Rennendes Huhn am Himmel
von Stefan Deiters astronews.com
21. September 2011
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine
neue Aufnahme des Lambda-Centauri-Nebels veröffentlicht, einer Wolke aus
leuchtendem Wasserstoffgas und neugeborenen Sternen. Die auch als IC 2944
bekannte Region wird manchmal auch als Running Chicken Nebula
bezeichnet, weil einige in den hellsten Bereichen die Umrisse eines rennenden
Huhns erkennen.
Blick auf den Lambda-Centauri-Nebel. Der
Stern Lambda Centauri befindet sich gerade
außerhalb des Bildbereichs.
Bild: ESO [Großansicht] |
IC 2944, der Lambda-Centauri-Nebel, liegt im Sternbild Zentaur und
ist rund 6.500 Lichtjahre von der Erde entfernt. In der Wolke aus Gas und Staub
sind bereits zahlreiche neue Sterne entstanden. Diese massereichen stellaren
Jungspunde senden intensive ultraviolette Strahlung aus und regen dadurch das
Wasserstoffgas in ihrer Umgebung zum Leuchten an. Dies erklärt das rötliche
Erscheinungsbild des Nebels, das typisch für Sternentstehungsgebiete ist. In den
Wolkenstrukturen des Nebels glauben manche Betrachter die Form eines rennenden
Huhnes erkennen zu können, weswegen IC 2944 - besonders im englischen Sprachraum
- auch den Spitznamen Running Chicken Nebula erhalten hat. Dabei gibt
es ganz unterschiedliche Interpretationen, wo genau das fliehende Federvieh zu
finden ist.
In IC 2944 gibt es noch weitere Hinweise auf Sternentstehungsaktivität: eine
Reihe von undurchsichtigen dunklen Regionen, die sich deutlich vom rötlichen
Hintergrund abheben. Dabei handelt es sich um sogenannte Bok-Globulen. Im
sichtbaren Wellenlängenbereich verschlucken sie sämtliches Licht des hellen
Hintergrunds. Betrachtet man die Globulen allerdings im Infraroten, lässt sich
in sie hineinschauen. So hat man festgestellt, dass in zahlreichen Objekten
dieser Art gerade neue Sterne entstehen.
Die bekannteste Ansammlung von Bok-Globulen auf dieser Aufnahme ist am
rechten oberen Rand des Bildes zu erkennen. Sie werden auch als Thackerays
Globulen bezeichnet - nach dem südafrikanischen Astronomen, der sie in den
1950er Jahren entdeckt hat. Eine Detailaufnahme dieser Region vom Hubble-Weltraumteleskop
wurde 2002 veröffentlicht und gehört mit zu den bekannteren Bildern des
Teleskops (astronews.com berichtete).
Die Sterne, die das Gas von IC 2944 zum Leuchten bringen, befinden sich
hauptsächlich in dem eingebetteten Sternhaufen IC 2948. Sie sind erst wenige
Millionen Jahre alt. Nebel wie IC 2944 sind, auf astromischen Zeitskalen
betrachtet, sehr kurzlebige Phänomene. Sie erstrahlen oft nur wenige Millionen
Jahre, nämlich genau so lange, wie neue junge Sterne für ausreichend
ultraviolette Strahlung sorgen können.
Der jetzt von der europäischen Südsternwarte ESO veröffentlichte Blick auf IC
2944 stammt vom Wide Field Imager am MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop des
Observatoriums in La Silla. Auf ihm sind zwar weniger Details als auf dem
Hubble-Bild auszumachen, dafür liefert das Bild aber eine eindrucksvolle
Gesamtansicht der Region. Die Aufnahme zeigt eine etwa dem Vollmond
entsprechende Fläche am Himmel.
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