Suche nach Galaxienhaufen beginnt
von Stefan Deiters astronews.com
10. Dezember 2012
Mithilfe neu aufbereiteter Daten des Wide-field Infrared Survey Explorer
(WISE) haben Astronomen jetzt einen weit entfernten Galaxienhaufen aufgespürt.
Diese gewaltigen Ansammlungen von Galaxien stellen die größten Strukturen im
Universum dar. Die Forscher hoffen auf unzählige weitere Entdeckungen.
Der mithilfe von WISE entdeckte
Galaxienhaufen. Bild:
NASA/JPL-Caltech /UCLA/WIYN/Subaru [Großansicht] |
"Eine der Schlüsselfragen der Kosmologie ist, wie aus den anfänglichen
winzigen Unterschieden bei der Verteilung der Materie so schnell die gewaltigen
Strukturen aus Galaxien wurden, die wir heute beobachten können", erläutert
Anthony Gonzales von der University of Florida in Gainesville die Bedeutung
der Suche nach massereichen Galaxienhaufen im entfernten Universum. "Durch das Aufspüren der massereichsten Galaxienhaufen in vielen
Milliarden Lichtjahren Entfernung mit WISE können wir Theorien über die frühe
Phase des Universums testen."
Galaxienhaufen sind die größten gebundenen Strukturen im Universum und
bestehen oft aus vielen Tausend Galaxien. Der Wide-field Infrared Survey
Explorer (WISE) ist ein Satellit, der im Jahr 2010 den gesamten Himmel im
Infraroten erfasst hat. Nachdem das Kühlmittel für das 40-Zentimeter-Teleskop
an Bord des Satelliten ausgegangen war, setzte WISE die Kartierung mit den zwei
noch zur Verfügung stehenden Infrarotkanälen fort. Ziel dieser, als NEOWISE
bezeichneten Missionsphase war es hauptsächlich, nach erdnahen Asteroiden zu fahnden (astronews.com
berichtete).
In jüngster Zeit hat das WISE-Team nun damit begonnen, im Rahmen des Projekts
"AllWISE" alle verfügbaren WISE-Daten zu kombinieren, um auf diese Weise noch
deutlich besseres Bildmaterial für Untersuchungen der unterschiedlichsten
Objekte bereitstellen zu können - von nahegelegenen Sternen bis zu fernen
Galaxien. Die Daten sollen Ende des kommenden Jahres öffentlich verfügbar
gemacht werden.
Gonzales und sein Team nutzen diese erweiterten WISE-Daten, um nach
massereichen Galaxienhaufen zu suchen. Den ersten, genannt MOO J2342.0+1301,
haben sie gerade entdeckt. Sein Licht war über sieben Milliarden Jahre zu uns
unterwegs. Wir sehen ihn damit in einer Zeit, zu der unser Universum noch nicht
einmal halb so alt war wie heute. Über ihre Entdeckung berichten die Astronomen in der Fachzeitschrift
Astrophysical Journal.
Mit den AllWISE-Daten hoffen die Astronomen weitere massereiche
Galaxienhaufen aufzuspüren, die oft Massen aufweisen, die die unserer
Milchstraße um mehrere Tausend Mal übersteigen. Sie sind allein schon aufgrund
ihrer großen Entfernung nicht leicht zu entdecken. Hinzu kommt, dass durch die
Ausdehnung des Universums ihr Licht gestreckt wurde, so dass sie im sichtbaren
Bereich kaum zu sehen sind, dafür aber im Infraroten. Deswegen können die
WISE-Daten den Astronomen eine so große Hilfe sein.
"Ich hatte zunächst keine große Hoffnung, WISE für die Suche nach entfernten
Galaxienhaufen nutzen zu können, weil wir den Durchmesser des Teleskops auf
nur 40 Zentimeter reduzieren mussten, um den Kostenrahmen der Mission nicht zu
überschreiten", so Peter Eisenhardt, der Projektwissenschaftler für WISE am
Jet
Propulsion Laboratory der NASA. "Ich bin daher begeistert, dass wir sie nun doch
entdecken können. Die langen Belichtungszeiten von AllWISE haben die Tür so weit
geöffnet, dass wir die Entstehung der massereichsten Strukturen im entfernten
Universum untersuchen können."
Außer für die Suche nach massereichen Galaxienhaufen sollen die erweiterten
WISE-Daten auch zur Fahndung nach nahegelegenen, unentdeckten kühlen Sternen oder
Braunen Zwergen genutzt werden.
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