Blick zum Leo-Triplett und weiter
von Stefan Deiters astronews.com
27. Juli 2011
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine
bemerkenswerte Ansicht einer Himmelsregion im Sternbild Löwe veröffentlicht.
Zunächst fällt auf dem Bild des neuen VLT Survey Telescope (VST) ein
Triplett aus drei hellen Galaxien ins Auge, doch für Astronomen sind vor allem
die lichtschwachen Objekte im Hintergrund von Interesse.
Der Blick des VLT Survey Telescope (VST) auf
das Leo-Triplett.
Bild: ESO / INAF-VST / OmegaCAM /
OmegaCen / Astro-WISE / Kapteyn Institute [Großansicht] |
Das 2,6 Meter VLT Survey Telescope (VST) mit seiner
268-Megapixel-Kamera OmegaCAM ist der jüngste Neuzugang auf dem Gipfel
des Paranal-Observatoriums der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile (astronews.com
berichtete). Mit dem Teleskop sollen große Bereiche des Nachthimmels im
sichtbaren Bereich des Lichts erfasst werden. Das jetzt veröffentliche Bild des
Leo-Tripletts beweist einmal mehr die Leistungsfähigkeit von Teleskop und
Kamera.
Das Leo-Triplett ist eine Gruppe von drei wechselwirkenden Galaxien in rund
35 Millionen Lichtjahren Entfernung. Bei allen drei Galaxien handelt es sich um
Spiralgalaxien, was nicht in allen Fällen zu erkennen ist, da wir in
unterschiedlichen Winkeln auf die Scheiben der Galaxien schauen. So blicken wir
bei NGC 3628 am linken Bildrand genau auf die Kante der Scheibe und können
dadurch dicke Staubschwaden in der Scheibenebene sehen. Bei den Galaxien Messier
65 (oben rechts) und Messier 66 (unten rechts) ist hingegen die Spiralstruktur
zu erkennen.
Doch was machen die Beobachtungen mit dem VST nun so besonders? Es ist der
große Bereich des Himmels, den das Teleskop in nur einer Aufnahme abbilden kann
- und dies mit beeindruckender Qualität. Große Teleskope können beispielsweise
gerade einmal eine Galaxie des Leo-Tripletts zur Zeit beobachten, das VST kann
mit seinem Sichtfeld, das dem doppelten Vollmonddurchmesser entspricht, alle
drei Mitglieder der Galaxiengruppe auf ein Bild bekommen. Zudem sind auf der
Aufnahme noch zahlreiche lichtschwächere Galaxien im Hintergrund als
verschwommene Lichtflecken auszumachen.
Auch zu erkennen sind viele punktförmige Objekte, bei denen es sich um Sterne
in unserer eigenen Milchstraße handelt. Eine der Aufgaben des VST soll es sein,
nach lichtschwachen Objekten wie Braunen Zwergen, Neutronensternen oder
stellaren Schwarzen Löchern zu suchen, die Astronomen im Halo unserer Galaxie
vermuten. Sie sind oft so leuchtschwach, dass sie selbst von den größten
Teleskopen nicht aufgespürt werden können. Manchmal aber wandert ein solches
Objekt - von der Erde aus gesehen - direkt durch die Sichtlinie zu einem
entfernteren Objekt und verstärkt dabei, durch den sogenannten
Mikrolinseneffekt, dessen Licht. Auf diese Weise lassen sich die eigentlich
unbeobachtbaren Objekte des Halos indirekt untersuchen.
Die Hoffnung ist natürlich auch, dass man durch solche Untersuchungen mehr
über die geheimnisvolle Dunkelmaterie erfährt, die einen Großteil der Masse des
galaktischen Halos ausmachen dürfte. Beobachtungen von weit entfernten
Galaxienhaufen und Quasaren sollten mehr über die Dunkle Materie und die Dunkle
Energie im gesamten Universum verraten und den Kosmologen wichtige Anhaltspunkte
für ihre Arbeit geben.
Auf dem Bild konnten die Astronomen aber auch Objekte ausmachen, die eine
deutlich geringere Entfernung von uns haben: So fanden sie Leuchtspuren von
mindestens zehn Asteroiden, die während der Beobachtung durch das Sichtfeld
gewandert sind. Sie verraten sich als kurze farbige Linien. Da der Löwe ein
Sternbild des Tierkreises ist und somit in der Ebene unseres Sonnensystems
liegt, ist die Zahl der Asteroiden hier besonders hoch.
Das jetzt veröffentlichte Bild wurde aus Aufnahmen durch drei verschiedene
Filter zusammengestellt. Das Licht im nahen Infrarot erscheint rot, Licht aus
dem roten Bereich des Spektrums grün und Licht aus dem grünen Bereich magenta.
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