Astronomen entdecken Doppel-Quasar
von Stefan Deiters astronews.com
9. Februar 2010
Quasare gehören mit zu den leuchtkräftigsten Objekten im
Universum. Es handelt sich bei ihnen um die hellen Zentren von Galaxien, in
denen ein supermassereiches Schwarzes Loch gerade Unmengen an Material
verschlingt. Jetzt gelang es Astronomen erstmals einen Doppel-Quasar
aufzuspüren, der durch die Kollision zweier Galaxien entstanden ist.
Blick auf SDSS J1254+0846. Daten des
Röntgenteleskops Chandra erscheinen blau, Daten
des Magellan-Teleskops gelblich.
Bild: NASA/CXC/SAO/P. Green et al.
(Röntgen), Carnegie Obs. / Magellan / W.Baade
Telescope / J.S.Mulchaey et al. (optisch)
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Astronomen haben jetzt erstmals einen Doppel-Quasar aufgespürt,
der sich in einem Paar verschmelzender Galaxien befindet. Als Quasare bezeichnen
Wissenschaftler die extrem hellen Zentren von Galaxien, in denen sich ein
supermassereiches Schwarzes Loch verbirgt, das gerade in großen Mengen Material
verschlingt. Bislang war es noch nicht gelungen, ein Paar aus zwei Quasaren zu
finden, obwohl es solche Pärchen nach Ansicht der Astronomen geben sollte.
Schließlich kam es besonders im frühen Universum - wo man zahlreiche Quasare
beobachtet - immer wieder zu Kollisionen und Verschmelzungen von Galaxien.
"Dies ist wirklich das erste Mal, dass wir zwei getrennte Galaxien vor uns
haben, in deren Zentrum sich jeweils ein Quasar befindet und die eindeutig
miteinander wechselwirken", erläutert John Mulchaey von der Carnegie Institution for Science in Washington, mit deren
Magellan-Teleskop in Chile die
Beobachtungen gemacht wurden.
Astronomen gehen davon aus, dass sich im Zentrum nahezu aller Galaxien
supermassereiche Schwarze Löcher befinden. Da aber Galaxien sich regelmäßig
begegnen, kollidieren und verschmelzen, sollte es eigentlich zahlreiche Galaxien
mit Paaren aus Schwarzen Löchern geben und einige wurden tatsächlich auch schon
gefunden. Diese gewaltigen Schwerkraftfallen
lassen sich aber - insbesondere in großer Entfernung - meist nur dann entdecken, wenn sie gerade große Mengen an
Material verschlucken. Vor dem Sturz in das Schwarze Loch heizt sich dieses
Material nämlich auf und sorgt dabei für eine intensive Strahlung, etwa im
Röntgenbereich.
Durch Kollisionen von Galaxien, so eine Theorie, sollten eigentlich Schwarze Löcher
zusätzlich gefüttert werden, so dass diese zu aktiven Galaxienkernen, also Quasaren, werden. Viele
Galaxienkollisionen fanden allerdings vor langer Zeit und damit in großer Entfernung statt,
was das Auflösen von Paaren von Quasaren schwierig macht. Das Objekt SDSS
J1254+0846 in etwa 4,6 Milliarden Lichtjahren Entfernung wurde erstmals in
Beobachtungen des Sloan Digital Sky Survey entdeckt. Weitere Untersuchungen,
etwa mit dem NASA-Röntgenteleskop Chandra, ergaben dann, dass es sich bei dem
Objekt möglicherweise um einen Doppel-Quasar handeln könnte.
Mulchaey untersuchte SDSS J1254+0846 dann genauer mit dem
Baade-Magellan-Teleskop in Chile und nahm hier auch Spektren der beiden
verschmelzenden Galaxien auf. "Nur weil man zwei Galaxien dicht beieinander
sieht, heißt dass ja noch nicht, dass sie miteinander verschmelzen", so der
Astronom. "Aber auf den Magellan-Aufnahmen konnten wir tatsächlich Gezeitenarme
erkennen, einen von jeder Galaxie, was darauf hindeutet, dass die Galaxien
wirklich miteinander wechselwirken.
Die These wird durch Computersimulationen von zwei verschmelzenden Galaxien
gestützt, die Mulchaeys Kollege Thomas Cox durchführte: Bei der Simulation waren
Strukturen zu erkennen, die denen von SDSS J1254+0846 verblüffend ähnlich sehen.
"Das Modell bestätigt, dass dieser Doppel-Quasar durch eine
Galaxienverschmelzung entstanden ist. Es deutet auch darauf hin, dass solche
Wechselwirkungen zwischen Galaxien eine wichtige Rolle beim Wachstum von
Schwarzen Löchern und der Entstehung von Quasaren im Universum spielen."
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