Riesensterne können überall entstehen
von
Rainer Kayser
23.
Dezember 2010
Massereiche Sterne spielen bei der Entwicklung von Galaxien
eine wichtige Rolle: Sie reichern das interstellare Medium mit schweren
Elementen an und beeinflussen durch ihre Strahlung und heftige Winde ihre
Umgebung. Neue Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble haben nun
gezeigt, dass diese Riesensterne offenbar auch in relativer Isolation entstehen
können und nicht nur in großen Sternhaufen.
Was von der Erde
aus wie ein Stern erscheint (Stern 302, oben),
lässt sich mit dem Weltraumteleskop Hubble noch
genauer auflösen (unten): Alle Objekte innerhalb
des Kreises im unteren Bild erscheinen von der
Erde aus wie ein Stern.
Bilder:
University of Michigan / Joel Lamb
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Die massereichsten Sterne im Kosmos brauchen nicht unbedingt große Gaswolken für ihre Entstehung. Vielmehr können sie überall entstehen, auch in relativer Isolation. Das zeigen Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop
Hubble, über die amerikanische Astronomen jetzt im Fachblatt Astrophysical Journal berichten.
"Unsere Ergebnisse widersprechen der These, dass die maximale Masse eines Sterns in einem Sternhaufen von der Größe des Sternhaufens abhängt", fasst Sally Oey von der
University of Michigan zusammen.
Gemeinsam mit ihren Kollegen hat die Forscherin acht Riesensterne mit der 20- bis 150-fachen Masse unserer Sonne in der Kleinen Magellanschen Wolke, einer Satellitengalaxie der Milchstraße, beobachtet. Drei dieser Riesensterne befinden sich in kleinen Sternhaufen mit maximal zehn Sternen, bei den anderen fünf konnten Oey und ihre Kollegen mit dem
Hubble-Teleskop keine weiteren Sterne in der Nachbarschaft entdecken.
Nach Ansicht der Wissenschaftler sprechen die Beobachtungen dafür, dass die Massen der Sterne, die aus einer Gaswolke entstehen, sich rein stochastisch - also zufällig - aus einer universellen Massenfunktion ergeben. Sterne mit extrem großen Massen können daher nicht nur in großen Gaswolken, sondern auch in kleinen Gaswolken entstehen, aus denen nur kleine Sterngruppen hervorgehen. Es gibt also keinen physikalischen Zusammenhang zwischen der Größe einer Sternentstehungsregion und der maximalen Masse der Sterne, die in ihr entstehen können.
Massereiche Sterne spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Galaxien. Mit ihrer Strahlung und ihren starken Sternwinden beeinflussen sie ihre Umgebung und treiben die Entstehung weiterer Sterne an.
Außerdem reichern massereiche Sterne ihre Umgebung mit schweren Elementen an, die beispielsweise für die Entstehung von Planeten nötig sind. Deshalb ist es für die Astronomen wichtig, die Entstehung der Riesensterne zu verstehen.
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