Die Geschichte des blauen Mondes
von
Stefan Deiters astronews.com
30. August 2012
Der Vollmond am 31. August 2012 ist bereits der zweite
Vollmond in diesem Monat. Besonders im englischsprachigen Raum wird ein solcher
Vollmond als Blue Moon, also als blauer Mond, bezeichnet. Dabei ist kaum zu
erwarten, dass der Mond morgen Nacht bläulich erscheinen wird. Die Ansicht
darüber, was genau ein Blue Moon ist, hat sich im Laufe der Jahre
auch deutlich verändert.
Zwischen zwei Vollmonden liegen exakt 29,53 Tage. Es ist daher nicht
verwunderlich, dass es immer wieder Monate gibt, in denen sich zwei Vollmonde
beobachten lassen. Nur im Februar kann dies nicht passieren, da dieser Monat dazu einfach
nicht genug Tage hat. Auch der morgige Vollmond ist der zweite Vollmond
des Monats, der letzte Vollmond war am 2. August. Und ein solcher zweiter Vollmond wird
- insbesondere im englischsprachigen Raum - als Blue Moon bezeichnet,
also als "blauer Mond". Mancher kennt diesen Begriff vielleicht aus der
englischen Redewendung "Once
in a blue moon", was etwa soviel wie "alle Jubeljahre einmal" bedeutet.
Die heute allgemein übliche Definition für den "blauen Mond" ist dabei noch
gar nicht so alt und geht auf den Fehler eines Mitarbeiters der amerikanischen
Astronomiezeitschrift Sky & Telescope zurück, wie diese vor einiger Zeit selbst
einmal recherchiert hat. Im Maine Farmers' Almanac wurde ein Blue
Moon nämlich ursprünglich etwas anders definiert: Ein Blue Moon war der dritte
Vollmond in einer Jahreszeit, wenn es in dieser ausnahmsweise einmal vier
Vollmonde gegeben hatte. Und solche "blauen Monde" konnte es nur im November, Mai,
Februar oder August geben.
Im Farmers Almanac hatten alle Vollmonde eines Jahres eine bestimmte
Bedeutung. So gab es beispielsweise im Herbst einen "Erntemond" und einen "Eiermond"
oder "Ostermond" vor Ostern. Der Kalender war zudem auf das tropische
Jahr bezogen und lief von einer Wintersonnenwende zur nächsten. Auch die Jahreszeiten wurden
etwas anders definiert als heute üblich. Normalerweise fielen in jede dieser Jahreszeiten drei Vollmonde.
In seltenen Fällen allerdings gab es einen vierten. Und genau in solchen Fällen
nannte man den dritten Mond einer Jahreszeit
"blauer Mond".
Den dritten Vollmond wählte man aus, weil so die zeitliche Zuordnung der
"normalen" Vollmonde mit einer bestimmten Bedeutung besser erhalten blieb und
beispielsweise der letzte Vollmond einer Jahreszeit weiterhin in relativer
zeitlicher Nähe zu den Sonnenwenden oder Tagundnachtgleichen des Kalenders lag.
Doch dann passierte es: In einem Artikel in der Märzausgabe der Zeitschrift
Sky & Telescope
des Jahres 1946 über "Blaue Monde" findet sich der entscheidende
Satz: "Sieben Mal in 19 Jahren gab es - und gibt es - 13 Vollmonde im Jahr. Das
bedeutet elf Monate mit jeweils einem Vollmond und ein Monat mit zwei. Dieser
zweite in einem Monat, so interpretiere ich es, wurde Blue Moon genannt." Diese
Fehlinterpretation des Autors setzte sich schnell durch. Die alte Definition
geriet in Vergessenheit und heute wird überall der zweite
Vollmond eines Monats als "blauer Mond" bezeichnet.
Es ist übrigens nicht ausgeschlossen, dass der Vollmond tatsächlich einmal
bläulich erscheint. Entsprechende Berichte gibt es beispielsweise aus dem Jahr
1883. Grund dafür waren ungeheure Aschemengen, die durch den Ausbruch des
Vulkans Krakatau in die Atmosphäre geschleudert worden waren. Diese Partikel streuten
vor allem die rötliche Komponente des Mondlichts, so dass der Mond bläulich
erschien. In der morgigen Nacht allerdings ist ein solches Phänomen nicht zu
erwarten.
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