Direkte Beobachtung von Exoplanet bestätigt
von Stefan Deiters astronews.com
30. Juni 2010
Astronomen konnten jetzt bestätigen, dass es sich bei einem
2008 in der Nähe eines sonnenähnlichen Sterns entdeckten Objekts tatsächlich um
einen umlaufenden Planeten handelt. Der Planet mit nur der achtfachen Masse des
Jupiter umrundet seinen Zentralstern in der 300-fachen Entfernung der Erde von
der Sonne.
Dieses Bild aus dem Jahr 2008 zeigt das
Objekt (oben links), das jetzt als Planet
bestätigt werden konnte.
Bild: Gemini Observatory |
Der potentielle Planet war einem Team von Astronomen unter Leitung
von David Lafrenière von der University of Montreal und dem Center
for Research in Astrophysics of Quebec erstmals im Jahr 2008 aufgefallen.
"Was wir damals wussten war nur, dass dieses junge Objekt mit planetarer Masse
sich in unmittelbarer Nähe eines sonnenähnlichen Sterns am Himmel befindet",
erläutert Lafrenière. Zwar deutete einiges darauf hin, dass das Objekt
tatsächlich um den Stern kreist, es hätte sich aber auch nur um eine zufällige
Konstellation am Himmel handeln können. "Unsere neuen Beobachtungen schließen
dies nun aus. Jetzt ist klar, dass Stern und Planet zusammengehören."
Das System mit Namen 1RXS J160929.1-210524, das mit Hilfe des Gemini
Observatory direkt beobachtet werden konnte, ist für die Wissenschaftler
etwas ganz Besonderes und könnte die Theorien über die Entstehung von Planeten
vor neue Herausforderungen stellen. "Der überraschende Ort dieser fremden Welt
könnte darauf hindeuten, dass es in der Natur mehr als nur eine Möglichkeit
gibt, Planeten entstehen zu lassen", so Ray Jayawardhana von der University
of Toronto, der auch zum Team gehörte. "Oder der Fund könnte auf eine
turbulente Vergangenheit hindeuten, in der durch Begegnungen zwischen den jungen
Planeten einige in diese abgelegenen Regionen katapultiert wurden."
Als das Team den potentiellen Planeten im April 2008 erstmals beobachtete, handelte es
sich um den ersten direkt beobachteten Planeten um einen sonnenähnlichen Stern.
Damals wurde auch ein Spektrum des Objekts aufgenommen, aus dem man einige
Eigenschaften der fernen Welt ablesen konnte. Auch diese wurden jetzt bestätigt.
"Rückblickend macht dies unsere ursprünglichen Beobachtungen zu den ersten
spektralen Untersuchungen eines bestätigten Exoplaneten überhaupt", so
Lafrenière. Im Spektrum fanden sich Hinweise auf Wasserdampf, Kohlenmonoxid und
molekularen Wasserstoff in der Planetenatmosphäre.
Die neuen Beobachtungen, die demnächst in der Fachzeitschrift The
Astrophysical Journal erscheinen, zeigen auch, dass sich keine weiteren
großen Planeten (zwischen einer und acht Jupitermassen) in größerer Nähe zum
Stern befinden. Die Astronomen hoffen, durch verbesserte
Beobachtungsmöglichkeiten bald mehr über den Ursprung des Planeten erfahren zu
können. Ein erster Hinweis könnte sich beispielsweise aus der Form des Orbits
ergeben. Ein kreisförmiger Orbit würde darauf hindeuten, dass der Planet dort
entstanden ist, wo er sich jetzt befindet. Ein anderer Orbit wäre ein Indiz
dafür, dass sich der Planet näher an seiner Sonne gebildet hat und dann - etwa
durch eine dichte Begegnung mit einem anderen Planeten - in diesen Außenbereich
"gekickt" wurde.
Stern und Planet befinden sich etwa 500 Lichtjahre von der Erde entfernt. Der
Stern ist Teil einer Gruppe von jungen Sternen, die sich vor rund fünf Millionen
Jahren gebildet haben. Der Planet hat eine Temperatur von rund 1.500 Grad
Celsius, was deutlich heißer ist als die Temperatur von Jupiter und mit dem
geringen Alter des Systems zu tun hat. Die Beobachtungen waren nur durch
Verwendung der adaptiven Optik des Gemini Observatory möglich, mit der
sich Störungen durch die Luftunruhe aus den Bildern herauskorrigieren lassen.
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