Das Leuchten einer dunklen Wolke
von Stefan Deiters astronews.com
23. Januar 2013
Ein heute von der europäischen Südsternwarte ESO
veröffentlichtes Bild beweist einmal wieder, wie erhellend Beobachtungen in
anderen Wellenlängenbereichen als dem des sichtbaren Lichts sein können. Die
Daten des Submillimeter-Teleskops APEX zeigen nämlich das Leuchten des Staubs in
ansonsten dunklen interstellaren Wolken.
Die Region rund um den Nebel NGC 1999. Die
APEX-Daten sind orange dargestellt, die optischen
Daten stammen vom Digitized Sky Survey 2. Bild:
ESO / APEX (MPIfR/ESO/OSO) / T. Stanke et al. /
Digitized Sky Survey 2
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Wenn sich in einer ansonsten sternreichen Region am Himmel ein dunkler
Bereich befindet, in dem praktisch kein Stern zu erkennen ist, dann handelt es
sich in der Regel nicht etwa um ein "Loch" im Weltraum, sondern um eine dunkle
dichte Wolke aus Gas und Staub, die sämtliches Licht im sichtbaren
Wellenlängenbereich verschluckt und daher dunkel erscheint. Der Astronom Wilhelm
Herschel wusste dies allerdings noch nicht, als er 1774 eine solche Wolke im
Sternbild Skorpion beobachtete und schrieb: "Hier ist wahrhaftig ein Loch im
Himmel!"
Dank moderner Teleskope, die in anderen Wellenlängenbereichen beobachten
können, sind die Astronomen aber inzwischen hinter das Geheimnis dieser dunklen
Wolken gekommen. In längeren Wellenlängen, etwa im Submillimeterbereich, ist
nämlich auch das Leuchten der Staubkörner in ihnen zu erkennen. Die Astronomen
können durch solche Beobachtungen inzwischen viel über die Entstehung von
Sternen lernen, die versteckt im Inneren dieser Wolken ablaufen kann.
Die jetzt von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichten
Beobachtungen des Atacama Pathfinder Experiment (APEX), einer
Radioschüssel auf der Chajnantor-Hochebene in Chile, zeigen einen kleinen Teil
eines 1.500 Lichtjahre entfernten riesigen Sternentstehungsgebiets im Sternbild
Orion. Auf dem Bild sind die APEX-Daten in Orange über die Bilddaten im
sichtbaren Bereich des Lichts gelegt worden.
Die hellen, knotenartigen Strukturen in den APEX-Daten korrespondieren dabei
oft mit vergleichsweise dunklen Regionen im sichtbaren Bereich des Lichts. Für
die Wissenschaftler ist dies ein Hinweis darauf, dass dichter Staub hier das
Licht im sichtbaren Bereich verschluckt und selbst in Submillimeter-Wellenlängen
leuchtet. Eventuell könnten hier gerade neue Sterne entstehen.
Bei dem deutlich erkennbaren hellen Bereich unterhalb der Bildmitte handelt
es sich um den Reflexionsnebel NGC 1999. In sichtbaren Wellenlängen leuchtet er
hell, weil er das Licht von jungen Sternen in der Umgebung reflektiert -
insbesondere das des Sterns V380 Orionis im Inneren des Nebels. Interessant ist
auch ein dunkler Fleck im Zentrum von NGC 1999, der besonders gut auf einer
Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble zu erkennen ist (astronews.com
berichtete). Lange Zeit hatte man angenommen, dass es sich auch bei diesem
dunklen Bereich um einen Staubwolke handelt, in deren Inneren gerade Sterne
entstehen. Doch APEX und auch andere Teleskope konnten in dieser Region
keinerlei Strahlung ausmachen.
Dies macht es sehr wahrscheinlich, dass es sich bei dem dunklen Fleck in NGC
1999 tatsächlich um ein "Loch" handelt, das durch Materieströme des Sterns V380
Orionis entstanden ist. Entsprechende Untersuchungen wurden bereits 2010 in
einem Fachartikel in der Zeitschrift Astronomy & Astrophysics
vorgestellt. Die im Bild dargestellte Region befindet sich am Himmel etwa zwei
Grad südlich des bekannten Orionnebels (M42).
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