Seltener Supernova-Typ im Radiolicht
von Stefan Deiters astronews.com
1. Februar 2010
Mithilfe des Very Large Array-Radioteleskops haben
Astronomen erstmals eine Supernova-Explosion aufgespürt, die offenbar den
Supernovae ähneln, bei denen ein Gammastrahlenblitz entsteht. Gammastrahlen
haben sie allerdings nicht beobachten können. Jetzt hoffen die
Forscher in Zukunft noch deutlich mehr Objekte dieser Art mit Radioteleskopen
entdecken zu können.
Künstlerische Darstellung des jetzt
entdeckten seltenen Supernova-Typs.
Bild: Bill Saxton, NRAO / AUI
/ NSF
Künstlerische Darstellung einer normalen
Kernkollaps-Supernova.
Bild: Bill Saxton, NRAO / AUI
/ NSF |
"Wir glauben, dass Radiobeobachtungen sich künftig besser zum
Aufspüren dieser Supernovae im nahen Universum eignen werden als
Gammastrahlen-Satelliten", sagte Alicia Soderberg vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics (CfA). Die Astronomen wurden auf das Objekt aufmerksam, als sie
bei der Supernova-Explosion SN2009bb Material beobachteten, das nahezu mit
Lichtgeschwindigkeit ins All geschleudert wurde. Supernovae mit solchen
Eigenschaften sollten aber
eigentlich Gammastrahlen-Blitze, auch Gamma-ray Bursts genannt, erzeugen.
"Es ist schon bemerkenswert, dass Wellen einer so geringen Energie wie
Radiowellen uns etwas über ein so energiereiches Ereignis verraten", meint
Roger Chevalier von der University of Virginia. Wenn einem massereichen Stern am
Ende seines nuklearen Lebens der Brennstoff ausgeht, kann er im Kern nicht mehr
die Energie erzeugen, die nötig ist, um einen Kollaps des Sterns unter seiner
eigenen Schwerkraft zu verhindern. Der Kern kollabiert zu einem Schwarzen Loch
oder Neutronenstern, der Rest des Sterns wird ins All geschleudert.
In den vergangenen Jahren haben Astronomen nun einen bestimmten Typ dieser "Kernkollapas"-
(oder Core-Collaps) Supernovae
als Quelle von Gamma-ray Bursts identifiziert. Er ist relativ selten: "Nur
eine von Hundert Supernovae sind so", weiß Soderberg. Bei der deutlich
häufigeren Variante wird das Material durch die Explosion in alle Richtungen ins
All geschleudert. Die Geschwindigkeit des Materials beträgt dabei nur etwa drei
Prozent der Lichtgeschwindigkeit.
Bei den Gamma-ray Burst-Supernovae ist das anders: Hier sorgt nach Ansicht
der Astronomen eine Quasar-ähnliche Konstellation im Zentrum dafür, dass sich
Material in einer rotierenden Scheibe um den Kern sammelt und Materie mit
unglaublichen Geschwindigkeiten in enggebündelten Jets entlang der Pole der
Scheibe ins All geschleudert wird. "Das ist die einzige Möglichkeit, wie eine
Supernova Material auf solche Geschwindigkeiten beschleunigen kann", so Soderberg.
Dieser seltene Supernova-Typ wurde bislang nur durch Gammastrahlen
entdeckt, die dabei frei wurden. "Die Entdeckung einer solchen Supernova durch
Radioemissionen und nicht durch Gammastrahlen ist ein Durchbruch. Auch
Angesichts der neuen Möglichkeiten, wie dem
erweiterten Very Large Array (VLA), das bald zur Verfügung stehen wird,
glauben wir, dass wir
mehr solche Objekte durch Radiobeobachtungen entdecken werden als durch Gammastrahlen-Satelliten."
Dass man bei dieser Supernova keine Gammastrahlen beobachtet hat, könnte
daran gelegen haben, dass Gammastrahlen gebündelt abgestrahlt werden und
vielleicht die Erde nicht "getroffen" wurde. "Eine andere Möglichkeit wäre, dass
die Gammastrahlen auf dem Weg aus dem Stern quasi unterdrückt worden sind",
spekuliert Soderberg. "Das wäre fast noch aufregender, weil das bedeuten würde,
dass es auch Supernovae dieses Typs gibt, die mit Gammastrahlen-Satelliten nicht
gefunden werden können."
Was die Astronomen noch nicht wissen, ist, wodurch eigentlich entschieden
wird, ob es zu einer normalen Supernova oder einer Explosion des selteneren Typs
kommt. Manche glauben, dass dies mit der Häufigkeit von Elementen schwerer als
Wasserstoff in den Sternen zu tun haben könnte. Sterne mit besonders wenig schwereren
Elementen würden danach eher als seltene Supernova explodieren. Allerdings scheint das gerade
bei dieser Supernova nicht zuzutreffen. Die Wissenschaftler berichten über ihre
Beobachtungen im aktuellen Heft der Fachzeitschrift Nature.
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