Neue Galaxienbilder stehen bereit
von Stefan Deiters astronews.com
11. September 2012
Seit 2007 können Internetnutzer im Rahmen des Projekts
Galaxy Zoo Astronomen bei der Klassifizierung von Galaxien unterstützen. In
den vergangenen Jahren wurden so einige eigentümliche Systeme entdeckt,
beispielsweise Galaxien, die die Form von Buchstaben oder Tieren haben. Jetzt
hat das Team mehr als 250.000 neue Galaxienbilder zur Klassifizierung
freigeschaltet.
Ein Fund des Galaxy Zoo-Projektes: eine
Galaxie in Form eines Pinguins.
Bild: SDSS |
Wissenschaftliche Mitmachprojekte erfreuen sich großer Beliebtheit und sind
in den Zeiten des Internets auch immer leichter zu realisieren. Jeder kann sich
so daheim in seiner Freizeit an der astronomischen Forschung beteiligen und
beispielsweise in Daten von Radioteleskopen nach Signalen außerirdischer
Intelligenzen suchen. Bei diesem unter dem Begriff SETI@home bekannten Projekt,
stellt der Nutzer ungenutzte Rechenzeit seines Computers zur Datenanalyse zur
Verfügung.
Das 2007 gestartete Projekt Galaxy Zoo geht einen anderen Weg: Hier
werden den Teilnehmern Bilder von Galaxien gezeigt, die dann nach bestimmten
Kriterien klassifiziert werden müssen. Das Konzept fand viele Freunde: Mehr als
250.000 Menschen beteiligten sich seit dem Start an Galaxy Zoo und
haben so geholfen, über eine Millionen Galaxienbilder zu sortieren.
"Wir möchten uns bei all denjenigen bedanken, die sich in den vergangenen
fünf Jahren an Galaxy Zoo beteiligt haben", so Dr. Chris Lintott von
der University of Oxford, der verantwortliche Wissenschaftler für das
Projekt. "Menschen sind besser als Computer, wenn es um die Erkennung von
bestimmten Mustern wie in diesem Fall geht. Wir wären ohne diese Hilfe niemals
so weit gekommen. Jetzt haben wir eine neue Herausforderung und wir möchten alle
Freiwilligen - alte und neue - dazu einladen, sich zu beteiligen."
Ein Experte müsse man nach wie vor nicht sein, um bei Galaxy Zoo
mitzumachen. "Wir haben sogar herausgefunden, dass Laien bei dieser Aufgabe oft
bessere Ergebnisse erzielen. Es sind zu viele Bilder, um sie selbst alle
anzuschauen, doch mit der Hilfe von Tausenden von Freiwilligen können wir
herauszufinden, was sich in den Daten alles verbirgt," so Lintott.
In den vergangenen Jahren waren die Teilnehmer von Galaxy Zoo
bereits auf einige kuriose Objekte gestoßen (astronews.com berichtete), darunter
beispielsweise auf Galaxien, die wie die Buchstaben des Alphabets aussehen. Dr.
Steven Bamford, ein Mitglied des Galaxy Zoo-Teams, hat daraus eine
Webseite erstellt, auf der jeder seinen Namen aus Galaxien schreiben kann.
Vielleicht finden sich unter den neuen Galaxienbildern auch noch mehr Systeme in
Tierform, nachdem auf den bisherigen Bildern bereits eine Galaxie in Form eines
Pinguins entdeckt wurde.
Die Arbeit hat natürlich auch einen ernsthaften wissenschaftlichen
Hintergrund: Systeme mit ungewöhnlicher Form können den Astronomen nämlich etwas
über die Entwicklung von Galaxien verraten und Hinweise darauf liefern, wie sich
diese durch Kollisionen und Verschmelzungen verändern. Dazu passen die Quellen
der neuen Bilder, nämlich der Sloan Digital Sky Survey, der mit einem
erdgebundenen Teleskop erstellt wurde und die CANDLES-Durchmusterung des
Weltraumteleskops Hubble.
"Die beiden Datenquellen passen perfekt zusammen", so Kevin Schawinski von
der ETH Zürich, der auch zum Galaxy Zoo-Team gehört. "Die neuen Bilder
des Sloan geben uns einen detaillierten Blick auf unser lokales
Universum, während die CANDLES-Daten von Hubble uns einen tieferen
Blick ins All und damit in die Vergangenheit des Universums erlauben." Das Team
hofft, dass der Vergleich der Daten der beiden Teleskope Rückschlüsse darauf
erlaubt, wie sich aus den entfernten Galaxien die Systeme entwickeln konnten,
die wir in unserer Umgebung heute beobachten können.
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