Strahlungsmessungen und Gleitflugkörper
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
30. September 2011
In dieser Woche starteten vom schwedischen Raumfahrtzentrum Esrange aus
die Forschungsballons BEXUS 12 und BEXUS 13 mit von
europäischen Studententeams entwickelten Experimenten an Bord. Dabei
ging es unter anderem um die Strahlenbelastung von Weltraumtouristen,
die Entwicklung unbemannter Gleitflugkörper und um automatische
Docking-Manöver.
Der BEXUS-13-Ballon - hier kurz nach dem Start -
beginnt seinen Aufstieg auf eine Höhe von 25
Kilometern.
Foto: DLR |
Am vergangenen Mittwoch, dem 28. September 2011, startete um 17.21 Uhr
MESZ der Forschungsballon BEXUS 13 vom schwedischen
Raumfahrtzentrum Esrange. An Bord der gemeinsamen Mission des Deutschen
Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Schwedischen
Raumfahrtbehörde SNSB befanden sich vier wissenschaftliche Experimente,
die Studententeams aus Deutschland, Schweden und Italien entworfen und
gebaut hatten. Ein Highlight an Bord war das Experiment RETA von
Studenten der Universität Kiel mit seinen Strahlungsmessungen. Bereits
am Tag zuvor war der Ballon BEXUS 12 gestartet. Hier lag das
wissenschaftliche Augenmerk auf Windmessungen, die vom deutschen Team
LITOS (Leibniz Institute Turbulence Observations in the Stratosphere)
durchgeführt wurden.
Schon in der Nacht vor dem Flug von BEXUS 13 waren am Himmel über
Esrange kräftige Nordlichter in grünen und roten Farben zu sehen - ein
Hinweis auf energiereiche geladene Teilchen aus dem Weltraum, die in die
Erdatmosphäre eintreten. Mit der Detektion und Messung dieser Teilchen
befasste sich das RETA-Experiment (Radiation Exposure in the
Atmosphere) von Studenten der Universität Kiel unter der Leitung
von Thomas Möller. Mit ihrem kleinen und leichten Experiment - bestehend
aus vier segmentierten Silizium-Halbleiterdetektoren - führte das Team
Messungen durch, aus denen die Abhängigkeit der Strahlendosis von der
Ballonflughöhe und der Sonnenaktivität in den nördlichen Breitengraden
ermittelt wird. Wichtig ist das nicht nur für Beobachter der
Nordlichter: "Wir müssen die Strahlung in großen Höhen vermessen, um die
Gesundheitsrisiken für zukünftige Weltraumtouristen und Passagiere von
neuen Überschallflugzeugen abschätzen zu können," erklärt Möller.
Ein unbemannter Gleitflugkörper, der aus dem Weltraum in die
Erdatmosphäre eintreten kann - das ist das Ziel von Studenten der
Universität Stuttgart mit ihrem Gleiter VEXREDUS, der in seiner Form an
einen Fisch erinnert. Ebenfalls einen Flugkörper hatte das Team MARVEL (Martian
Airborne Research Vehicle) von der Technischen Universität Luleå in
Schweden konstruiert. Für beide Teams lag das Hauptaugenmerk auf einem
Testflug in den atmosphärischen Verhältnissen in der Stratosphäre.
ARCADE (Autonomous Rendezvous Control And Docking Experiment), ein
Experiment von Studenten der Universität im italienischen Bologna,
führte Docking-Manöver auf dem BEXUS-13-Flug durch. Dabei wurde
eine Experimenteinheit von der Ballongondel abgekoppelt und autonom
wieder angekoppelt.
Neben RETA auf BEXUS 13 beschäftigte sich auch das CoCoRAD-Experiment
der Universität Budapest auf BEXUS 12 mit der Vermessung des
Strahlungsfelds in der Atmosphäre. Turbulenzen in der Atmosphäre
interessieren das LITOS-Team (Leibniz Institute Turbulence Observations
in the Stratosphere) des Instituts für Atmosphärenphysik Kühlungsborn.
In einem komplexen Experiment mit hochempfindlichen Sensoren vermaß das
Team Verwirbelungen in der Größenordnung von einigen Millimetern. Diese
Wirbel, die Ausläufer größerer Turbulenzen sind, geben Aufschluss über
physikalische Prozesse in unserer Atmosphäre. Die Experimente waren
bereits am Tag zuvor auf BEXUS 12 gestartet und hatten auf dem
etwa viereinhalbstündigen Flug fehlerfrei funktioniert.
Das deutsch-schwedische Programm REXUS/BEXUS
(Raketen-/Ballon-Experimente für Universitäts-Studenten) ermöglicht
Studenten, eigene praktische Erfahrungen bei der Vorbereitung und
Durchführung von Raumfahrtprojekten zu gewinnen. Die diesjährige
Ausschreibungen des DLR-Raumfahrtmanagements in Bonn sowie der
Europäischen Weltraumorganisation ESA und des Swedish National Space
Board SNSB für BEXUS 14/15 im Herbst 2012 und REXUS 13/14 im
Frühjahr 2013 laufen bereits. Neue Experimentvorschläge können bis 23.
Oktober 2011 eingereicht werden. Jeweils die Hälfte der Raketen- und
Ballon-Nutzlasten steht für Experimente von Studenten deutscher
Universitäten und Hochschulen zur Verfügung. Die schwedische
Raumfahrtagentur SNSB hat ihren Anteil auch für Studenten der übrigen
ESA-Mitgliedsstaaten geöffnet.
Die deutschen Studententeams erhalten technische und logistische
Unterstützung vom DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen. Die
Flugkampagnen werden von EuroLaunch, einem Joint Venture der
Mobilen Raketenbasis des DLR (MoRaBa) und dem Esrange Space Center
des schwedischen Raumfahrtunternehmens SSC (Swedish Space Corporation),
durchgeführt.
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