Staubgalaxie im jungen Universum
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Bonn astronews.com
25. Januar 2010
Ein Astronomen-Team unter Leitung der Universität Bonn hat eine zwölf
Milliarden Lichtjahre entfernte Staubgalaxie entdeckt. Sie existierte zu
einer Zeit, als das Universum erst 1,5 Milliarden Jahre jung war und ist
damit die älteste ihrer Art, die bislang gefunden wurde. Wie am Fließband
entstanden in ihr damals jede Menge neue Sterne. Wenn der Fund keine
Ausnahmeerscheinung ist, könnte er bisherige Theorien infrage stellen.
Ein Bild des Hubble Space Teleskops vom
Galaxien-Cluster Abell 2218. Die Forscher nutzten
diesen Cluster als natürliches Teleskop. Die
eingefügte Vergrößerung zeigt die neu entdeckte
Staubgalaxie.
Bild: K.K. Knudsen (Uni Bonn), NASA, ESA,
SMA [Großansicht] |
Die Forscher um Dr. Kirsten Kraiberg Knudsen vom Bonner
Argelander-Institut für Astronomie nutzten für ihre Entdeckung eine Art
"natürliches Teleskop": Zufällig befand sich die neu entdeckte
Staubgalaxie nämlich hinter einer Formation von massereichen
Vordergrund-Galaxien. Große Massen können das Licht wie eine Linse
ablenken – Astronomen sprechen auch vom Gravitationslinsen-Effekt.
Dadurch wurde das Bild der Staubgalaxie gewissermaßen wie durch ein
Fernrohr vergrößert.
Die neu entdeckte Galaxie gehört zu den schwach leuchtenden Staubgalaxien.
Sie ist zwölf Milliarden Lichtjahre entfernt. Anders ausgedrückt: Das Licht, das
die Astronomen empfingen, hatte bereits eine zwölf Milliarden Jahre lange Reise
hinter sich. Als diese Reise begann, war der Kosmos erst 1,5 Milliarden Jahre
alt. Mit Hilfe ihres kosmischen Teleskops konnten die Wissenschaftler also in
die Kindheit des Universums blicken.
Die Galaxie ist nur ein Zehntel so groß wie unsere eigene Galaxie, die
Milchstraße. Allerdings ist sie bei weitem produktiver: Wie am Fließband
entstehen in ihr neue Sterne – 100mal schneller als in unserer Muttergalaxie.
Sie zählt zu den so genannten Submillimeter-Galaxien. Diese sind nur sichtbar,
weil der interstellare Staub in ihnen durch große Mengen junger massereicher
Sterne erhitzt wird. Man hat bereits Submillimeter-Galaxien im frühen Universum
gefunden, aber keine, die so schwach leuchtet.
"Es ist aufregend zu sehen, dass es derart schwach leuchtende Galaxien damals
überhaupt schon gab", freut sich Kirsten Knudsen. "Unsere Beobachtung stellt
gängige Theorien in Frage, wonach die meisten Sterne in größeren und helleren
Galaxien gebildet wurden." Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Staubgalaxie
eine Ausnahmeerscheinung bleibt. Die Forscher hoffen dabei auf neue Teleskope
wie das Atacama Large Millimeter Array in Chile, das in Kürze seine
Arbeit aufnehmen wird. Die aktuellen Beobachtungen wurden mit vier Teleskopen
auf Hawaii sowie dem Weltraumteleskop Hubble durchgeführt. Die
Wissenschaftler haben ihre Entdeckung jetzt im Astrophysical Journal
veröffentlicht.
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