Kleiner Planet um winzigen Stern
von Stefan Deiters astronews.com
4. Juni 2008
Astronomen haben am Montag die Entdeckung des vermutlich
kleinsten bislang aufgespürten extrasolaren Planeten bekannt gegeben. Die
entfernte Welt hat gerade einmal die dreifache Masse unserer Erde und umrundet
einen Stern, der deutlich kleiner als unsere Sonne ist. Der Fund gelang mit
Hilfe des sogenannten Microlensing-Verfahrens.
So stellt sich ein Künstler den jetzt entdeckten
Planeten vor.
Bild: NASA Exoplanet
Exploration Program |
"Unsere Entdeckung lässt vermuten, dass sogar die masseärmsten Sterne
Planeten haben können", erläutert David Bennett von der University of Notre
Dame, der das internationale Entdeckerteam leitete. Die Wissenschaftler
stellten ihren Fund am Montag auf einer Tagung der American Astronomical
Society in St. Louis vor. "Bislang wurden keine Planeten um Sterne
entdeckt, die weniger als 20 Prozent der Masse der Sonne hatten. Diese
Entdeckung zeigt aber, dass auch winzigste Sterne Planeten haben können."
Für die Entdeckung nutzten die Astronomen die sogenannte Microlensing-Methode.
Dabei werden durch ein Teleskop ständig eine große Zahl von Sternen anvisiert
und dabei überwacht, ob einer dieser Sterne kurzeitig seine Helligkeit ändert.
Passiert dies, könnte ein Objekt durch die Sichtlinie von der Erde zum
entfernten Stern gelaufen sein. Seine Masse wirkt wie eine Linse und verstärkt
kurzzeitig das Licht des Sterns im Hintergrund. Man erkennt diese
Microlensing-Ereignisse anhand eines charakteristischen
Helligkeitsverlaufs.
Umrundet nun ein Planet das Objekt, das durch die Sichtlinie läuft, wird
dieser Helligkeitsverlauf - die Astronomen sprechen von einer Lichtkurve - ein
wenig gestört. Aus der Störung können die Forscher dann auf die Masse des
Planeten schließen.
"Die Entdeckung zeigt eindrucksvoll wie leistungsfähig die Microlensing-Methode
ist, um massearme Planeten zu finden", ist Bennett überzeugt. "Wir hoffen, dass
wir mit diesem Verfahren auch bald den ersten Planeten mit einer erdähnlichen
Masse aufspüren werden."
Der neue Planet trägt den etwas unhandlichen Namen MOA-2007-BLG-192Lb und
liegt in einer Entfernung von etwa 3.000 Lichtjahren. Sein Zentralstern ist
entweder ein sehr massearmer Stern, der - wie unsere Sonne - Wasserstoff zu
Helium verbrennt, oder aber ein Brauner Zwerg, also ein Objekt, das nicht über
ausreichend Masse verfügt, um die nuklearen Fusionsprozesse in seinem Inneren zu
starten. Genaueres lässt sich anhand der vorliegenden Daten nicht sagen.
Die Entdeckung gelang mit Hilfe von zwei Beobachtungsprogrammen:
Microlensing Observations in Astrophysics (MOA), zu dessen Team auch
Bennett gehört, und dem Optical Gravitational Lensing Experiment
(OGLE). "Der Fund ist so wichtig, weil er darauf hindeutet, dass sich
erdähnliche Planeten um massearme Sterne bilden können. Und massearme Sterne
sind in der Milchstraße sehr häufig", meint auch Michael Briley von der
amerikanischen National Science Foundation, die Bennetts Arbeiten
unterstützt.
Wirklich erdähnlich dürfte es auf MOA-2007-BLG-192Lb allerdings nicht sein:
Zwar umrundet die Neuentdeckung seine Sonne in einem Abstand, der in etwa mit
dem Abstand der Venus von unserer Sonne vergleichbar ist, doch ist sein
Zentralstern deutlich leuchtschwächer als unsere Sonne, so dass die Temperaturen
mehr denen auf Pluto gleichen dürften. Eventuell könnte aber eine dicke
Atmosphäre für etwas wärmere Temperaturen auf der Oberfläche sorgen. Die
Forscher spekulieren sogar, dass innere Wärme, etwa durch radioaktiven Zerfall,
den Planeten so weit aufheizen könnte, dass es erdähnliche Temperaturen auf ihm
gibt.
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Ferne
Welten - die astronews.com Berichterstattung über die Suche nach
extrasolaren Planeten
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