Rätselhaftes Objekt im Bärenhüter
von
Rainer Kayser
12. September 2008
Ein internationales Forscherteam hat im Bereich eines 8,2 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxienhaufens im Sternbild
Bärenhüter (Bootes) ein rätselhaftes Himmelsobjekt entdeckt, das keinem bislang bekannten Gestirn ähnelt. Das Objekt tauchte am 21. Februar 2006 auf, wurde im Verlauf von rund hundert Tagen um das 120-fache heller, und verschwand dann innerhalb eines ähnlich langen Zeitraums wieder.
Mit dem Weltraumteleskop Hubble haben Astronomen
ein Objekt entdeckt, von dem sie nicht wissen,
was es ist.
Bild:
NASA / ESA |
Eigentlich waren die Forscher um Kyle Barbary von der University of California in Berkeley mit dem Weltraumteleskop
Hubble auf der Suche nach explodierenden Sterne, nach Supernovae in
fernen Galaxienhaufen. Doch was sie vor zweieinhalb Jahren in Richtung des
Galaxienhaufens Cl1432.5+3332.8 entdeckten, war eindeutig keine Supernova.
"Die
Lichtkurve ist auch nicht in Übereinstimmung mit einem
Gravitationslinsen-Ereignis", schreiben die Astronomen in ihrem demnächst im
Fachblatt Astrophysical Journal erscheinenden Aufsatz über das geheimnisvolle Objekt. Bei solchen Ereignissen wird die Helligkeit eines fernen Gestirns durch die Schwerkraft eines Objekts im Vordergrund kurzzeitig erhöht.
Es gelang Barbary und ihren Kollegen, mehrere Spektren des neuen Gestirns aufzunehmen - doch damit wurde das Rätsel nur noch größer. "Das Spektrum ist nicht nur inkonsistent mit einem Supernova-Spektrum, es ähnelt nichts, was wir in unseren Katalogen haben." Die Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass es sich um ein neuartiges Objekt bislang unbekannter Art handeln müsse.
Nicht einmal über die Entfernung des Objekts herrscht Klarheit. Denn das es im Bereich des Galaxienhaufens Cl1432.5+3332.8 gestanden hat, bedeutet nicht, dass es auch physikalisch zu ihm gehört haben muss. Den Astronomen gelang es nicht, eine Galaxie ausfindig zu machen, in dem das Gestirn sich befunden haben könnte. Da sich keine Bewegung des Objekts am Himmel feststellen ließ, muss es weiter als etwa 130 Lichtjahre entfernt sein, meinen Barbary und ihre Kollegen. Andererseits lässt sich aus dem Spektrum ablesen, dass es nicht weiter als 11 Milliarden Lichtjahre entfernt gewesen sein kann. Zwischen 130 und 11 Milliarden Lichtjahren also - irgendwo zwischen uns und dem Rand des sichtbaren Universums.
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