Die Frühlingssterne und der schnelle Arktur
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Mai 2012
Die Venus, über viele Wochen der Glanzpunkt über dem
Westhorizont, zieht sich im Mai vom abendlichen Himmel zurück, den ansonsten die
Sternbilder des Frühlings dominieren. Da lohnt ein Blick zum Sternbild
Bärenhüter, dessen Hauptstern nicht nur Teil des Frühlingsdreiecks und äußerst
hell ist, sondern sich zudem ungewöhnlich schnell am Himmel bewegt.
Die Venus gibt im Mai ihre Abschiedsvorstellung am westlichen
Abendhimmel. Hier ein Blick auf unseren Nachbarn und die dünne
Mondsichel am 22. Mai.
Bild: astronews.com / Stellarium |
Den Nachthimmel im Mai beherrschen, übereinstimmend mit der aktuellen
Jahreszeit und hoffentlich auch mit den aktuellen Temperaturen, die
Sternbilder des Frühlings: Der Große Wagen - bei dem es sich
ja eigentlich gar nicht um ein richtiges Sternbild (das heißt nämlich Großer
Bär), sondern um ein "Unter-Sternbild" oder Asterismus handelt - steht hoch am
Himmel.
Verbindet man beim Großen Wagen die beiden der Deichsel abgewandten Sterne zu
einer Linie, weist diese den Weg zum Polarstern, der am Ende der Deichsel des
Kleinen Wagens liegt. Dessen offizieller Name ist Kleiner Bär, bei ihm handelt es sich
aber nicht um einen Asterismus. Andere, wenn auch weniger bekannte Beispiele
für Asterismen sind
etwa das "Kreuz
des Nordens" im Sternbild Schwan oder der "Gürtel des Orion" und das "Schwert
des Orion" im Sternbild Orion.
Gut am Himmel auszumachen ist das
Frühlingsdreieck [Findkarte]
aus den Sternen Arktur im Sternbild Bärenhüter (oder auch Bootes), Spica im Sternbild
Jungfrau und Regulus im Löwen. Auch der Sommer ist am Himmel schon zu sehen:
So erscheint im (Nord-)Osten langsam das Sommerdreieck, das aus
den Sternen Deneb im Sternbild Schwan, Vega in der Leier und Altair im Adler
besteht [Findkarte].
Hoch im Osten steht zurzeit das Sternbild Bärenhüter mit seinem Hauptstern
Arktur. Der Stern ist, wie oben erwähnt, Teil des Frühlingsdreiecks.
Das Sternbild erinnert entfernt an eine Eistüte: Das Eis zeigt etwa in Richtung
Nord-Ost, Arktur ist an der Spitze zu finden. Der hellorange leuchtende Stern
ist der dritthellste am Himmel. Ein Grund dafür ist seine relative Nähe von nur
rund 37 Lichtjahren. Zudem hat Arktur einen etwa 25 Mal größeren Durchmesser als
unsere Sonne.
Eine andere Besonderheit des Sterns ist mit bloßem Auge allerdings
nicht auszumachen: Arktur gehört zu den am schnellsten am Himmel wandernden
Sternen seiner Größenklasse. Jedes Jahr bewegt er sich um 2,3 Bogensekunden auf
das Sternbild Jungfrau zu. Zum Vergleich: Der Vollmond bedeckt am Himmel etwa
1800 Bogensekunden oder ein halbes Grad.
Wer über ein Fernglas oder ein kleines Teleskop verfügt, kann versuchen, den
Kugelsternhaufen Messier 3 (M3) zu finden, der im Sternbild
Jagdhunde liegt. Er gehört mit zu den schönsten Sternhaufen am nördlichen Himmel
und findet sich rund zwölf Grad nordwestlich des Sterns Arktur an der Grenze zum
Sternbild Bärenhüter. Mit dem Fernglas sieht man allerdings nicht viel mehr als
einen verwaschenen Punkt.
M3 wurde von Charles Messier am 3. Mai 1764 entdeckt
und ist das dritte Objekt in Messiers Katalog - deswegen auch der Name. Der
Kugelsternhaufen ist rund 34.000 Lichtjahre von der Erde entfernt und besteht
aus über einer halben Millionen Sterne. Der Haufen hat einen Durchmesser von
ungefähr 200 Lichtjahren, die Hälfte seiner Masse findet sich allerdings
innerhalb der inneren 22 Lichtjahre.
Zunächst Abschied nehmen müssen wir im Mai von unserem Nachbarplaneten
Venus, der in den vergangenen Monaten ein so markantes Objekt
am westlichen Abendhimmel war. Dies ist die Venus zunächst auch weiterhin, doch
im Laufe des Monats geht die Sichtbarkeit des Planeten, der durch das
Sternbild Stier wandert, dramatisch zurück. Bereits
Mitte Mai ist Venus nicht mehr sonderlich auffällig und zum Monatsende ist unser
sonnennäherer Nachbar gar nicht mehr auszumachen. Wer den Planeten mit einem
kleinen Teleskop beobachtet, wird feststellen, dass die Venus mehr und mehr
sichelförmig erscheint.
Unser anderer Nachbarplanet, der Mars, bleibt uns im Mai noch
erhalten, wenn zum Monatsende auch nur in der ersten Nachthälfte. Allerdings
liegt seine Oppositionsstellung nun schon einige Wochen zurück und seine
Helligkeit ist deutlich zurückgegangen. Der rote Planet ist im Sternbild Löwe
zu finden. Der Gasriese Jupiter ist im Mai überhaupt nicht zu
sehen. Der Saturn hingegen hatte erst im vergangenen Monat
seine Oppositionsstellung zur Sonne erreicht. So ist der Ringplanet, der im
Sternbild Jungfrau steht, noch immer ein relativ auffälliges Objekt und fast die
gesamte Nacht über zu beobachten.
Sternschnuppenfreunde kommen im Mai wohl eher nicht auf ihre Kosten - es sei
denn, sie halten sich in südlicheren Breiten auf. Dort sind nämlich die
Mai-Aquariden, die aus dem Sternbild Wassermann zu kommen scheinen, ein
recht auffälliger Sternschnuppenstrom, der sein Maximum am 6. Mai erreicht. Sie
gehen auf den Kometen Halley zurück.
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