Die Tränen des Laurentius und ein blauer Mond
von
Stefan Deiters astronews.com
1. August 2012
Mit den Perseiden lässt sich im August der wohl schönste
Sternschnuppenstrom des Jahres beobachten. Doch auch sonst gibt es am
nächtlichen Himmel einiges zu sehen: Mars und Saturn am Abend, Venus und Jupiter
am Morgen, dazu die Sterne des Sommers. Und wer genau hinschaut, kann sogar
Merkur am Osthorizont entdecken. Und dann ist da noch der blaue Mond...
Mitte des Monats sind Saturn (oben), Mars (Mitte) und
Spica(unten), der Hauptstern des Sternbilds Jungfrau, kurz nach
Sonnenuntergang zusammen am Westhorizont zu sehen.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Noch ist Sommer und wenn auch im August angesichts zu niedriger
Temperaturen und schlechten Wetters daran noch Zweifel aufkommen sollten,
genügt ein Blick an den Nachthimmel, um sich davon zu überzeugen. Hier zeigen
sich nämlich die Sommersternbilder in voller Schönheit. Ihre auffälligsten
Sterne bilden das Sommerdreieck [Findkarte],
das aus Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Altair im Adler besteht. Gegen
Monatsende allerdings wird es langsam herbstlich am Himmel: Mit dem Rechteck
des Pegasus erobert sich allmählich ein typisches
Herbststernbild mehr und mehr seinen Platz.
Ganz in der Nähe von Wega findet sich mit Epsilon Lyrae ein
bekanntes Vierfach-Sternsystem. Es besteht aus zwei engen Sternpaaren. Schon mit
einem Fernglas kann man erkennen, dass Epsilon Lyrae mehr als nur ein Stern ist.
Ein kleines Teleskop zeigt dann schon die vier Partner des Systems, die alle ein
wenig massereicher sind als unsere Sonne und rund 800 Millionen Jahre alt.
Epsilon Lyrae ist rund 160 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Während sich manche Sternbilder am Himmel mit ganz bestimmten Jahreszeiten in
Verbindung bringen lassen, sind einige Sterne in praktisch jeder Nacht zu sehen.
Sie befinden sich so nah am Himmelspol, dass sie nie unter den Horizont sinken.
Es sind die sogenannten Zirkumpolarsterne. Dazu gehören auch
die Sterne des Sternbilds Kassiopeia, das man eigentlich am
Himmel kaum übersehen kann. Wegen seiner auffälligen Form wird es nämlich auch
als "Himmels-W" bezeichnet. Mythologisch ist Kassiopeia die Königin von
Äthiopien, Gemahlin des Cepheus und Mutter der Andromeda. Sie rühmte sich
schöner als andere Frauen zu sein.
Unterhalb von Kassiopeia liegt das Sternbild Perseus. Und
wer dieses gefunden hat, sollte Mitte August einmal ein wenig länger und genauer
hinschauen: Vielleicht entdeckt er nämlich einige Sternschnuppen, die zu den
Perseiden gehören. Die Perseiden sind wohl der zurzeit
"zuverlässigste" Sternschnuppenschauer und machen sich regelmäßig zwischen dem
20. Juli und dem 19. August am Himmel bemerkbar. Sie gehen auf den Kometen
Swift-Tuttle zurück, in dessen staubigen Kometenschweif die Erde immer im Juli
und August gerät.
Winzige Staubpartikel dringen mit einer Geschwindigkeit von fast 200.000
Kilometern pro Stunde in die Erdatmosphäre ein und sorgen durch ihr Verglühen
für die eindrucksvollen Leuchterscheinungen. Am intensivsten ist der
Sternschnuppenstrom, wenn die Erde gerade den staubigsten Teil des
Kometenschweifs durchläuft. Dies ist zwischen dem 9. und 13. August der Fall.
Das Maximum der Sternschnuppenaktivität wird für die Nacht vom 11. auf den 12.
August erwartet. Am besten sind die Perseiden am Morgen zu sehen, möglichst weit
von den Lichtern der Stadt entfernt. Im Volksmund werden die Perseiden auch
Laurentiustränen genannt. Die Bezeichnung geht auf Laurentius von Rom zurück,
der am 10. August 258 in Rom zu Tode gefoltert wurde.
Im August richten sich natürlich alle Blicke auf unseren Nachbarplaneten
Mars, soll doch der neue Marsrover Curiosity am 6.
August auf dem roten Planeten landen und mit seiner Mission dort beginnen. Mars
ist gegenwärtig am Abendhimmel zu sehen, ist aber kein sonderlich auffälliges
Objekt mehr und zieht sich im Laufe des Monats auch allmählich vom Abendhimmel
zurück - seine Untergangzeit wandert also immer weiter in die früheren
Abendstunden. Er befindet sich im Sternbild Jungfrau und ist nicht weit von
dessen Hauptstern Spica entfernt (siehe Bild). Im gleichen Sternbild ist auch
der Saturn zu sehen, der sich aber gleichfalls im Laufe des
Monats vom Abendhimmel zurückzieht und nicht sonderlich auffällig ist.
Ganz anders die Venus: Unser Nachbarplanet ist der
Glanzpunkt am morgendlichen Himmel und wandert im Verlauf des Monats vom Stier
durch das Sternbild Orion in die Zwillinge. Gesellschaft hat die Venus am
Morgenhimmel vom Jupiter, der jedoch seine Aufgänge auch
langsam in die Zeit vor Mitternacht verlegt. Er befindet sich im Sternbild
Stier. Geübte Beobachter können ab der Monatsmitte für rund zwei Wochen auch den
sonnennächsten Planeten Merkur am östlichen Morgenhimmel kurz
vor Sonnenaufgang knapp über dem Horizont entdecken.
Und noch eine Besonderheit bietet der August: Es ist ein Monat mit zwei
Vollmonden, nämlich am 2. August und am 31. August. Der zweite Vollmond eines
Monats wird oft auch als "Blue Moon" bezeichnet. Dieser heute
übliche Gebrauch des Begriffs ist übrigens historisch falsch: Ursprünglich wurde
ein Mond als "Blue Moon" bezeichnet, wenn es innerhalb einer Jahreszeit vier
Vollmonde statt der normalen drei gab. Der "Blue Moon" war dann der dritte
Vollmond in dieser Jahreszeit. Einen solchen "Blue Moon" nach der ursprünglichen
Definition gibt es in diesem Jahr nicht, sondern erst wieder im August 2013.
|