Privater Raumfrachter zur Erde zurückgekehrt
von Stefan Deiters astronews.com
29. Oktober 2012
Die erste kommerzielle Versorgungsmission zur
Internationalen Raumstation ISS ist gestern Abend zu Ende gegangen: Die
Dragon-Raumkapsel wasserte mit nicht mehr benötigten Materialien und
wissenschaftlichen Experimenten an Bord im Pazifik vor der Küste des
mexikanischen Bundesstaates Baja California. Die Dragon-Kapsel war drei
Wochen zuvor zur ISS gestartet.
Die erste
kommerzielle Versorgungsmission zur ISS landete
gestern im Pazifik.
Foto: NASA |
Mit der Wasserung im Pazifik vor der Küste des mexikanischen Bundesstaats Baja
California gestern um 20.22 Uhr MEZ endete die erste kommerzielle
Versorgungsmission zur Internationalen Raumstation ISS, die das Unternehmen
SpaceX im Auftrag der amerikanischen Weltraumbehörde NASA durchgeführt hat.
Seit Außerdienststellung der Shuttle-Flotte verfügt die NASA über keine eigenen
Raumschiffe mehr, mit denen die Raumstation versorgt werden könnte.
"Nur wenig mehr als ein Jahr nachdem die Shuttle in den Ruhestand gegangen sind,
haben wir die erste Versorgungsmission zur ISS abgeschlossen", so
NASA-Administrator Charles Bolden nach der Landung. "Aber nicht mit einem
Raumschiff, das der Regierung gehört und von ihr gesteuert wurde, sondern mit
einem von einer privaten Firma entwickelten." Bolden sieht das, gemäß den
Vorgaben seiner Regierung, positiv, würde dadurch doch die amerikanische
Wirtschaft gestärkt und Arbeitsplätze geschaffen.
Nach dem erfolgreichen Erstflug eines Dragon-Raumfrachters im Frühjahr
dieses Jahres hat die NASA bei SpaceX mindestens zwölf Versorgungsflüge
zur ISS bestellt, die bis 2016 durchgeführt werden sollen. Der Vertrag hat ein
Volumen von 1,6 Milliarden US-Dollar. Nach der aktuellen Strategie der NASA
fördert die Weltraumagentur den Bau von kommerziellen
Raumtransportsystemen zum Erreichen der Internationalen Raumstation und des
niedrigen Erdorbits und beschränkt sich selbst auf die Entwicklung von
Raumfahrtsystemen, mit denen Missionen in einen höheren Erdorbit und ins
Sonnensystem möglich sind.
Die Dragon-Mission CRS-1 war am 7. Oktober 2012 mit einer von
SpaceX entwickelten Trägerrakete vom Typ Falcon 9 gestartet (astronews.com
berichtete) und war am 10. Oktober vom Roboterarm der Internationalen
Raumstation eingefangen und an die ISS angedockt worden. Die Kapsel blieb dann
18 Tage lang an die Raumstation angedockt und konnte so bequem entladen und mit
nicht mehr benötigten Ausrüstungsgegenständen beladen werden. Außerdem wurden
auch abgeschlossene Experimente in dem Dragon-Raumschiff verstaut, die
nun in irdischen Laboratorien ausgewertet werden sollen. So befinden sich an
Bord beispielsweise Proben, die tiefgekühlt zur Erde zurückkehren - eine Premiere
für diesen Flug, die für die Wissenschaftler von großer Bedeutung ist.
Im Gegensatz zu den europäischen, russischen und japanischen Raumfrachtern
verglüht Dragon nämlich nicht in der Atmosphäre, sondern kehrt am
Fallschirm zur Erde zurück. Die bemannten Sojus-Raumkapseln verfügen
nur über eine sehr begrenzte Ladekapazität für Material, das zur Erde
zurückkehren soll, so dass die Dragon-Raumschiffe derzeit die einzige
Möglichkeit darstellen, größeren Mengen an Material von der ISS zurückzubringen.
Die Dragon-Raumschiffe sollen in den kommenden Jahren so
weiterentwickelt werden, dass sie auch Astronauten zur Internationalen
Raumstation transportieren können.
Der nächste Start eines Dragon-Raumschiffs war für Januar vorgesehen.
Da es während des Starts mit der Falcon 9 ein Triebwerkproblem gab,
soll diese Anomalie zunächst untersucht werden, bevor eine neue Mission startet.
Das Problem hatte keinen Einfluss auf die Mission der Dragon-Kapsel.
Allerdings gelangte dadurch eine zweite Nutzlast an Bord der Trägerrakete nicht
in die vorgesehene Umlaufbahn und verglühte einige Tage nach dem Start in der
Atmosphäre.
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