Blick in eisige Südpolarregion
Redaktion /
DLR-Pressemitteilung astronews.com
12. März 2008
Heute veröffentlichte das Deutsche Zentrum für Luft- und
Raumfahrt (DLR) neue Aufnahmen der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord der
europäischen Sonde Mars Express. Sie zeigen mit der Region Promethei
Planum ein abwechslungsreiches und teilweise vereistes Gebiet, das etwa 800
Kilometer vom Südpol des Mars entfernt ist.
Blick auf
Promethei Planum, einem Gebiet in etwa 700 bis
800 Kilometer Entfernung zum Südpol des Mars.
Süden ist links.
Bild: ESA / DLR / FU Berlin (G. Neukum) [Vergrößerte
Gesamtansicht] |
Die durch den Nord- und Südpol verlaufende Rotationsachse des Mars
steht mit einer Neigung von 25 Grad etwa genau so schräg wie die Polachse der
Erde. Dies führt auch auf dem Mars, während er die Sonne ein Mal umläuft, zu
stark ausgeprägten jahreszeitlichen Veränderungen in hohen nördlichen und
südlichen Breiten. An beiden Polen auffallend ist insbesondere eine deutliche
Zunahme der Vereisung im Laufe des Winterhalbjahres.
Am 22. September 2005 nahm die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
(DLR) betriebene hochauflösende Stereokamera (HRSC) an Bord der ESA-Sonde
Mars Express einen Teil der Region Promethei Planum auf. Das Gebiet ist
etwa 800 Kilometer vom Mars-Südpol entfernt. Auf den Bildern, die im frühen
Sommer auf der Südhalbkugel entstanden sind, ist eine abwechslungsreiche und
teilweise vereiste Landschaft zu sehen.
Promethei Planum ist vermutlich ein ehemaliges Einschlagbecken, in das Eis
vom Südpol vorgedrungen ist. Im nördlichen Teil der Szene (rechts in der großen
Gesamtansicht) befindet sich der einhundert Kilometer große Einschlagskrater
Liais. Der Rand des Kraters, der nach dem französischen Astronomen Emmanuel
Liais (1826-1900) benannt wurde, ist bereits stark verwittert. Das Innere des
800 Meter tiefen Kraters ist teilweise von Wassereis und Reif bedeckt, das die
Konturen der Landschaft, wie Schichtungen oder einzelne Dünen in einem großen
Dünenfeld, zum Teil markant hervortreten lässt.
Südlich von Liais, etwa in der Bildmitte der Gesamtansicht, sind die
Strukturen eines vermutlich basaltischen Lavastroms zu erkennen; Basalt ist das
am häufigsten auf dem Mars auftretende vulkanische Gestein – auf der Erde bildet
es die Ozeanböden und beispielsweise die Hawaii-Inseln. Die Oberfläche des
erstarrten Basalt-Lavastroms ist teilweise von Schnee beziehungsweise Reif
überdeckt. In der Umgebung (unterhalb des Lavastroms) sind dunkle, fast schwarz
erscheinende Dünen zu erkennen, die höchstwahrscheinlich aus Gesteinsstaub
dieses Lavastroms oder aus vulkanischer Asche bestehen.
Noch etwas weiter südlich erhebt sich ein ausgedehntes Eisfeld: der Beginn
der den Südpol permanent bedeckenden Wassereiskappe. Deutlich ist an der steilen
Kante weißes, sauberes Eis zu erkennen (linker Rand der Gesamtansicht). Zwischen
den einzelnen hellweißen Eisschichten befinden sich dünne Lagen von Staub, die
vom Wind auf das Eis getragen wurden. Die Eiskappe erreicht hier eine Dicke
zwischen 900 und 1.100 Metern.
Daten des MARSIS-Radarexperiments (Mars Advanced Radar for
Subsurface and Ionosphere Sounding) an Bord von Mars Express haben
gezeigt, dass die Mächtigkeit der Eiskappe am Südpol stellenweise mehr als 3.500
Meter erreicht und damit ein Volumen vergleichbar dem des Grönland-Eisschildes
auf der Erde hat (astronews.com berichtete). Zusammen mit der Eiskappe des
Nordpols bildet sie das derzeit größte Wasservorkommen des Mars. Würde das
polare Eis abschmelzen, so wäre die gesamte Oberfläche des Mars von einer mehr
als elf Meter tiefen Wasserschicht bedeckt.
Das Kameraexperiment HRSC auf der Mission Mars Express
der Europäischen Weltraumorganisation ESA wird vom Principal Investigator
(PI) Prof. Dr. Gerhard Neukum von der Freien Universität Berlin geleitet. Das
Wissenschaftsteam besteht aus 45 Co-Investigatoren aus 32 Institutionen und zehn
Nationen. Die Kamera wurde am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
entwickelt und in Kooperation mit industriellen Partnern gebaut. Sie wird vom
DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof betrieben. Die
systematische Prozessierung der Daten erfolgt am DLR. Das hier gezeigte Bild
wurde von der PI-Gruppe am Institut für Geologische Wissenschaften der Freien
Universität Berlin in Zusammenarbeit mit dem DLR-Institut für Planetenforschung
erstellt.
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