Meteoriteneinschläge legen Eis frei
von
Rainer Kayser
25. September 2009
Wissenschaftler haben jetzt weit von den Polen des Roten
Planeten entfernt Eis dicht unter der Oberfläche entdeckt. Mithilfe der Sonde
Mars Reconnaissance Orbiter spürten sie erst kürzlich entstandene
Einschlagkrater auf, in denen das Eis unter der Oberfläche durch den Aufprall
freigelegt worden war. Es erwies sich als überraschend rein.
Ein etwa sechs
Meter durchmessender Krater am 18. Oktober 2008
(oben) und am 14. Januar 2009 (unten).
Bild: NASA / JPL-Caltech / University of
Arizona |
Aufnahmen der amerikanischen Sonde Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) zeigen eine Reihe frischer Krater auf dem
Roten Planeten, die im vergangenen Jahr entstanden sind. Die Meteoriten haben bei ihrem Aufprall dicht unter der Oberfläche liegendes Eis freigelegt. Dieses Eis ist zu 99 Prozent rein, berichten die Planetenforscher im Fachblatt
Science. Die Wissenschaftler hatten die Entdeckung bereits im Frühjahr auf einer Fachtagung präsentiert.
"Es ist eine große Überraschung für uns, dass das Eis am Boden dieser Einschlagkrater so rein ist", sagt Shane Byrne von der
University of Arizona, ein an den Beobachtungen mit der hochauflösenden Kamera
HiRISE an Bord der Marssonde beteiligter Forscher. "Vor dieser
Entdeckung glaubten wir, dass wir unter der Oberfläche ein Gemisch aus 50
Prozent Eis und 50 Prozent Staub und Geröll finden würden. Doch das Eis ist
lediglich mit einem Anteil von einem Prozent verschmutzt."
Im Gegensatz zur Erde besitzt der Mars nur eine dünne Atmosphäre. Deshalb
können selbst kleinste Gesteinsbrocken aus dem All ohne zu verglühen bis zur
Oberfläche des Roten Planeten vordringen. Byrne und seine Kollegen stießen auf insgesamt fünf frische Einschlagkrater, die jeweils drei bis sechs Meter groß und 30 bis 60 Zentimeter tief sind.
Die Krater müssen zwischen Januar und September 2008 entstanden sein, da sie auf früheren Aufnahmen nicht zu sehen sind.
"Und wir sahen etwas sehr Ungewöhnliches in diesen Kratern", so Byrne weiter, "helles bläuliches Material, das wie Wassereis aussah. Und tatsächlich verschwand dieses helle Material im Laufe der Zeit, so wie wir es von Eis erwarten, denn gefrorenes Wasser ist an der Marsoberfläche nicht stabil." Bei dem geringen Luftdruck an der Marsoberfläche kann flüssiges Wasser nicht existieren - Wasser sublimiert deshalb aus dem festen sofort in den gasförmigen Aggregatzustand.
Spektroskopische Untersuchungen bestätigten dann, dass es sich bei der weißen Substanz um gefrorenes Wasser handelt. Die Einschlagkrater befinden sich etwa in der Mitte zwischen dem Nordpol und dem Äquator des
Roten Planeten. Nach Ansicht von Byrne zeigen die Funde, dass es noch in jüngerer Zeit mehr Wasser in der Marsatmosphäre gegeben haben müsse:
"Dieses Eis ist der Überrest eines feuchteren Klimas vor nicht allzu langer
Zeit, vielleicht vor wenigen tausend Jahren."
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