Aus dem Dunkel ans Licht
von Stefan Deiters astronews.com
18. Januar 2013
Die europäische Südsternwarte ESO hat in dieser Woche eine
eindrucksvolle Aufnahme eines Sternentstehungsgebiets veröffentlicht, auf der
deutlich wird, wie aus einer dunklen Wolke hell leuchtende Sonnen werden. Das Bild der Lupus 3 genannten Region entstand mit dem
MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop in La Silla und ist die bislang beste Aufnahme dieses
Objekts im sichtbaren Bereich des Lichts.
Die Sternentstehungsregion Lupus 3 im
Sternbild Skorpion.
Bild: ESO / F.
Comeron
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Auf den ersten Blick scheinen auf der Mitte der Woche von der europäischen
Südsternwarte ESO veröffentlichten Aufnahme zwei sehr gegensätzliche Dinge zu
sehen zu sein: Auf der einen Seite sind dunkle, rauchartige Schwaden zu erkennen,
auf der anderen Bildhälfte eine Ansammlung von hell leuchtenden Sternen.
So unterschiedlich die Bildbereiche auch sein mögen, sie hängen in
Wirklichkeit eng miteinander zusammen: Bei der dunklen Wolke handelt es sich
nämlich um eine Ansammlung von kaltem Gas und Staub, in der gerade neue Sterne
entstehen. Die dichtesten Bereiche dieser Wolke kollabieren irgendwann unter
ihrer eigenen Anziehungskraft und es bildet sich ein neuer Stern.
Zunächst wird die Strahlung der gerade entstehenden Sonne noch durch den sie umgebenden Staub
verschluckt und ist daher nur mit Teleskopen zu erkennen, die beispielsweise im
infraroten Wellenlängenbereich beobachten. Irgendwann aber wird die Strahlung
dann so intensiv, dass sich, auch mithilfe intensiver stellarer Winde, der Staub
lichtet und die junge, heiße Sonne auch im sichtbaren Bereich des Lichts zu
beobachten ist.
Die Sterne rechts der Bildmitte sind hierfür ein gutes Beispiel. Ein Teil der
Strahlung der jungen Sonnen wird vom Staub der Umgebung noch gestreut. Die
beiden hellsten Sterne sind so leuchtkräftig, dass sie sich sogar schon mit
einem kleinen Teleskop oder einem Fernglas beobachten lassen. Sie sind noch sehr
jung und in ihrem Inneren laufen noch keine stabilen nuklearen Fusionsprozesse
ab. Ihre Energie beziehen sie aus der Kontraktion. Man nennt solche Sterne
Herbig-Ae/Be-Sterne. Ihr Alter dürfte weniger als eine Millionen Jahre betragen.
Die vom MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop in La Silla aufgenommene, Lupus 3 genannte
Region ist rund 600 Lichtjahre von der Erde entfernt und befindet sich im
Sternbild Skorpion. Die Aufnahme, die mit dem Wide Field Imager entstand, zeigt
einen Bereich von etwa fünf Lichtjahren. Es handelt sich um das bislang beste
Bild dieser Region, das im sichtbaren Bereich des Lichts gemacht wurde.
Man kennt deutlich größere und spektakulärere Sternentstehungsgebiete, in
denen Hunderte massereiche Sterne entstehen. Astronomen glauben allerdings, dass
die meisten Sterne in unserer Galaxie in eher kleineren Gebieten wie Lupus 3
entstehen, in denen sich keine wirklich massereichen Sterne bilden. Auch unsere
Sonne könnte einst in einer solchen Region entstanden sein.
So ist auch das Studium dieser auf den ersten Blick vielleicht weniger
spektakulären Regionen für die Wissenschaft von großem Interesse, verrät es
doch einiges über die frühen Phasen im Leben eines Sterns. Und auch Freunde
faszinierender astronomischer Bilder dürften beim Anblick Lupus 3 sicherlich auf ihre
Kosten kommen.
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