunehmen (astronews.com berichtete).
Dafür steuert das DLR eine Kamera und ein Radiometer bei.
Die Struktur des Landers wurde im DLR-Institut für Faserverbundleichtbau und
Adaptronik in Braunschweig entwickelt, in Oberpfaffenhofen verlieh das Institut
für Robotik und Mechatronik dem Lander seine Mobilität zum Hüpfen und
Aufrichten. In diesem Jahr stehen nun die letzten Tests beim DLR in Bremen an,
bevor das Landegerät auf seine Reise geschickt wird.
Auch über die Wohlbefinden der Astronauten im All macht man sich beim DLR in
diesem Jahr weiter Gedanken - mit einem auf den ersten Blick ungewöhnlichen
Ansatz. Bei langen Missionen im Weltraum ist Training überlebensnotwendig.
Körperliche Betätigung kann helfen, Stress abzubauen, den Geist anzuregen und
schlechte Stimmung zu vermeiden. Die Trainingssituation im All birgt aber auch
Schwierigkeiten. Hier setzt das Projekt SoziRob an: Als soziale
Interaktionspartner während des Trainings dienen Roboter, genauer, der
Roboterkopf "Flobi" und der humanoide Roboter "Nao".
Der Roboter regt zum Sport an, begleitet und kommentiert. Wie reagieren die
Menschen in dieser Situation auf unterschiedliche robotische Systeme, auch im
Vergleich zu virtuellen Agenten oder mobilen Geräten? Das vom DLR
Raumfahrtmanagement mit Mitteln des Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie geförderte Projekt SoziRob soll Antworten auf diese Fragen
finden.
Außerdem wird mit biologischen und zoologischen Experimenten der Universitäten
Erlangen und Hohenheim an Bord im April 2013 eine russische
BION-M3-Rückkehrkapsel ins Weltall starten. Das Vier-Liter-Aquarium OMEGAHAB
verfügt über zwei Kammern, die mit einem Membranfilter verbunden sind, um den
Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid zu ermöglichen. Neben Wasserpflanzen,
die als Sauerstoffproduzenten eingesetzt werden, treten auch Schnecken,
Wasserflöhe und Buntbarsche den Flug an, deren Verhalten unter
Weltraumbedingungen untersucht werden soll.
Weitere Schwerpunkte der Forschungsarbeiten des DLR liegen auch in diesem
Jahr wieder im Bereich Luftfahrt, der Energieversorgung und im Verkehrswesen.
Das DLR ist das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und
Raumfahrt. Es beschäftigt 7.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in 32
Instituten und anderen Betriebseinrichtungen an 16 verschiedenen Standorten
arbeiten.
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