Erfolgreicher Flug trotz Absturz
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität der Bundeswehr astronews.com
5. April 2012
Studenten der Universität der Bundeswehr hatten kürzlich die
Möglichkeit, ein selbstentwickeltes Experiment auf einer
Höhenforschungsrakete mitfliegen zu lassen. Obwohl der Bremsfallschirm
der Rakete versagte und das Experimentiermodul dadurch ungebremst auf
die Erde prallte, gelang es, die während des Flugs gewonnenen Daten zu
retten.
Die Höhenforschungsrakete stieg auf eine Höhe
von 86 Kilometer, Teile davon stürzten dann ab.
Bild: idw / Universität der Bundeswehr
München |
Die Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität der
Bundeswehr München Frank Neff, Dirk Obst, Andreas Winhard, Dominik Wilde
und Robert Jacob schickten vor wenigen Tagen ein Experiment ins Weltall.
Sie durften im schwedischen Kiruna eine Höhenforschungsrakete mit ihrem
vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ausgewählten
Experiment bestücken. Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre öffnete sich
allerdings der Bremsfallschirm nicht, so dass der Experimentbehälter
ungebremst auf dem Boden aufschlug. Die Daten des Experimentes konnten
die Studenten jedoch sichern.
Das Experiment, das das Team SOMID (Solid-borne Sound Measurement
for the Independent Detection of Nominal and Non-nominal Events on Space
Vehicles) an der Höhenforschungsrakete testete, ist in dieser Form
noch nie durchgeführt worden. Mithilfe verschiedener Messungen von
kleinsten Vibrationen während des Fluges wurden die Ereignisse an Bord
der Rakete präzise erfasst, um nach dem Flug ausgewertet werden zu
können. Dadurch soll künftig eine sehr genaue Fehleranalyse bei Raum-
und Luftfahrzeugen möglich werden. So haben etwa Ventile ein
charakteristisches Eigengeräusch, das beim Experiment während des
Raketenfluges aufgezeichnet wurde. Verändert sich dieses Geräusch, kann
entsprechend schnell ein Fehler analysiert werden.
In einer Entfernung von einem Kilometer beobachteten die Teammitglieder
in einer Kontrollstation den Start der Höhenforschungsrakete. "Wir waren
richtig aufgeregt und fieberten dem Runterzählen entgegen", so der
Teamchef Frank Neff. Der Start verlief reibungslos, die Rakete stieg auf
und gewann schnell an Höhe. Sie erreichte in sieben Minuten ihre
maximale Höhe von 86 Kilometern. In dieser Höhe verglühte der
Raketenantrieb, so dass nur noch der Behälter mit den insgesamt vier
Experimenten (davon drei von anderen Teilnehmern) und einem Gewicht von
120 Kilogramm auf die Erde zuraste.
Während des Wiedereintritts in die Atmosphäre hätte sich allerdings ein
Bremsfallschirm öffnen sollen, der jedoch defekt war. So schlug der
Behälter ungebremst auf dem Boden auf, wobei die hohe Schneedecke den
Aufprall jedoch abfederte. Da dabei aber der Peilsender beschädigt
wurde, machte sich eine Suchmannschaft per Hubschrauber auf, um den
Behälter zu suchen und zu bergen.
Auch die Münchener Studenten erhielten nach sechs Stunden ihr Modul
zurück. Es war stark beschädigt. "Zum Glück war die alles entscheidende
Speicherkarte mit allen aufgezeichneten Daten unversehrt", freut sich
Neff. Nun beginnt für alle Teammitglieder mit der Datenanalyse die
Nachbereitung ihres Experimentes. Sie hoffen, dass ihr Analyseverfahren
künftig in der internationalen Luft- und Raumfahrt eingesetzt wird, um
technische Fehlfunktionen in Raumfahrzeugen und eventuell auch bei
Flugzeugen schnell feststellen zu können und dadurch auch mögliche
Unfälle zu verhindern.
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