Ausgebrannte Sterne im Mittelpunkt
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Tübingen astronews.com
11. August 2010
Tübingen ist in der kommenden Woche Treffpunkt von Astronomen, die sich für
Weiße Zwerge interessieren: Zu einem internationalen Symposium werden
insgesamt 145 Wissenschaftler aus 27 Ländern in der Stadt erwartet. Alle
beschäftigen sich mit diesen Sternenresten und ihren Eigenschaften - und
blicken damit auch in die Zukunft unserer Sonne: Auch diese wird nämlich
einmal als Weißer Zwerg enden.
Um Sterne wie Sirius B, dem ersten entdeckten
Weißen Zwergstern (in dieser künstlerischen
Darstellung rechts neben dem hellen Stern Sirius
A) , soll es in der kommenden Woche in Tübingen
gehen. Bild:
NASA, ESA und G. Bacon (STScI) |
Die überwiegende Mehrheit aller Sterne, so auch unsere Sonne, beendet
ihr Leben als ein sogenannter Weißer Zwerg. Weiße Zwerge sind kompakte
Objekte: Materie von rund einer Sonnenmasse ist auf die Größe der Erde
komprimiert. Ein Fingerhut voll mit dieser Materie würde auf der Erde
eine Tonne wiegen. Weiße Zwerge stellen eine Form des Endstadiums des
Lebens von Sternen dar. Sterne beziehen ihre Leuchtkraft aus der Fusion
von Atomkernen - einer Energiequelle, deren technisch komplizierte
Erschließung die Menschheit viele Milliarden Euro wert ist.
Sterne wie unsere Sonne verschmelzen während ihrer langen Lebensdauer
Wasserstoff- und Heliumatomkerne. Dann aber, nach einigen Milliarden
Jahren, geht der Energievorrat zur Neige und die Sterne sind nur noch
als ausglühende Objekte sichtbar. Dieser Übergang der "lebenden" Sterne
hin zum "Sternenfriedhof" lässt die Astrophysiker wertvolle Einsichten
in den Lebenslauf der Sterne gewinnen.
Wegen der hohen Massendichte und den oft beobachteten extrem starken
Magnetfeldern (bis zu einer Milliarde mal stärker als das Erdmagnetfeld)
lässt sich zum Beispiel das Verhalten von Materie unter extremen
Bedingungen studieren, die niemals in irdischen Labors erzeugt werden
können.
Auch die nähere Umgebung von Weißen Zwergen ist sehr interessant.
Beobachtungsergebnisse der letzten Jahre lieferten erste Hinweise auf
frühere Planetensysteme um die ausgebrannten Sterne. Sie erlauben
Einblicke in das Schicksal von Planeten, deren Muttergestirne sich in
ihrem Todeskampf zu roten Riesensternen aufblähen und ihre kosmischen
Begleiter zu vernichten drohen.
Auch für unsere Erde wird dieses Problem dereinst aktuell werden -
allerdings erst in rund vier Milliarden Jahren. Der Klärung damit
zusammenhängender Fragen versucht das Forschungssymposium, das das
Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen in der
kommenden Woche veranstaltet, näher zu kommen. Unter dem Titel
"17th European White Dwarf Workshop" treffen sich 145 Wissenschaftler
aus 27 Ländern in der Neckarstadt.
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