Blick auf entstehende Riesensterne
von Stefan Deiters astronews.com
4. Mai 2010
Ein internationales Forscherteam hat mithilfe eines
australischen Radioteleskops eine gewaltige Wolke aus Gas und Staub entdeckt,
die gerade kollabiert. Die Astronomen rechnen damit, dass aus ihr einmal ein
massereicher Sternhaufen werden wird. Die Beobachtungen könnten helfen, mehr über
die Entstehung von sehr massereichen Sternen zu erfahren.
Blick des Infrarotteleskops Spitzer auf die
Sternentstehungsregion BYF73 im Sternbild Kiel
des Schiffs. Die entdeckte Wolke aus kaltem Gas
befindet sich rund um die hellen Sterne links der
aufgeheizten Schlieren.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Über die Entstehung von sonnenähnlichen Sternen aus einer Wolke
aus Gas und Staub haben Astronomen eine recht genaue Vorstellung. Wenn es
allerdings um Objekte mit mehr als der zehnfachen Masse unserer Sonne geht, ist
noch vieles ungeklärt. "Astronomen diskutieren noch immer über die
physikalischen Prozesse, durch die massereiche Sterne entstehen können",
erläutert Dr. Peter Barnes von der University of Florida. "Massereiche
Sterne sind sehr selten. Sie entstehen in größerer Zahl nur, wenn wirklich
riesige Gaswolken kollabieren und dabei mehrere Hundert neue Sterne mit
unterschiedlichen Massen entstehen. Bei kleineren Gaswolken ist es
unwahrscheinlich, dass sich massereiche Sterne bilden."
So sind auch Regionen, in denen es zur Entstehung von massereichen Sternen
kommt, relativ selten. Sie sind zudem meist auch mehr als 1.000 Lichtjahre
entfernt, wodurch sie schwerer gründlich zu untersuchen sind. Mit dem 22 Meter
durchmessenden Mopra-Radioteleskop in Australien haben Forscher nun
eine gewaltige Wolke aus Wasserstoffgas und Staub entdeckt, die einen
Durchmesser von mehr als drei Lichtjahren hat und offenbar gerade kollabiert.
Aus der Wolke könnte einmal ein riesiger Sternhaufen entstehen.
Die Wolke mit Namen BYF73 liegt in einer Entfernung von 8.000 Lichtjahren im
Sternbild Kiel des Schiffs (Carina) am Südhimmel. Sie wurde während einer
Durchmusterung von mehr als 200 Gaswolken entdeckt. "Mit Wolken wie dieser
können wir unsere Theorien über die Entstehung von massereichen Sternhaufen im
Detail testen", so Dr. Stuart Ryder vom Anglo-Australian Observatory.
Dass die Wolke gerade kollabiert, schlossen die Astronomen aus den
Spektrallinien bestimmter Moleküle, die auf eine Geschwindigkeits- und
Temperaturverteilung hindeuten, die für einen Kollaps spricht. Gerade bei der
Analyse der chemischen Zusammensetzung spielten die Radiobeobachtungen eine
wichtige Rolle.
Die Resultate konnten anschließend auch vom Atacama Submillimeter
Telescope Experiment (ATSE) in Chile bestätigt werden. Die Einfallrate des
Gases bestimmten die Astronomen auf drei Prozent der Sonnenmasse pro Jahr, eine
der höchsten bekannten Raten überhaupt. Bei anschließenden Infrarotbeobachtungen
mit dem 3,9 Meter Anglo-Australian Telescope fand man zudem Hinweise
darauf, dass sich im Zentrum der Wolke bereits massereiche junge Sterne gebildet
haben. Auch Archivmaterial anderer Teleskope bestätigte dies. Die Forscher
berichteten über ihre Resultate in der Fachzeitschrift Monthly Notices of
the Royal Astronomical Society.
|